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United Airlines ist pleite

Ein Überbrückungskredit ermöglicht den Weiterbetrieb während des Insolvenzverfahrens. Modell der Mitarbeiterbeteiligung gilt als gescheitert. Krise der Luftfahrtbranche nicht auf United beschränkt

aus New York NICOLA LIEBERT

Von der einstmals größten Fluglinie der Welt ist nur noch ein Häuflein Elend übrig. United Airlines, die von den Terroranschlägen im September vergangenen Jahres schwer angeschlagene US-Fluggesellschaft, trat gestern den Gang zum Konkursrichter an. Allerdings versicherte das Management, dass der Betrieb trotzdem störungsfrei weiterlaufen werde.

Am vergangenen Wochenende war es dem Aufsichtsrat noch gelungen, einen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Dollar an Land zu ziehen, der den Weiterbetrieb während des Insolvenzverfahrens ermöglichen soll. Gescheitert scheint ein vor zehn Jahren als wegweisend beschriebenes Modell der Mitarbeiterbeteiligung. United befindet sich zu 55 Prozent in Besitz der Belegschaft, und anders als bei anderen US-Firmen haben Gewerkschafter im Aufsichtsrat Sitz und Stimme. Die Mitarbeiter hatten 1994 Anteile an dem Unternehmen erhalten im Gegenzug für Lohneinbußen, die sie hinnahmen, um der schon damals kriselnden Firma auf die Beine zu helfen.

Auch diesmal sollten Lohnkürzungen die Rettung bringen. Die Fluglinie, die täglich zwischen 7 und 8 Millionen Dollar verliert, beantragte eine Kreditbürgschaft über 1,8 Milliarden Dollar beim staatlichen Unterstützungsfonds, den die US-Regierung nach den Terroranschlägen eingerichtet hatte. Voraussetzung dafür war ein handfester Plan, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Die meisten Gewerkschaften waren zu Lohneinschnitten von insgesamt 5,2 Milliarden Dollar über fünfeinhalb Jahre bereit.

Trotzdem lehnte der Fonds den Antrag auf Unterstützung ab. Da ab dieser Woche Schulden von fast 900 Millionen Dollar fällig werden, blieb United keine Alternative zum Konkursantrag. Die Aktien der Belegschaft werden damit weitgehend wertlos. Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft beschwor die Fluggäste, auch weiter mit United zu fliegen: Der Konkurs „wird schmerzhaft für Aktionäre und Angestellte, aber die Passagiere sollten keinen Unterschied merken“.

Das Kapitel 11 des US-Konkursrechts bietet den Pleite gegangenen Unternehmen weitgehenden Schutz vor den Gläubigerforderungen und so den Spielraum, sich zu restrukturieren. Dazu braucht United die 1,5 Milliarden Dollar, die jetzt ein Bankkonsortium aus JP Morgan Chase, Citibank, Bank One und der CIT Group zur Verfügung stellte. Die Banken sind bereit, der angeschlagenen Fluglinie Geld zu leihen, weil diese Schulden im Rahmen des Insolvenzverfahrens Vorrang vor allen anderen Gläubigerforderungen haben.

Zwar ist diese Insolvenz die mit Abstand größte im durchaus pleitegewöhnten US-amerikanischen Luftfahrtsektor. Bislang hatte US Airways den Rekord gehalten, das sich im vergangenen August insolvent meldete. Die derzeitige Krise ist aber längst nicht auf United beschränkt. Fast die gesamte Luftfahrtbranche der USA hat sich nicht auf den geänderten Wind einstellen können, der seit Ende des Wirtschaftsbooms vor knapp zwei Jahren weht. „Die meisten Fluglinien haben ihr Geschäftsmodell in einer Zeit hohen Verkehrsaufkommens und hoher Flugpreise geschaffen“, kritisiert Juraprofessor Michael Levine, der die Regierung bei der Deregulierung des Luftverkehrs beriet. Sie verließen sich fast ausschließlich auf Geschäftsreisende, die Höchstpreise zu zahlen bereit waren, nun aber plötzlich aufs Geld sehen müssen. Der staatliche Hilfsfonds habe mit seiner Ablehnung des United-Geschäftsplans eine Warnung für die ganze Branche abgegeben.

Die Tatsache, dass die Mitglieder der mächtigen Mechanikergewerkschaft ihren Teil an den Lohneinbußen von sechs bis sieben Prozent abgelehnt hatten, schien daher nicht ausschlaggebend für die Ablehnung der Kreditbürgschaft durch den Fonds zu sein. Auch wenn die geplanten Lohnkürzungen um 5,2 Milliarden Dollar zustande gekommen wären, so dürfte das nicht ausreichen, um bei United die Wende zu bringen. Konzernchef Glenn Tilton war bereits am Freitag über eine Telefon-Hotline mit einer aufgezeichneten Botschaft zu hören, wonach der Sparplan noch „aggressiver“ werden müsse. Tiltons Vorgänger John Creighton hatte sich erst im Sommer bei den Gewerkschaften unbeliebt gemacht, als er einen Einsparbedarf von neun Milliarden Dollar bei Löhnen und Gehältern festmachte.

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