Sperrstunde fürs Café

Kein Geld mehr für ABM-Frauenprojekte in Steilshoop: Das Stadtteilcafé steht vor dem Aus, und die frisch ausgebaute Mensa des Bildungszentrums muss ihr Angebot massiv einschränken. Arbeitsamt bemängelt die Vermittlungsquoten

von PETER AHRENS

Die Mensa des Bildungszentrums in Steilshoop ist wegen der hohen Nachfrage gerade für über 250.000 Euro erweitert worden – fast 2000 SchülerInnen der dortigen Gesamtschule und des Wirtschaftsgymnasiums essen hier täglich. Im Januar wird der Anbau offiziell eröffnet, dann werden zahlreiche Gäste bis hin zum Staatsrat erwartet. Das Arbeitsamt Wandsbek hat dem Träger der Mensa, Abakus, schon ein Geschenk dazu überreicht: Es teilte dem ABM-Projekt mit, dass die Förderung um ein Drittel gestrichen wird. Gleichzeitig beschloss das Amt: Das Stadtteilcafé in Steilshoop, ebenfalls von Abakus betrieben, wird gar nicht mehr gefördert. Damit wäre das Aus für das Café zum 1. März 2003 besiegelt.

Sowohl in der Mensa als auch im Café sind nur Frauen beschäftigt, viele von ihnen allein erziehend, viele Migrantinnen. Wenn die Förderung ausfällt, drohen sie in die Sozialhilfe zurückzufallen. Für Abakus-Abteilungsleiterin Petra Lafferenz ist die Entscheidung der Arbeitsverwaltung denn auch ein „klarer Angriff auf Arbeitsplätze für Frauen“, sie spricht von einer „Ausgrenzungsstrategie“.

Und mit den 26 Arbeitsplätzen im Café fällt auch eine wichtige Dienstleistung weg: Das Café ist seit fast 15 Jahren in dem mit ähnlichen Angeboten nicht gerade gesegneten Steilshoop „alteingesessen“, wie Dieter Maibaum, Leiter des benachbarten Bildungszentrums, betont. Täglich ist es gut gefüllt, RentnerInnen, Arbeitslose und allein Erziehende zählen zu den Stammgästen. Hier erhalten sie Speisen und Getränke zu Preisen, die sie sich leisten können.

Das Arbeitsamt begründet die Streichung der Förderung damit, dass die Vermittlungsquoten von Abakus in den ersten Arbeitsmarkt zu schlecht seien, um eine weitere Unterstützung zu rechtfertigen. Man habe auf Weisung der Bundesanstalt in Nürnberg sämtliche ABM-Träger auf ihre Effizienz überprüft und dabei die Höhe der Eingliederungsquoten zum Maßstab gemacht, sagt Arbeitsamtssprecher Knut Börnsen. Daraufhin habe man ein Ranking aufgestellt und denen die Mittel gekürzt, die auf den unteren Plätzen rangieren.

Dass ein Träger wie Abakus in einem schwierigen Stadtteil mit einem schwierigen Klientel logischerweise andere Quoten erbringt als Träger mit leichteren Rahmenbedingungen, sieht Börnsen zwar auch ein, doch „wir müssen irgendwo eine Messlatte anlegen“. Das sei zwar „schmerzlich“, aber unter dem Druck knappen Geldes unerlässlich.

Für Lafferenz hingegen spiegelt sich darin ein „Rollback der Beschäftigungs- und Frauenpolitik um mehr als 20 Jahre“ wider. Sie kann darauf verweisen, dass der Senat, der neben der Arbeitsverwaltung für die Bezuschussung von ABM zuständig ist, die Förderung für die zwei Abakus-Projekte auch 2003 unverändert zugesichert hatte.

Das gilt auch für den Mensabetrieb im Bildungszentrum, der von 22 Frauen aufrechterhalten wird. Schulleiter Maibaum ist sicher, dass beim Angebot erhebliche Abstriche gemacht werden müssen, wenn demnächst ein Drittel weniger an Förderung zur Verfügung steht. Dass das genau zu dem Zeitpunkt geschieht, zu dem die Schulbehörde den Ausbau finanziert hat, ist für ihn „nur noch abstrus“.

Noch hat Abakus Hoffnung, den Kahlschlag abzuwehren. Der Träger will sich an die Selbstverwaltung des Arbeitsamtes wenden und diese bitten, ihr Veto einzulegen. Die Selbstverwaltung, in der unter anderem der Senat und die Gewerkschaften Sitz und Stimme haben, muss die Planungen der Arbeitsverwaltung absegnen.