DER STREIT UNTER IRAKS EXILANTEN MACHT SIE UNZUVERLÄSSIG
: Drei Szenarien für die Zeit nach Saddam

Es ist nicht leicht, die irakische Opposition ernst zu nehmen, die sich in London zur Bildung einer Übergangsregierung traf. Untereinander ist sie zerstritten. Im Irak selbst spielt sie, außer bei den Kurden im Norden, kaum eine Rolle. Und dann ist da noch ein echtes Imageproblem: Jeder weiß, dass die USA ihr Zahlmeister ist.

Aber auch Washington fühlt sich mit diesen Verbündeten nicht sonderlich wohl. Kurden, Schiiten, Sunniten, Geschäftsleute, Monarchisten – jeder verfolgt andere Interessen. Und US-Militärs äußern sich abschätzig: Man wolle nicht, dass ein Haufen sich selbst bekämpfender Amateure im Weg steht, wenn der Krieg gegen den Irak beginnt. Dennoch stehen die Exil-Iraker im Mittelpunkt eines der drei US-Szenarios für die Zeit nach dem Sturz Saddams. Der tagelange Streit der Oppositionellen in London ist allerdings kein gutes Omen für einen von ihnen verwalteten Irak.

Die zweite Möglichkeit, die die USA erwägen, ist eine US-Militärverwaltung für den Irak, so wie es nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan der Fall war. Wie einst US-General McArthur das Land der aufgehenden Sonne regierte, könnte in Zukunft der Feldherr eines Irakkrieges, General Tommy Franks, für eine begrenzte Zeit die Macht in Bagdad ausüben. Der Vorteil ist offensichtlich: Das irakische Militärarsenal und nicht zuletzt die Vergabe neuer Ölkonzessionen stünden unter direkter amerikanischer Kontrolle. Aber auch der Nachteil liegt auf der Hand: Diese Variante ist teuer, und, wichtiger noch: Von der gesamten arabischen Welt und wahrscheinlich von einem wachsenden Teil der Iraker würde eine solche Verwaltung als Besatzung angesehen, gegen die Widerstand geleistet werden muss.

Und dann ist da noch das „Modell Kosovo“. Ihm zufolge würde der Irak von einer durch die UNO beaufsichtigten internationalen Verwaltung kontrolliert. Positiv aus Washingtoner Sicht wäre dabei, dass sich die Lasten der Nachkriegszeit auf viele Schultern verteilen würden. Verteilen würden sich aber auch die zukünftigen Profite im Ölgeschäft, denn für die Konzessionen erhielten dann nicht mehr nur US-Firmen den Zuschlag. Auch der regionalen US-Dominanz wären damit Grenzen gesetzt.

Eine zugleich risikofreie, billige, Profit bringende und herrschaftssichernde Variante gibt es für die USA in Sachen Irak nicht. Dass man Saddam Hussein loswerden will, ist in Washington Konsens. Doch wie die Zeit danach organisiert werden soll, das ist im Weißen Haus noch längst nicht ausdiskutiert – ebenso wenig wie auf dem Oppositionellentreffen in London das Programm der Übergangsregierung. KARIM EL-GAWHARY