Weiter Kritik an Bahnpreisen

Pro Bahn kritisiert neues Preissystem: Vorteile seien „kaum realisierbar“. Gericht entscheidet im Trassenstreit: Nordwestbahn muss endgültigen Prozess abwarten

„Wer nicht aufpasst, gibt schnell viel Geld aus.“ Mit diesen Worten charakterisierte gestern auf einer Pressekonferenz in Bremen der Fahrgastverband Pro Bahn das neue Preissystem, das die Bahn AG am Sonntag eingeführt hat. Die von der Bahn angepriesenen Rabatte seien an so viele Bedingungen geknüpft, dass sie „kaum zu realisieren“ seien, sagte Joachim Kemnitz, Vorstand des Fahrgastverbandes Pro Bahn.

So könnten etwa Zugreisende auf der Strecke Bremen–Hannover von den 25- und 40-prozentigen Frühbucher-Rabatten überhaupt nicht profitieren, weil die nur dann greifen, wenn der Fahrpreis einen Mindestpreis überschreitet. Statt bisher 34,40 Euro für Hin- und Rückfahrt ohne Bahncard müssten Kunden jetzt regulär 44 Euro zahlen – obwohl der in IC umbenannte IR keinen Deut schneller ist. Selbst wer sich vorher auf eine bestimmte Abfahrtszeit festlege, zahle mindestens 39,60 Euro, kritisierte Kemnitz. Es sei zu befürchten, dass die Bahn den Halt in Verden irgendwann ganz streiche.

Im Streit mit der Nordwestbahn um die Benutzung der Schienenstrecke Osnabrück–Oldenburg hat die Bahn-Tochter DB Netz AG gestern unterdessen einen gerichtlichen Erfolg erstritten. Das Verwaltungsgericht Köln hob den Sofortvollzug für eine Anordnung des Eisenbahnbundesamtes auf. Bis zu einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung darf die Nordwestbahn danach keine eigenen Züge zwischen den beiden Städten verkehren lassen. Das private Bahnunternehmen hatte angekündigt, der Bahn mit Billig-Preisen Konkurrenz machen zu wollen. Auch die Ausweitung des Zug-Angebots zwischen Oldenburg und Osnabrück ist mit der Gerichtsentscheidung vorerst hinfällig. Eine Begründung lieferte das Gericht zunächst nicht.

Die Bahn AG begrüßte die Entscheidung; die Nordwestbahn wollte vorerst keine Stellungnahme abgeben. sim