Ich wünsch‘ mir was

Sachensauger und intelligente Kleidung: Es gibt so viele Geschenke, die nicht gemacht werden können, weil ihre Erfindung noch aussteht

Nicht schlecht der Kühlschrank, der per Internet den Nachschub einkauft

von KAIJA KUTTER

Kreisch: „Wo ist der Barbie-Schuh?“ „Mama, die Krone ist weg!“ „Mama, der Zauberstab liegt hinter dem Sofa gefallen!“ Das Nikolausfest bot schon einen Vorgeschmack auf Weihnachten. Töchterchen bekam zwar nur ein lila Puppenkleid samt Zubehör, doch spätestens am 24. Dezember wird unser Haushalt wieder um mehrere hundert Kleinstgegenstände reicher sein. Der billige Plastikguss macht‘s möglich. Kinder bekommen nicht einfach nur eine Puppe oder ein Feuerwehrauto, nein, sie bekommen auch noch unüberschaubare Mengen zentimeterkurzer Teilchen hinzu – vom Miniaturlockenstab bis zum Miniatmungsgerät. Ist zu nichts zu gebrauchen, aber sieht aus wie echt.

Erst werden diese Dinge sorgsam behütet, dann liegen sie zwischen den Milben auf dem Teppich und sind, wenn der Staubsauger kommt, husch-klick-klack, ganz schnell weg. Und ganz schnell wieder da, wenn es ihn denn gäbe, den Sachensauger. Er sähe aus wie ein Staubsauger, hätte nur eine etwas größere Düse und vor dem Staubbeutel ein rausziehbares Sieb, das Legos, Dinos und Playmos rettet.

Erfunden gehört noch so manches. Der Rundumsichthelm für Radfahrer, der vor Straßenlärm schützt, die beheizbaren Socken, die Castorblockaden im Winter erträglicher machen, oder der Schlitten, der per Klick auf Rollen umgestellt werden kann. Denn wenn‘s hier mal schneit, wird der Fußweg sofort von pflichteifrigen Nachbarn zu mindestens einem Drittel gefegt. Und rimmpff fährt sich der Schlitten dann regelmäßig fest und hinterlässt über sein Ziehseil rote Striemen an den Händen Kleinkind-ziehender Eltern.

Überhaupt ist das Thema moderner Familienhaushalt, in der keine Rund-um-die-Uhr-Hausfrau für Ordnung sorgt, erfindungstechnisch noch völlig unerforschtes Gebiet. Nicht schlecht der Kühlschrank, der per Internet den Nachschub einkauft. Auch wenn Einkaufen im Supermarkt wieder Spaß machen könnte, wenn es gelänge, eine Vorrichtung zu schaffen, die die Dinge genauso schnell einpackt, wie die Kassiererin die Preise scannt. Und ein Maschinchen, das die komplizierte Müllsortiererei ganz ohne menschliches Zutun bewältigt, würde auch auf so manchem Wunschzettel landen – weit vor Waffeleisen, Raclettegrill oder Fotohandy. Erfunden gehört vielleicht auch der intelligente Kleiderschrank, der in Kooperation mit der Waschmaschine das Legen und Sortieren der Legionen von T-Shirts, Sweatshirts und Hosen übernimmt.

Analog zum Sachensauger böte sich ein Klamottensauger an, der die von Familienmitgliedern achtlos auf dem Boden verteilte Garderobe auf Flecken und Weitertragbarkeit scannt. Dazu bitte schnell die intelligente Kleidung, Socken, die von alleine wieder zueinander finden, Mützen und Handschuhe, denen kleine Beinchen wachsen und die brav zurückkommen, wenn sie in der Schule liegen gelassen wurden.

Nun könnte man sagen, man wünscht sich statt dessen konsequent erzogene Kinder, die garnie nix liegenlassen und ihre Socken, ihre Legos und ihr Barbiezeugs sorgsam beisammen halten. Die wünsche ich mir aber nicht.