„Links“ regieren, links schreiben

Umweltminister Trittin rechnet mit dem „Krisenklamauk“ des „FAZ“-Feuilletons ab

BERLIN taz ■ Offenbar hat es Jürgen Trittin geschmerzt, dass er in der Aufzählung nur als letzter vorkam. Drei Gründe gebe es für das Fortbestehen der Grünen, hatte Herausgeber Frank Schirrmacher vorige Woche in der FAZ geschrieben: Joschka Fischers Zukunft als EU-Präsident, Renate Künasts Lebensunterhalt als Landwirtschaftsministerin – und eben die berufliche Absicherung des Umweltministers, der „über eine ganze Legislaturperiode hinweg“ nur über das Dosenpfand rede, während gleichzeitig Leben geklont und Erbgut patentiert werde.

Mit einem eigenen Beitrag für das Frankfurter Blatt schlug Trittin gestern zurück. Der „aggressive Krisenklamauk“ der Kulturredakteure, die unter anderem mit einem Beitrag des Berliner Publizisten Arnulf Baring zur Revolution gegen das rot-grüne Establishment aufgerufen hatten, verrät nach Ansicht des Ministers in Wahrheit „Angst und Regression“. Den FAZ-Feuilletonisten gehe es „wie den taz-Redakteuren seit Jahren“: Auch sie müssten mittlerweile „unter der akuten Bedrohung der eigenen beruflichen Existenz“ arbeiten. Die Zeit des „rechts leben und links schreiben“ sei damit vorbei, es werde „in nackter Angst nun rechts geschrieben“.

Auch Schirrmachers Vorwurf, die Grünen verübelten den konservativen Barrikadenkämpfern nur den Diebstahl des Revolutionsbegriffs, mag der Minister nicht auf sich sitzen lassen. Im Unterschied zum linken Straßenkampf sei das Ziel des Barrikadenbaus à la FAZ „die präsidentielle Notverordnung“. Die Angst der Bürger gebäre in Deutschland nur die „Sehnsucht nach dem starken Staat“. Die Realität des konservativen Barrikadenkampfs übertrumpfe sogar das „schlechte“ Theater Christoph Schlingensiefs. Die Zeiten seien vorbei, in denen das FAZ-Feuilleton „geistreicher“ als die „Gazetten der Linken“ zur Enteignung des großen Geldes aufrief. Kurzum: „Das Feuilleton der FAZ gibt es nicht mehr.“ RAB