Schills patriotische Gesellschaft

Landesparteitag: Partei Rechtsstaatlicher Offensive folgt ihrem Vorsitzenden aufs Wort und bestätigt Schill als Hamburger Parteichef. Der verteidigt russisches Giftgas gegen Denkverbote und findet innerparteiliche Kritiker psychisch labil

von SANDRA WILSDORF

Die Schill-Partei bleibt Schill. Beim Landesparteitag folgte die Partei Rechtsstaatlicher Offensive gestern ihrem Gründer und Vorsitzenden aufs Wort: 96,8 Prozent der Delegierten bestätigten ihren Namensgeber als Landesvorsitzenden und wählten auch sonst, wen er wollte.

Als Schill den Saal in der von Polizei weiträumig abgesperrten Patriotischen Gesellschaft betritt, klatschen die knapp 200 Parteimitglieder. Er genießt es und hält eine kämpferische Rede. Darin verteidigt er seine Giftgas-Idee (siehe unten) als Teil einer „vorausschauenden Politik“. Es dürfe „keine Denkverbote“ geben, „wir leben nun mal in einer Zeit, in der wir über solche Dinge nachdenken müssen“.

Schill stellt in seiner Rede auch fest: „Die Basis hätte sich wohl eine intensivere Betreuung durch den Vorstand gewünscht“ – es gibt Klatscher, doch kein kritisches Wort. Vielleicht besänftigt es die Verärgerten, wie Schill das Hamburg unter Schill darstellt: sicher, verkehrsflüssig, frei von offener Drogenszene. Und mit einem Hauptbahnhof, den der ADAC zum zweitsichersten in Deutschland gewählt habe.

Und schließlich eint auch der gemeinsame Gegner: Schill polemisiert gegen die SPD, gegen „erfundene Polizeiskandale“, gegen Bambule-Bewohner und Sympathisanten, die demonstrieren, „weil sie den Kick genießen, bei Veranstaltungen dabei zu sein, von denen Gewalt ausgeht“. Feinde aber sind für Schill auch innerparteiliche Querulanten, „ehrgeizzerfressene, psychisch labile Charaktere“, denen Parteimitglieder „bei jeder Gelegenheit die rote Karte zeigen müssen“.

Die Delegierten haben verstanden. Wir und die. Sie gehen in die mit dem Porträt des Parteivorsitzenden plakatierten Wahlkabinen und stimmen für ihn. Als Stellvertreter bestätigen sie anschließend Mario Mettbach, der das Amt allerdings räumt, wenn der Bundesparteitag ihn im Februar zum Bundesvorsitzenden wählen sollte. Gestern wird Mettbach schon mal zum Bundes-Beisitzer gewählt.

Als Landes-Vize wird auch Dirk Nockemann bestätigt. Eine wirkliche Wahl haben die Delegierten erst beim Posten des Schatzmeisters, den Parteitagspräsident Rolf Rutter für besonders wichtig hält, „weil wir keine islamische Buchführung wollen, bei der alles verschleiert ist“. Der bisherige Schatzmeister Norbert Frühauf fühlt sich als Fraktionschef ausgelastet und tritt nicht mehr an. Schill persönlich schlägt den Bürgerschaftsabgeordneten Christian Brandes vor und brüskiert damit Wiebke Rahlf, die bisher stellvertretende Schatzmeisterin war und aufrücken wollte. Brandes gewinnt.

Und auch Katrin Freund kann sich bei der Wahl zur Schriftführerin nicht durchsetzen. Ganz knapp unterliegt Schills Exfreundin gegen Jeannine Schupp. Freund und Frühauf sind jetzt nur noch Beisitzer.