Bei den Herren Alter vor Schönheit

Zeichner Tom Körner alias ©TOM hat für die taz eine exklusive Abo-Prämie gezeichnet: ein Romee-Blatt mit allen Touché-Figuren
Interview WILLI VOGELPOHL

taz: Herr Körner, haben Sie eine Doppelkopf-Runde, die sich schon auf Ihr neues taz-Kartenspiel freut?

Tom Körner: Einige, aber keine eigene. Ich hab‘s nicht so mit Mannschaftssportarten.

Bube, Dame und König haben Sie nach den bekannten Figuren aus den Touches gezeichnet - nach welchem Prinzip haben Sie entschieden, wer Bube und wer König ist? Und wer von den weiblichen Figuren zur „Dame“ taugt?

Bei den Damen von oben nach unten. Bei den Herren Alter vor Schönheit.

Lassen Sie uns über die täglichen Witzbildchen reden. Muss ein Touche immer aus drei Bildern bestehen? Und wenn ja: Warum würden 4 oder 5 Bilder nicht funktionieren?

Hm. Das hat sich durch das Layout ergeben. Das Format stand zur Verfügung, ich hab mich danach gerichtet. Und dann daran gewöhnt. Ganz am Anfang hab ich auch ab und zu mal 4 Bilder gemacht, wie die klassischen amerikanischen Strips, war dann doch zu eng. Später hätte ich sicher mehr Platz bekommen können, aber 3 waren es dann eben. Mehr Bilder haben den Vorteil, dass man mehr Zeit hat. Zur Einleitung, für Dialoge, um Leute einfach mal blöd rumstehen zu lassen, für Denkminuten. Dafür sind die Dreier knackiger.

Welcher Dramartugie folgt der Dreischritt der Touches? Einleitung, Hauptteil, Pointe?

Wichtig ist, dass im ersten Bild klar ist, wo man ist und was ab geht. Dann nimmt man den geneigten Leser bei der Hand, führt ihn behutsam zum letzten Bild und zeigt ihm, wo der Blödsinn liegt.

Oft sind die Texte, die die Figuren sprechen, lustiger als die Zeichnungen. Ist an Ihnen ein Texter verlorengegangen?

Och, Sketche schreiben kann ich auch... Bei den Strips muss ich die Dialoge natürlich stark komprimieren. Das gibt oft den Pepp.

Können Sie Witze erfinden? Oder können Sie sich Witze nur in Verbindung mit Zeichnungen ausdenken?

Den klassischen erzählten Witz? Kommt ,ne Frau zum Arzt? Gar nicht, kann ich mir nicht mal merken. Ich mach Witzbildchen. Ohne Bildchen geht da nix.

Haben Sie schon mal einen ganzen Comic mit einer langen Geschichte gezeichnet?

Einseiter und Zweiseiter. So richtig langes noch nicht. Das ist knifflig und braucht viel Zeit und eine gute Geschichte.

Sie werden wie kein anderer Zeichner mit der taz in Verbindung gebracht. Was ist die taz für Sie? Vater, Mutter, Entdeckerin?

Wir leben in Symbiose. Die taz ist die Seeanemone und ich bin der Clownfisch.

Wie kamen Sie überhaupt zur taz oder wie kam die taz zu Ihnen?

Okay, die Taschenlexikonversion: 1991 entstand „die Wahrheit“. Die Redakteure wollten einen täglichen exklusiven Comicstrip. Der erste war Lillian Mouslis „Gruselalphabet“. Das war dann durch und Lilli sollte im Kollegenkreis Bescheid geben, dass man jemanden suche. Das hörte ein blutjunger Kollege mit vollem Haar... Dann hab ich mir schnell einen Titel ausgedacht und einen Stapel gekritzelt und hingeschickt. Und das mache ich im Prinzip immer noch. Nur mit weniger Haar.

Gibt es eine Entwicklung der Figuren und Geschichten über die Jahre? Gibt es noch alle Figuren, die vor 13 Jahren erfunden wurden?

Natürlich - es kommt ja immer was dazu. Die Leute erleben ja was. Gerade bei den alten Serien, die schon lange laufen. Die fangen alle im ersten 1000er Ziegel an, sind also in den ersten 3 Jahren entstanden. Manche Serien sind auch auf Eis gelegt. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Mir geht es da wie allen Schöpfern: Ich habe a) keinen Plan und b) keinen blassen Dunst, wo das alles hinführen soll.

Was ist Ihre Lieblingsfigur? Haben Sie ein alter ego im Touché-Personal?

Meine Lieblingsfigur ist immer die, mit der ich gerade die besten Witze machen kann. Und ich wollte auf gar keinen Fall eine meiner Figuren sein. Meine Nase wird so schon immer größer.