Alkohol statt ABM

Zahlen der Ratsuchenden in Hamburger Drogenberatungsstellen nimmt zu. „Eklatant, aber logisch“: Steigende Arbeitslosigkeit zeigt Konsequenzen

Nur 34 Prozent der Alkoholabhängigen sind voll erwerbstätig

von ELKE SPANNER

Die Hamburger Suchthilfeeinrichtungen werden von den KlientInnen gut akzeptiert. Der Beleg: Die Anzahl von Suchtkranken, die wegen Problemen mit Alkohol oder anderen Drogen Beratung in Anspruch nehmen, nimmt zu. Das ergibt eine Auswertung der Arbeit von 42 in der „Hamburger Basisdatendokumentation“ (Bado) zusammengefassten Trägern, die diese gestern vorstellten. In 2001 betreuten sie danach 16 Prozent mehr AlkoholikerInnen und fünf Prozent mehr Menschen mit anderer Drogenproblematik als im Vorjahr.

In der Bado sind 10.148 KlientInnen im Jahr 2001 dokumentiert. Danach haben sowohl abhängige Frauen als auch Männer häufig Gewalterfahrungen gemacht. Ein großer Teil süchtiger Männer und Frauen ist zudem in suchtbelasteten Familien aufgewachsen, mehr als ein Drittel aller AlkoholikerInnen hatte einen trinkenden Vater, ein Fünftel eine abhängige Mutter.

Da ein großer Teil der Suchtkranken selbst Kinder hat, ist laut den Drogenhilfeträgern davon auszugehen, dass in Hamburg mehrere Tausend Kinder leben, die durch die Abhängigkeit ihrer Eltern selbst einem erhöhtem Suchtrisiko ausgesetzt sind.

Die Träger weisen in ihrer Dokumentation auch darauf hin, dass sich die hohe Arbeitslosigkeit in ihren Beratungsstellen bemerkbar macht. Während im Jahr 2000 noch 43 Prozent der Alkoholabhängigen ihr Haupteinkommen aus Erwerbstätigkeit bezogen, waren es im Vorjahr nur noch 34 Prozent. Bei den Abhängigen anderer Suchtmittel waren sogar 71 Prozent der KlientInnen ohne Job. Die Zahlen seien „eklatant, aber logisch“, sagt Günther Thiel aus dem Bado-Fachvorstand. Schließlich würden die ABM-Stellen und Jobs bei der Hamburger Arbeit (HAB) zusammengekürzt, und in Betrieben würden Menschen mit Alkoholproblemen natürlich als erste ihren Job verlieren.

Bei der Verbreitung illegaler Drogen ist in der Bado 2001 deutlich geworden, dass Heroin und Kokain etwa gleichermaßen viel konsumiert werden. Eine deutliche Zunahme sei beim Konsum von Crack erkennbar. Auffällig viele Abhängige, so der Hinweis der Bado, seien von Infektionskrankheiten wie Hepatitis C betroffen – infiziert durch den Austausch von Spritzbesteck mit anderen Süchtigen. Denn die Spritzentauschzahlen sind rückläufig. Thiel erklärt sich das mit dem hohen Kokainkonsum: Die Wirkungsdauer dieser Droge ist nur kurz, und angesichts der erforderlichen Menge an Spritzen würden Süchtige dann doch die ihrer Bekannten mitbenutzen.