was macht eigentlich ...die Morgenpost?

Widerstand leisten

Der Morgenpost blutet das Herz. Alles wankt, alles schwindet: „Wieder stirbt ein Stück Berlin“. Anders als die B.Z., ihre Schwester fürs Grobe („Berlin bröckelt“), beklagt die Bürgergazette freilich nicht Löcher im Asphalt, sondern die im kollektiven Gedächtnis. Und dass die Bahn AG den „Lehrter“ nun endgültig zum „Hauptbahnhof“ gemacht hat, ist einfach unverzeihlich.

„Lehrter Stadtbahnhof, was für ein schöner Name“, duselt das Blatt, „romantisch fast, urban, mit einem Klang zugleich nach Gleisen, Rauch und Menschengewimmel.“ Allzu bitter stößt es da auf, dass Ankommende im Herzen der Hauptstadt nun auf einen eben erst ausgemerzten DDR-Kampfbegriff stoßen. Schließlich hatte Berlin nie, nie, nie einen Hauptbahnhof, bis Mauerbau und Hauptstadt der „DDR“ (Springer) ihn erforderlich machten. Im Kampf gegen die rot-roten Pläne zur Eliminierung des Benjamin-Franklin-Klinikums hatte sich die Morgenpost unlängst als knallhartes Kampagnenblatt erwiesen. Den Strauß gegen die Mehdorn’sche Geschichtsvergessenheit will sie jedoch mit gleicher Waffe ausfechten – der des Wortes: „Die Berliner Morgenpost wird an dem alten Namen Lehrter Bahnhof festhalten.“ Basta. Das kann sich ziehen, weiß man seit der Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung. Aber Kollegen, wozu die Dramatik? Ist doch klar: Der „Lehrter“ bleibt der „Lehrter“. Schließlich ist auch der Plenarbereich Reichtagsgebäude weiter als „Reichstag“ bekannt. Und die Morgenpost als „Mottenpost“. CLP

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