Angriff auf Südirak

Nato-Generalsekretär Robertson sieht „moralische Verpflichtung“ zur Unterstützung der USA im Kriegsfall. Hussein ruft zum Widerstand auf

LONDON/BAGDAD rtr/pa/ap/afp ■ Kampfflugzeuge der USA und Großbritanniens haben nach offiziellen Angaben gestern irakische Militäreinrichtungen im Süden des Landes angegriffen. Der Operation sei eine Verletzung der südlichen Flugverbotszone durch irakische Flugzeuge vorausgegangen, teilte das für die Region verantwortliche US-Oberkommando Centcom mit.

Bei Tallil rund 280 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad seien Militäreinrichtungen mit Präzisionswaffen beschossen worden. Zu Wochenbeginn hatte die irakische Luftverteidigung ein unbemanntes Aufklärungsflugzeug der US-Streitkräfte abgeschossen.

Nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Lord Robertson habe die Allianz eine „moralische Verpflichtung“, einen von den USA geführten Krieg gegen den Irak zu unterstützen. Im BBC schloss Robertson gestern die Möglichkeit eines militärischen Alleingangs der USA aus. Die US-Armee könnte einen möglichen Krieg gegen den Irak allein nicht führen, sondern sei auf Stützpunkte ihrer Alliierten im Nahen Osten angewiesen. Die Nato-Staaten stünden voll hinter der Resolution des UN-Sicherheitsrats zur Abrüstung des Irak. Wenn dieser Prozess jedoch scheitern sollte, stehe die Nato eindeutig in der „moralischen Verpflichtung, alle Hilfsanforderungen der USA zu erfüllen“.

Der türkische Ministerpräsident Abdullah Gül plant eine diplomatische Offensive, um einen Irakkrieg zu verhindern. Wie am Mittwoch aus seinem Büro verlautete, wird Gül zu diesem Zweck Gespräche in Saudi-Arabien, das eine Teilnahme an einem Krieg gegen Irak weiterhin energisch ablehnt, sowie in Jordanien, in Ägypten und eventuell in Syrien und in Iran führen. Wann er in die Länder reisen wird, ist noch nicht bekannt.

Der irakische Staatschef Saddam Hussein hat sein Volk in zwei Weihnachtsansprachen auf einen Krieg gegen die USA vorbereitet. Er rief die Bevölkerung zum Widerstand gegen „die amerikanische Aggression“ auf und bekräftigte, dass Irak keine Massenvernichtungswaffen besitze.