Schützenhilfe für Biljana Plavšić

Frühere US-Außenministerin sagt in Den Haag als Zeugin im Prozess gegen Expräsidentin der bosnischen Serben aus

DEN HAAG ap ■ Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright hat gestern im Kriegsverbrecherprozess gegen die ehemalige bosnisch-serbische Präsidentin Biljana Plavšić deren Rolle bei der Umsetzung des Friedensvertrags von Dayton gewürdigt. Dabei sei Plavšić ein persönliches Risiko eingegangen. In den Jahren vor der Friedenskonferenz von 1995 sei sie jedoch offenbar in „entsetzliche Dinge“ verwickelt gewesen.

Während des Bosnienkriegs 1992 bis 1995, in dem rund 200.000 Menschen getötet wurden, war Plavšić Stellvertreterin des bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadžić. Später sagte sie sich von ihm los. UN-Vertreter hätten damals von Folter, der Vertreibung hunderttausender Menschen und der Vergewaltigung von Frauen berichtet. Diese Verbrechen seien vorsätzlich begangen worden, „als Teil eines Plans, verschiedene Arten Menschen auszulöschen“, sagte Albright vor dem Tribunal. Nach dem Dayton-Abkommen sei Plavšić serbische Nationalistin geblieben. Sie habe aber erkannt, dass der Vertrag ein würdiger Ausweg für die Serben sein könne, sagte Albright. Plavšić ist wegen politischer Verfolgung angeklagt. Bei der dreitägigen Verhandlung geht es um die Festlegung des Strafmaßes. Politische Verfolgung kann mit lebenslanger Haft bestraft werden.

Anklage und Verteidigung hatten gefordert, Albright als Zeugin zu berufen. Sie hatte von 1996 bis 1998 freundschaftliche Beziehungen zu Plavšić unterhalten. Sie war zu der Zeit Präsidentin der Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina. Plavšić hatte sich 2001 gestellt und der politischen Verfolgung schuldig bekannt. Die Anklagevertretung ließ daraufhin sieben weitere Vorwürfe gegen sie fallen, darunter den des Völkermords.