h.g. hollein Was für Mutter

Die Frau, mit der ich lebe, ist in festlicher Stimmung. Mit anderen Worten: In unserem Nestchen herrscht die blanke Hysterie. „Was schenken wir Mama bloß dieses Jahr?“, lautet seit Wochen die mit zunehmend glasigerem Blick wiederholte Frage. Ich gebe zu, die Antworten drängen sich nicht gerade auf. Wir haben Mama mal einen Hund geschenkt, der kam auch gut an, nur kann man das ja nicht alle Jahre wieder machen. Es wäre natürlich alles viel einfacher, wenn die Gefährtin handwerklich begabt wäre. Angesichts der einen oder anderen pfiffigen Laubsägearbeit von der Tochter liebend Hand geht schließlich jedes Mutterherz auf. Nur in dieser Tochter Leben wird daraus wohl nichts mehr. Aber zum Glück gibt es ja mich, der vor Geschenkideen geradezu übersprudelt. Etwa der: „Wie wär‘s mit einem richtig schönen Buch?“ Ich fand die Reaktion der Gefährtin – „Na toll, Mama hat ja erst ein paar Tausend!“ – eher undankbar. „Na gut“, zog ich dennoch unverdrossen ein weiteres As aus meinem Ärmel: „Wenn schon kein Buch, dann vielleicht ein Tuch.“ Worauf die Gefährtin ihrem Sarkasmus freien Lauf ließ und fauchend erwiderte: „Und als nächstes back‘ ich ihr einen Kuchen, oder was?“ So kamen wir also nicht weiter. Immerhin hat die Gefährtin bisweilen auch eine Eingebung: einen Besuch beim „König der Löwen“. Endlich! Die Kuh schien vom Eis. Bis der Gefährtin aufging, dass sie dann wohl selbst mit müsste. Ich habe gestern zwei zipfelmützige Eierwärmer aus weihnachtlich-rotem Filz erstanden. „Sehr schön“, meinte die Gefährtin, „jetzt brauchen wir nur noch was Richtiges.“