Rettung von oben

Die katholische Edith-Stein-Schule in Bremerhaven kann aufatmen. Bildungssenator Willi Lemke greift in die Tasche

Die Bremerhavener Edith-Stein-Schule wird es auch weiterhin geben. Denn das Land Bremen und das katholische Bistum Hildesheim als Träger konnten sich auf ein Finazierungsmodell einigen. Ausschlaggebend für die Entscheidung des Bischofs Josef Homeyer, die Schule nicht dicht zu machen, waren finanzielle Zusagen des Landes Bremen und der Stadt Bremerhaven.

Danach erhält das Bistum für die Trägerschaft der Schule erhöhte Zuschüsse. So soll die Konfessionsschule bereits im kommenden Jahr 73 Prozent ihres Etats vom Land bezuschusst bekommen. Andere Privatschulen in Bremen werden eine solche Förderung erst im Laufe von drei Jahren bekommen. Bisher erhalten Privatschulen in Bremen lediglich 60 Prozent ihres Etats aus öffentlichen Mitteln. Das Bundesland erweist sich damit als nicht sonderlich spendabel – im Bundesvergleich befindet es sich mit dieser Quote auf einem der letzten Plätze.

Zusätzlich dazu sollen in Zukunft die Eltern der rund 1.000 SchülerInnen der vier katholischen Schulen in der Seestadt zahlen. Insgesamt rechnet die Schule mit Einnahmen von 150.000 Euro. Ausgehend von der jetzigen Schülerzahl seien das pro Schüler etwa 150 Euro. Bildungssenator Willi Lemke (SPD) hat damit einen bildungspolitischen Großbrand in Bremerhaven gelöscht, einen anderen in Bremen aber möglicherweise entfacht. Denn nach der Einigung über den Fortbestand der Edith-Stein-Schule meldete Minuten später eine weitere konfessionelle Schule Ansprüche an. Die Freie Evangelische Bekenntnisschule Bremen (FEBB) fordert jetzt eine ähnliche Bezuschussung, wie sie dem katholischen Pendant in Bremerhaven zuteil werden soll. Der Zweite Vorsitzende Ulrich Berlin sagte: „Die Bekenntnisschule erwartet eine Erhöhung der auf sie entfallenden Zuschüsse in demselben Umfang. Alles andere“, so Berlin, „wäre ein Bruch des Gleichbehandlungsgrundsatzes.“

Diese Ungleichheit hält man beim Bildungssenator jedoch für begründet. Sprecher Rainer Gausepohl: „Bei der Edith-Stein- Schule ging es um eine Notlage. Eine Schließung musste verhindert werden.“ Insofern seien Forderungen anderer Schulen in Freier Trägerschaft abwegig. In Bremerhaven spielen solch theoretische Überlegungen bislang eine untergeordnete Rolle.

Der Bremerhavener Politik fällt mit der nun gesicherten Finazierung ein Stein vom Herzen: Bildungsstadtrat Wolfgang Weiß (SPD): “Ich bin sehr erleichtert, dass diese lebendige Schule erhalten bleibt.“ Es wäre bei einer Schließung fast unmöglich gewesen, die 500 Stein-Schüler, auf die anderen Bremerhavener Schulen zu verteilen. Auch CDU-Fraktionschef Paul Bödeker zeigt sich zufrieden: „Damit wird die Schullandschaft in ihrer Vielfalt erhalten.“ Allerdings gibt es auch erste Kritiker, die allerdings namentlich nicht genannt werden möchten. So erzürnte sich einer, dass es doch unglaublich sei, wegen des Kopftuches einer Praktikantin an einer Schule einen Riesenaufstand zu machen (taz berichtete), bei einer Konfessionsschule jedoch gleichzeitig tief in die Kassen zu greifen.

Jan-Philipp Hein