Der Opernstreit entwickelt Crescendo

In der Debatte um ein gemeinsames Dach für die Opern werden die Stimmen hitziger und die Feindbilder unklar

„Mafia-Methoden“, „operettenhaftes Verhalten“, „Erpressung“ – im Streit um eine Reform der Berliner Opernhäuser wird der Ton zwar schärfer, die Lage aber verworrener. Nachdem am Wochenende die Intendanten der drei Musikbühnen mit harschen Worten Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ihre weitere Mitarbeit an der geplanten gemeinsamen Opernstiftung aufgekündigt hatten, zeichnet sich ein Kampf aller gegen alle ab. Als Erster wagte sich Peter Mussbach aus der Deckung. Der Intendant der Staatsoper Unter den Linden wies gestern Vorwürfe von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) zurück, er versuche sein Haus auf Kosten der anderen Musikbühnen zu profilieren. Diese Anspielung Flierls sei nachweislich falsch, erklärte Mussbach in einer Pressemitteilung. Er habe gemeinsam mit den anderen Intendanten eine Stiftung als Dach für die drei Opern abgelehnt.

Am Montag hatte Mussbach in einem Zeitungsinterview vorgeschlagen, nach dem Vorbild der Berliner Philharmoniker nur sein Haus in eine Stiftung mit Beteiligung des Bundes zu überführen. Die Deutsche Oper Berlin und die Komische Oper sollten weiter unter Obhut des Landes bleiben. Nach Ansicht von Mussbach würde eine Stiftung für alle drei Opern einer Großfusion gleichkommen. Im Falle einer finanziellen Schräglage eines der Häuser müsste das Defizit von den anderen beiden Opern aufgefangen werden.

Unterdessen regt sich Widerstand an den Bühnen gegen die Entscheidung der Intendanten, die Gespräche über die Opernreform mit Flierl zu verlassen. Der Personalrat der Deutschen Oper warf den Intendanten unter Mussbachs Führung ein egoistisches Verhalten vor. Mit einem Intendantensystem nach „Gutsherrenart“ werde die Berliner Opernszene gefährdet. Auch die PDS kritisierte den Rückzug der Intendanten. Jedes Ausscheren gefährde die Existenz der Bühnen, erklärte der kulturpolitische Sprecher der PDS im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Brauer. Unverständlich sei vor allem, dass Mussbach eine „Solitärlösung“ für sein Haus betreibe.

Mussbach wies die Vorwürfe zurück, er verweigere die Mitarbeit an einer Opernreform. Diese müsse jedoch im Interesse der Staatsoper und nicht gegen sie erfolgen. DPA