Hinter den Theaterkulissen

FC St. Pauli-Präsident Corny Littmann wirft Ex-Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke Betrug und Untreue vor. Der neue Trainer des Vereins wird am Sonntag vorgestellt

Wenn Corny Littmann richtig sauer ist, sind Pressekonferenzen mit ihm kein Vergnügen. Dann geht der neue Präsident des FC St. Pauli auch schon mal einzelne Journalisten direkt an, wenn er deren Berichterstattung als ungerecht empfindet. Wie bei dem, was Hamburger Medien zum Rauswurf der Geschäftsstellenleiterin des Vereins, Tatjana Groe- teke, in den vergangenen zwei Wochen geschrieben haben. Um dem entgegenzutreten, hat Littmann gestern Nachmittag im Schmidts Theater öffentlich gemacht, was er Groeteke konkret vorwirft.

Littmann unterstellt ihr Untreue und Betrug: Groeteke habe eine Spesenabrechnung über 350 Euro von einem Mitarbeiter des Vereins fälschen lassen, um die Bilanz zu frisieren. Der Mitarbeiter habe das Geld für eine Reise angeben müssen, die er gar nicht gemacht habe. Als der Präsident und Theatermacher davon erfuhr, hat er Groeteke am vergangenen Donnerstag beurlaubt und ihr Hausverbot erteilt. Auch dass an Heiligabend in das Büro, in dem Groeteke bis zu ihrem Rauswurf saß, eingebrochen wurde, macht den Präsidenten stutzig. Er könne sich „nicht des Eindrucks erwehren, dass dieser Einbruch in Zusammenhang mit der Suspendierung steht“, spekuliert Littmann.

Erst gestern hat der Präsident Groetekes Anwalt über den konkreten Vorwurf der Untreue informiert. Als dieser daraufhin eine einvernehmliche Trennung ablehnte, sprach Littmann die fristlose Kündigung aus. Für den Vereinschef ist das nur die Spitze des Eisberges: „Mir ist noch erheblich mehr gerüchteweise zu Ohren gekommen“, orakelt er. Jetzt sieht man sich schon am 2. Januar vor dem Arbeitsgericht wieder.

Vorher will Littmann aber noch die offene Trainerfrage beim Tabellenschlusslicht der 2. Liga klären. Am Sonntag werde der neue Mann präsentiert, „und Sie von der Presse haben noch überhaupt keine Ahnung, wer das sein wird“, blafft er die Journalisten an. Ob der gegenwärtige Sportdirektor Franz Gerber als neuer Trainer noch im Rennen ist, ließ Littmann offen. Bisher galt stets als Problem, dass Gerber und Littmanns Vize Stephan Beutel als Intimfeinde gelten. Der Präsident zur Presse: „Es geht mir am Arsch vorbei, wenn Sie dauernd schreiben, Gerber und Manager Stephan Beutel würden sich nicht verstehen.“ Zwischen beiden werde ständig kommuniziert.

Auch bei den Kandidaten für Littmanns Stellvertreterposten, die er im Januar vorstellen will, „tappen Sie komplett im Dunkeln“, ist der Präsident überzeugt. Klar sei jedoch, dass er den neben Beutel zweiten derzeitigen Vize Christian Pothe nicht mehr vorschlagen werde. Pothe wurde als Geschäftsführer des Vereins ebenfalls beurlaubt und steht als Vizepräsident auf Littmanns Abschussliste.

PETER AHRENS