die anderen über die kriegslust der usa
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Zu den Reaktionen nach der ersten Bewertung des irakischen Waffendossiers durch die UN schreibt die britische Zeitung Financial Times: Das Kriegsgeschrei mag lauter werden in Washington, aber bislang hat die Bush-Regierung klugerweise eine vorsichtige Haltung eingenommen. Auch wenn die USA die Rhetorik eines „schwerwiegenden Verstoßes“ als Reaktion auf die (irakische) Deklaration gebraucht haben, hat Washington doch auch angedeutet, dass es falsche Angaben allein nicht als Auslöser für einen Krieg wertet. Das entspricht dem Geist und den Buchstaben der UN-Resolution 1441. Diejenigen in der arabischen Welt und in Europa, die einen Krieg verhindern wollen, müssen nun den Druck auf Bagdad hochschrauben. Sie müssen den Irak davon überzeugen, dass er die Fragen beantwortet, die offen gelassen wurden, als die Inspekteure im 1998 das Land verließen, und dass er die gerechtfertigten Verdächtigungen auflöst. Die Botschaft von Freund und Feind muss die gleiche sein: Widerstand ist keine Option.

Die französische Tageszeitung Libération meint zum gleichen Thema: Frankreich scheint die Hoffnung auf Vermeidung eines Krieges aufzugeben, der angesichts der Starrheit Bushs und Saddam Husseins immer unausweichlicher erscheint. Keiner von beiden kann ohne Risiko einen Rückzieher machen. Bush würde sich lächerlich machen, wenn er zuließe, dass sein Widersacher sich durch neue Wendungen aus der Affäre zieht. Für Saddam Hussein ist es riskant, die Forderung der Amerikaner nach Ausreise der irakischen Wissenschaftler zu erfüllen, um über ihre vergangenen und gegenwärtigen Tätigkeiten zu berichten. Die USA und ihre Verbündeten wären glaubwürdiger, wenn sie Beweise vorlegen würden, dass der Irak Massenvernichtungswaffen behalten hat.

Dazu schreibt die niederländische Zeitung de Volkskrant: Frankreich erweckt den Eindruck, dass man nicht ganz auf einer Linie liege mit den USA und Großbritannien, aber in Wirklichkeit trifft das kaum zu. Formal besteht vielleicht noch Uneinigkeit, aber inhaltlich teilt Frankreich die Ansicht, dass Saddam ein Schurke ist, der keine Massenvernichtungswaffen haben darf. Die aus den Siebzigerjahren stammende freundliche Haltung Chiracs gegenüber dem Diktator ist passée. Saddam hatte eine letzte Chance und hat sie nicht genutzt, lautet die Analyse in Paris. Der Anschein eines unabhängigen Kurses wird verschwinden, sobald die USA beschließen, in Aktion zu treten. Dann wird Frankreich mit seinen Truppen den Amerikanern folgen.