Rücktritt bei der SPD
: Kein Grund zur Sorge

Der Rücktritt von SPD-Fraktionschef Uwe Grund ist die logische Konsequenz aus seinen schwachen Auftritten. Er war der falsche Mann am falschen Ort. Grund hatte keine Wahl mehr, zumal der Mann, der ihn lange stützte, gestern den Daumen senkte: Parteichef Olaf Scholz. Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

Grund war von Beginn an eine Übergangslösung. Hinter seinem breiten Rücken sollten, so das Kalkül von Scholz, hoffnungsvolle Talente zwei Jahre lang reifen bis zur Stabübergabe im nächsten Herbst. Dass das Spitzenamt der größten Oppositionspartei in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode neu besetzt würde, war kein Geheimnis.

Nun aber muss es vorzeitig gelüftet werden. Gesucht wird der Gegenspieler des Bürgermeisters, der Ole von Beust in Parlament und in Öffentlichkeit bieten kann, was Grund nicht konnte: Paroli. Die Schonzeit ist vorbei für den nächsten Statthalter.

Denn der Fraktionsvorsitz ist weiterhin nicht gleichbedeutend mit dem Anspruch auf die Spitzenkandidatur. Der Weg zum sozialdemokratischen Bürgermeisterkandidaten führt auch künftig nur über Scholz oder – Thomas Mirow. Der Ex-Senator wartet still und geduldig in der zweiten Reihe auf den Ruf der SPD-Rechten.

An der Neubesetzung der Fraktionsspitze könnte sich der Unmut vor allem auf dem rechten Flügel über den harten Führungsstil von Olaf Scholz Bahn brechen. Wenn die SPD Schwarz-Schill 2005 ablösen will, kann sie sich interne Konflikte aber nicht erlauben: Denn das wäre in der Tat ein Grund zur Sorge.

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