Glücklos in der Pfalz

Hertha BSC verliert das letzte Spiel der Hinrunde durch einen fragwürdigen Elfmeter mit 1:2 in Kaiserslautern

Die vielleicht gescheiteste Analyse der Hinspielserie gelang Manager Dieter Hoeneß mit den Worten, Hertha BSC sei immer dann am besten, wenn der Klub mit dem Rücken zur Wand steht. Am Donnerstag kam es zu einer Lage, in der es besonders eng zu werden drohte. Gegen den FC Fulham rannte sich die Elf deswegen literweise Milchsäure in die Muskeln und schaffte in einem beachtlichen Kraftakt – Torwart Gabor Kiraly musste danach sogar ob einer Beckenprellung im Rollstuhl zum Flieger geschoben werden – den Einzug in das Achtelfinale des Uefa-Cups. Gegen den 1. FC Kaiserslautern folgte, da sollte sich das Hoeneß’sche Diktum bewahrheiten, ein Spiel, das dem Gesetz der blau-weißen Periodik entsprach: eben noch ein beeindruckender Akt des Willens, bald schon ein bescheidener Auftritt.

Dabei erwartete die Berliner ein Team, das angeschlagen auf einem Abstiegsrang verharrt, das mit Finanzkrise und diversen anderen Unbilden kämpft - Hertha dagegen nur um Anschluss an die Spitzengruppe der Bundesliga. Aber vor 25.000 Zuschauern im Lauterer Fritz-Walter-Stadion kam es zu einer 1:2-Niederlage, zu wenig, um Werder Bremer, Borussia Dortmund und dem FC Bayern derzeit Konkurrenz zu machen.

Für die Führung des 1. FC Kaiserslautern sorgte Vratislav Lokvenc per Kopfball in der 28. Minute. Bis dahin passierte nicht viel: Marko Rehmer schlug sich den Kopf blutig; Kiraly klatschte ein Ball direkt auf die Nase; Marcelinho kurvte so emsig wie fruchtlos über den Rasen; die einzige Sturmspitze Luizao knüpfte nahtlos an sein bisherige Saisonleistung an. Und auch Rechtsaußen Michael Hartmann blieb sich treu. Er verschenkte die einzige Großchance der Berliner mit einem schlecht platzierten Kopfball.

Es ist durchaus anzunehmen, dass Hoeneß die Spieler in der Kabine lautstark darauf hingewiesen hat, dass sie sich nach dem 0:1-Rückstand ganz erheblich in der Bredouille befänden und sie doch, bitte schön, auf das fatale Auf und Ab, das die Hinrunde der Hertha begleitete, diesmal schon nach 45 Minuten verzichten sollten.

Was auch immer in der Umkleidekabine passiert sein mag, Hertha drehte in der 2. Halbzeit etwas mehr auf. Der für Bart Goor eingewechselte Pinto kam in der 59. Minute zu einer Einschussmöglichkeit, das Netz zappelte, aber der Ball streifte nur das Außennetz. 6 Minuten später erzielte Pal Dardai den Ausgleich, sein erstes Saisontor: Luizao gewann am Elfmeterpunkt ein Kopfballduell, legte auf den ungarischen Nationalspieler – der zog aus 18 Metern ab.

Doch in eine Phase Kaiserslauterer Harmlosigkeit gellte in der 85. Minute der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Florian Meyer. Harry Koch verwandelte zum 2:1. Da war er wieder, der Fluch: Hertha vermag es einfach nicht, sich vom Bann der Unstetigkeit zu befreien. Vielleicht verliert er in der jetzt folgenden Winterpause an Kraft. MARKUS VÖLKER