Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

BWL-Studentin hat Internet-Angebot gegründet, mit dem sich alte FreundInnen wieder aufspüren lassen

Am Anfang war der Frust. Als die Hamburger BWL-Studentin Gabi Bergmann vor einiger Zeit die Sehnsucht nach einer Sandkastenfreundin ereilte, zu der aller Kontakt längst abgebrochen war, stand die heute 38-Jährige erst einmal auf dem Schlauch. Die frühere Adresse längst überholt, der Nachname dem Bund fürs Leben geopfert. Nur über verschlungene Pfade gelangte sie schließlich mit viel Mühe ans Ziel, sprich an die Spielkameradin aus Zeiten, wo Erinnerungsfotos noch schwarz-weiß waren.

Das muss doch einfacher gehen, dachte sich Bergmann. Die Idee wie, kam ihr, als sie beim Surfen im Internet durch Zufall auf die Website friendsunited.co.uk stieß. Hier sind rund sechs Millionen Briten registriert, die nur ein Ziel haben: Alte Freunde wiederzufinden.

Inzwischen hat sich Gabi Bergmann den Domain-Namen www.freunde-wiederfinden.de gesichert und mit einer befreundeten Webdesignerin eine ansprechende Seite ins Netz gestellt. „Ob frühere Nachbarin, erste große Liebe oder alter Schulfreund: hier soll es die Möglichkeit geben, sie wiederzufinden“, erläutert die gelernte Erzieherin ihr Konzept. Verschiedene Suchkriterien sollen die NutzerInnen zielgerichtet zur Person ihrer Wahl führen.

Doch damit diese Suche auch Erfolg verspricht, müssen sich in die Datenbank – die erst seit vergangenem Sommer im Netz steht – noch viel mehr Menschen eintragen lassen, die suchen oder gefunden werden wollen. Zur Zeit sind es gerade mal 120 Personen, meist Freunde und Bekannte der Domain-Gründerin. „Warum soll, was in England möglich ist, nicht auch hier funktionieren?“, schaut Bergmann neidisch auf die Nutzer-Millionen ihres britischen Vorbilds.

Dabei hat der virtuelle Kontakthof auch hierzulande mit den Online-Datenbanken passado.de, friendlink.de und der vom Magazin Stern gepushten Domain www.stern-klassentreffen.de eine scheinbar übermächtige Konkurrenz im Netz. Doch all diese Angebote haben für Bergmann einen Fehler: „Sie haben nur einen Zweck: Schulfreunde wiederzufinden und Klassentreffen zu organisieren.“ Wer aber verloren gegangene Lebensabschnitts-Freunde sucht, die nicht dieselbe Schulbank teilten, gehe hier leer aus.

Da der Eintrag in die Datenbank kostenlos ist und erst bei der Kontaktaufnahme eine Jahresgebühr von fünf Euro fällig wird, ist das Dabeisein ohne finanzielles Risiko. Wenn die Suchmaschine ein Erfolg wird, hat sich Bergmann schon einen weiteren Domain-Namen gesichert: flirts-wiederfinden.de. Weil alte Liebe ja bekanntlich selten rostet. MARCO CARINI