Feuer und Flamme für die Umwelt

Behörden und Verbände diskutieren Kriterien für nachhaltige Olympische Spiele. BUND sieht Chance für Hamburg und fordert Umsetzung des Kursbuches Umwelt. Greenpeace: Das wichtigste sind verbindliche Kriterien

Es geschieht nicht oft, dass BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch die Obrigkeit dieser Stadt lobt. Beim Umweltbericht der Olympia-GmbH machte er auf einer Arbeitstagung zur Nachhaltigkeit der Olympia-Bewerbung am Freitag eine Ausnahme: Dieser sei „insgesamt eine sehr gute Vorlage“. Er basiere zum großen Teil auf dem Kursbuch Umwelt der ehemals grünen Umweltbehörde, das der jetzige Senat jedoch nicht zum Bestandteil seiner Politik erklärt habe. „Die Stadt muss sagen: ‚Wir stehen zum Kursbuch Umwelt‘“, verlangte Braasch. Hamburgs nationale Mitbewerberinnen haben in Sachen Nachhaltigkeit zum Teil stark vorgelegt: Stuttgart habe die Umweltleitlinien von Greenpeace zum Bestandteil seiner Bewerbung gemacht, sagte Nabu-Geschäftsführer Stephan Zirpel.

Nabu und BUND verlangten die Einbindung von Nichtregierungsorganisationen (NRO) bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele. Die Olympia-GmbH solle einen „Umweltbeirat“ gründen, schlug Zirpel vor. Braasch regte einen „Planungsstab mit Beteiligung der NRO“ an. Damit würde Hamburg die Lektionen beherzigen, welche Greenpeace bei ihrer Betreuung der Spiele in Sydney gelernt hat.

Neben den NROs müssten die Anwohner und unabhängige Gutachter in die Planung einbezogen werden, sagte Sven Teske, der acht Jahre lang für Greenpeace daran arbeitete, Olympia in Sydney zu ökologisch korrekten Spielen zu machen. Sie alle müssten regelmäßig über den Stand der Vorbereitungen informiert werden und sollten einen festen Ansprechpartner im Organisationskomitee haben. Die beteiligten Firmen müssten ihr Wissen über den Stand der ökologischen Technik austauschen.

Umweltrichtlinien, so Teske weiter, müssten vor der Ausschreibung verbindlich festgelegt und mit überprüfbaren Kriterien konkretisiert werden. „Das wichtigste ist, dass man sich vorher verbindlich auf diese Kriterien einigt“, mahnte Teske. Ihre Nicht-Einhaltung müsse Folgen haben, damit sie nicht als Erste weggespart würden.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schmückt sich gerne mit grünen Spielen. Im Januar 2000 verabschiedete es eine „Agenda 21 der Olympischen Bewegung“ und machte die Umwelt zur dritten Säule der Spiele, neben dem Sport und der Kultur. „Darauf muss sich jeder Bewerber einstellen“, sagte Erika Dienstl vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Deutschlands. Unter den Bewertungskriterien für die Bewerber machen Umweltaspekte allerdings nur sechs Prozent aus.

Wie Teske regte Monika Zimmermann vom Internationalen Rat für kommunale Umweltinitiativen (Iclei) an, das Umweltengagement bei den Spielen sollte über das Ereignis selbst hinausreichen. „Hamburg könnte die Standards von Hannover und Sydney weiterentwickeln, verschärfen und zur allgemeinen Regel für Bauen in der Stadt machen“, schlug sie vor.

Eine Veranstaltung wie die Olympischen Spiele sollte als Gelegenheit für kollektives Lernen benutzt werden. Es gehe darum, beispielhafte und praktische Lösungen zu entwickeln. Überdies sollten die Veranstalter die globale Dimension der Nachhaltigkeit im Blick behalten: Für die jüngste Weltkonferenz in Johannesburg wurde ein Klimafonds aufgelegt, in den die Teilnehmer nach Maßgabe ihrer Kohlendioxid-Emissionen bei der Anreise einzahlen konnten. Das Geld fließt in die Erschließung erneuerbarer Energiequellen.

gernot knödler