WINDPARKS GEHÖREN IN DIE NORDSEE – NICHT INS VOGELSCHUTZGEBIET
: Die Schnellsten werden die Ersten sein

Ausgerechnet der selbst organisierte Bürgerwindpark „Butendiek“ will seine Windkraftanlagen weit vor der Küste von Sylt mitten in ein Gebiet der Nordsee setzen, das für den Naturschutzbund (Nabu) tabu ist. Schon Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Windpark lässt damit einen schwelenden Konflikt aufflammen: Wollen wir die Energiewende oder eine belebte See?

Aus der Sicht des Naturschutzes dürfen große Meeresgebiete nicht wirtschaftlich genutzt werden, auch nicht mit Windrädern, die vor allem die Vögel gefährden können. Aus Sicht des Umweltschutzes und einer nachhaltigen Entwicklung müssen Offshore-Windparks dort gebaut werden, wo sie mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand an das Hochspannungsnetz auf dem Festland angeschlossen werden können. Die Butendieker werden mit 34 Quadratkilometern nur einen winzigen Teil des potenziellen Meeresschutzgebietes in Anspruch nehmen, und die Beeinträchtigung durch Windräder ist noch gar nicht erforscht. Andererseits wäre es fatal, wenn in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 Löcher gerissen würden, bevor es fertig geknüpft ist – wieder ein Sieg der Ökonomie über die Ökologie.

Für die Butendieker war die Netzanbindung entscheidend. Sie wollten als Erste eine Genehmigung, weil in den nächsten Jahrzehnten nur wenige Offshore-Windparks ans Netz gehen werden – die Leitungskapazitäten an Land sind bald ausgeschöpft; allein die Butendiek-Anlage soll so viel Strom liefern wie ein Drittel AKW. Der Meeresschutz musste da zurückstehen.

Zwar liegen die „Butendieker“ richtig damit, den Ausbau der erneuerbaren Energien so schnell wie möglich voranzutreiben. Doch die Windmüller mit ihren großen Plänen hätten durchaus noch ein paar Jahre warten können, bis die ökologischen Auswirkungen ihrer Anlage besser kalkulierbar sind. Der Vorrang gebührt Anlagen in unproblematischen Regionen der Nordsee, nicht Projekten, die von pfiffigen Planern mit guten Kenntnissen des Verwaltungsdschungels am schnellsten auf den Weg gebracht werden. GERNOT KNÖDLER