Investoren scheuen den Dollar

Wegen der Planungen für den Irakkrieg sackt der Wert des US-Dollar. Kapitalanleger suchen Sicherheit. Euro, Gold und Erdöl werden teurer. Nachteile für europäische Exporte

BERLIN rtr/taz ■ Nach der Weihnachtspause haben die anhaltenden Spannungen um Irak und Nordkorea auch gestern die internationalen Finanzmärkte belastet. Die fortdauernden Kriegsängste sowie der Generalstreik im Ölexportland Venezuela drückten den Dollar auf ein neues Dreijahrestief zum Euro und trieben zugleich den Ölpreis deutlich nach oben.

Der Euro stieg im Vergleich zur US-Währung im europäischen Handel zwischenzeitlich bis auf 1,0397 Dollar und verzeichnete damit seinen höchsten Stand seit Januar 2000. Händlern zufolge wurde die US-Währung weiter von einem drohenden Angriff der USA auf Irak sowie von den jüngsten Äußerungen aus Nordkorea belastet. „Wir haben momentan zwei Faktoren, die den Dollarkurs bewegen“, sagte Steven Saywell, Währungsstratege bei der Citibank. Da sei zunächst die Kriegsgefahr im Nahen Osten. Außerdem leide die US-Währung derzeit unter einer saisonal bedingten Schwäche, die im Dezember häufiger zu beobachten sei. Zum Schweizer Franken, der als sicherer Anlagehafen in politisch unsicheren Zeiten gilt, verlor der Dollar zeitweise auf 1,3987 Franken und notierte damit auf seinem tiefsten Niveau seit Januar 1999.

Der sinkende Wert des Dollar bedeutet einen leichten Vorteil für die US-Wirtschaft. Ihre Exporte in andere Staaten werden billiger, wodurch sich die Nachfrage nach US-Produkten erhöhen könnte. Andererseits lebt die Wirtschaft zwischen New York und Los Angeles nur zu 10 Prozent vom Export – der anregende Einfluss hält sich damit in Grenzen. Schwieriger wird es freilich für Firmen in Europa, besonders in Deutschland. Ihre Ausfuhren in die USA steigen im Preis. Da hier der Exportanteil bei rund 25 Prozent des BIP liegt, wird sich das bremsend auf die Wirtschaft auswirken.

Die internationalen Ölmärkte stehen weiterhin nicht nur unter dem Eindruck der weltpolitischen Spannungen, sondern auch des fortgesetzten Generalstreiks im Ölförderland Venezuela. Der Preis für die marktführende Nordsee-Ölsorte Brent zur Lieferung im Februar stieg im Londoner Vormittagshandel vorübergehend um 74 Cent auf 30,35 Dollar je Barrel (knapp 159 Liter). Dies ist der höchste Preis seit den Anschlägen in den USA am 11. September 2001. Auch die traditionelle „Fluchtwährung“ Gold steigt beträchtlich im Wert. Die Feinunze ist bei 350 Dollar angekommen, dem höchsten Preis seit März 1997. Ende der 90er-Jahre war der Goldpreis bis auf 250 Dollar gesackt. KOCH

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