Der Müll, die Stadt und das Pfand

Berlins Abfallentsorger geben sich pragmatisch und legen Notfallkonzepte für die neuen Mehrwegdosen vor. Säcke, Annahmestellen und Pfandcoupons sollen den widerspenstigen Einzelhändlern künftig auf die Sprünge helfen

„Zunächst waren wir kritisch, jetzt folgen wir dem Primat der Politik“ sagt Pressesprecher Axel Bahr vom Berliner Abfallentsorger Alba. Ob das ganze Unterfangen tatsächlich ökologisch sinnvoll sei, davon scheint man bei den Müllspezialisten nicht überzeugt zu sein. Immerhin hat das Entsorgungsunternehmen schneller als der Einzelhandel aus Widerstand konstruktives Denken gemacht. Schon zu Beginn der Woche legte Alba ein „Notfallkonzept“ vor. Zuvor hatte man bereits die Trinkpack AG gegründet, ein Tochterunternehmen von Alba und der Berliner Stadtreinigung (BSR), die sich ausschließlich mit der Umsetzung des umstrittenen Dosenpfandes befassen soll.

Um das Gehudel mit verlorenen oder falschen Kaufquittungen zu vermeiden, stellt das Unternehmen seinen Handelspartnern wie zum Beispiel Reichelt und Lidl 25- und 50-Cent-Pfandcoupons (ab 1,5 Liter Inhalt) mit Strichcodierung zur Verfügung, mit denen die Kunden ihre leer getrunkenen Dosen und Flaschen innerhalb der Handelskette wieder loswerden, anstatt in genau dieselbe Filiale zurückzumüssen, wo sie eingekauft haben. An kleinere Geschäfte verteilt Alba dazu Pfandsammelsäcke, die, anders als Container, wenig Platz wegnehmen, oder Absetz- und Selbstpresscontainer. Zusätzlich können Händler Annahmestellen nutzen, wo sie die Pfandware abgeben können.

Bestraft werden ab Januar diejenigen Getränkehändler, die die leeren Pfanddosen in den „gelben Sack“ des Dualen Systems entsorgen. Eine genaue Sackkontrolle wird allerdings eher unmöglich sein. Strafsätze hat der Berliner Senat zudem noch nicht festgelegt.

Ist die Pfandware dann wieder beim Entsorger gelandet, wandert sie, wie zuvor auch, gemeinsam mit dem restlichen recyclingfähigen Zivilisationsmüll, als Schredder und Granulate wieder in den Wertstoffkreislauf.

Bislang wurden die Einweg-Getränkeverpackungen über den „Grünen Punkt“ des Dualen Systems (DSD) entsorgt. Bundesweit rechnet DSD nun mit einem Umsatzrückgang von etwa 290 Millionen Euro, sagte eine Sprecherin. Bei insgesamt 2 Milliarden Euro Jahresumsatz sei der erwartete Verlust aber nicht existenzbedrohend. Sorgen machen sich ob dieser Verlagerung auch die Alba-Entsorger. „Wir werden versuchen, unsere Arbeitsplatzzahlen stabil zu halten“, verkündet das Berliner Unternehmen.

ADRIENNE WOLTERSDORF

Infos auf der Homepage des Bundesumweltministeriums: www.bmu.de