Punktediebe aus dem Pott

Barbarez sammelt Tore und Platzverweise: Das 1:1 des HSV gegen Bochum beweist erneut, dass der VfL ein cleverer Punktedieb in der AOL-Arena ist. Statt auf dem erträumten UEFA-Cup-Platz verharrt der HSV weiter im Mittelfeld der Tabelle

von OKE GÖTTLICH

„Rache“ forderten die Fans des HSV per Papptafel. Das Pokalaus vom vergangenen Dienstag gegen den VfL Bochum (0:1) hatten sie noch immer nicht verdaut. Dafür war zuviel von fragwürdigen Abseitsentscheidungen und Schiedsrichterleistungen die Rede. Also wollte der HSV gestern Nachmittag mit einem Sieg über die forsche Bochumer Mannschaft wenigstens in der Bundesliga die Chance nutzen, vom neunten auf den fünften Platz in der Tabelle vorzurücken und den Weg in einen europäischen Wettbewerb zu finden.

So startete der HSV erneut mit drei Stürmern und zeigte von Beginn an das Bemühen, europäische Träume der Fans zu beflügeln. Mit Fortschreiten der ersten Halbzeit blieb es jedoch bei angestrengten Versuchen und einer Szene in der 35. Minute, als Mehdi Mahdavikia zweimal hintereinander die Möglichkeit zu einer Flanke in den 16-Meter-Raum hatte, aber letztlich keine Anspielstation zielgerichtet bedienen konnte.

Zuvor wussten die Bochumer ein ums andere Mal clever vor dem Tor des HSV-Keepers Pieckenhagen aufzutauchen und bereits in der 4. Minute eine sehr gute Chance durch Meichelbeck nicht zu nutzen. In der letzten Minute der ersten Hälfte durften sich die latent benachteiligt fühlenden HSV-Fans dann auch ihrer aufgestauten Wut über Schiedsrichter im Allgemeinen entledigen. Vorausgegangen war ein nicht anerkanntes Tor von Sergej Barbarez, nachdem Schiedsrichter Albrecht eine Unsportlichkeit von Rodolfo Cardoso gesehen haben wollte.

Eine strittige Entscheidung, die Barbarez dann in der 56. Minute richtig stellte. Nach einem Ballverlust des Bochumer Linksverteidigers Colding, hervorgegangen aus einem erfolgreichen Störversuch Cardosos, konnte sich Barbarez den Ball im Halbfeld schnappen und mit einem gelungenen Alleingang das 1:0 für den HSV erzielen.

Eine folgenschwere Führung, nach der die HSV-Anhänger ihren Evergreen „Wer wird Deutscher Meister...“ anstimmen sollten. Ein bißchen früh fand wohl auch Barbarez, weshalb er das Spiel noch mal spannend machte. In der 68. Minute stänkerte er gegen Linienrichter Lange und musste nach der zweiten gelben Karte den Platz verlassen.

Mit wenig konstruktiven Angriffsbemühungen drängten die Bochumer auf den Ausgleich. Eine Flanke über 50 Meter in der letzten Spielminute genügte, um den von Hertzsch allein gelassenen Grauland zu finden, der keine Probleme hatte, den glücklichen Ausgleich für die Bochumer zu erzielen und den HSV vom erträumten UEFA-Cup-Platz auf den siebten Tabellenplatz zurückzumanövrieren.

HSV: Pieckenhagen – Hertzsch, Fukal, Ujfalusi, Hollerbach – Maltritz, Benyamin, Cardoso (74. Rahn) – Mahdavikia, Barbarez, Christensen (84. Antar) Bochum: Vander – Meichelbeck, Kalla, Colding, Fahrenhorst – Gudjonsson (64. Grauland), Schindzierlorz (82. Vriesde), Wosz (21. Bemben) – Freier, Hashemian, Christiansen Tore: 1:0 Barbarez (56.), 1:1 Grauland Gelb-rote Karte: Barbarez (68.)