Die Welt zu Gast in Oldenburg
: Geschlechterforschung in muslimischen Ländern

Macht verhandeln

Die muslimische Frau ist dem Manne unterlegen und wird unterdrückt – es ist dieses Klischee, das in vielen westlichen Köpfen das Bild des Islam mitbestimmt und eine Welt in vielen Graustufen auf Schwarz-Weiß einengt. Wie vielfältig die Geschlechter-Diskurse in den Gesellschaften Nordafrikas, des Nahen Ostens oder Südostasiens sind, zeigt sich in den kommenden Tagen in Oldenburg. Bei dem internationalen Workshop mit dem umfangreichen Titel „Negotiating Power, Contesting Violence, and Assessing Perspectives for Transcultural Approaches: Gender and Nation State in Muslim Societies“ ( „Macht verhandeln, Gewalt eindämmen und Perspektiven transkultureller Ansätze entwickeln: Geschlecht und Nation in muslimischen Gesellschaften“) vom 12. bis 15. Dezember an der Universität Oldenburg diskutieren mehr als 20 ExpertInnen aus Nordafrika, Südostasien, dem Mittleren Osten, Nord- und Osteuropa und Nordamerika Geschlechter- und Gewaltkonstruktionen in der muslimischen Welt.

Der Psychologe und Kriminologe Mohammed Adwah Baobaid zum Beispiel wird über Männlichkeit und geschlechtsspezifische Gewalt im Jemen sprechen. Er gründete in den Neunzigern das Institut für Frauenstudien an der Universität Sanaa im Jemen und musste wegen eines Konfliktes um dieses Zentrum ins Exil nach Kanada flüchten.

Pinar Ilkkaracan gelang es im Rahmen ihres Netzwerkes „Women for Women’s Human Right“ im türkischen Heiratsrecht mehr Gleichheit zwischen Mann und Frau zu verankern. In ihrem Vortrag spricht sie über das Verhältnis von Frauen und Sexualität in muslimischen Gesellschaften.

Mit der Konferenz will die Veranstalterin, das Zenturm für interdisziplinäre Frauen und Geschlechterforschung der Uni Oldenburg, einen Versuch unternehmen, der gegenwärtigen Dominanz von westlichen Interpretationsansätzen in der Gewalt- und Geschlechterforschung entgegenzuwirken. Bewusst soll die Gewaltfrage nicht nur auf internationale Verhältnisse, sondern auf ihre Verankerung in Nationalstaaten und ihre Alltagspraktiken in muslimischen Gesellschaften untersucht werden.

Mona Motakef

12.–15. Dezember, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, BIS-Saal, Beginn: 12.12, 14 Uhr. gender.violence@uni-oldenburg.de