hauptstadtkultur
: Angebote wie auf dem Basar

Immer wenn Kultursenator Thomas Flierl sich mit Vorschlägen zur Hauptstadtkultur schnell aus der Deckung wagt, muss er genauso zügig den Kopf wieder einziehen. Macht er es umgekehrt, geht es oft besser. Zumindest richtet keinen Schaden an. Seine langatmigen Sitzungen über eine geplante Strukturreform der Opern in Berlin haben das gezeigt. Beharrlich hat er für den Erhalt dreier Opernstandorte gekämpft, die Häuser und ihre Restintendanten saßen bei den Gesprächen mit am Tisch. Und selbst der Bund durfte sich nicht bloß als Libero für ins Trudeln geratene hauptstädtischer Kultur- und Finanzpolitik fühlen.

Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER

Wohl euphorisiert durch „intensive“ Rendezvous mit der neuen Staatsministerin für Kultur hat Flierl diese Linie verlassen und sagt schon mal ungeschützt, wo’s 2003 langgehn soll. Nämlich dahin, wohin alle Wege führen: zu Hans Eichel. Soll der doch Geld für einen Abfindungsfonds der Bühnenmitarbeiter bereitstellen oder zusätzliche Euros zur Übernahme weiterer Einrichtungen wie etwa der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, der Deutschen Kinemathek sowie des Literarische Kolloquiums drucken.

Einmal davon abgesehen, dass der Bund sich nicht als Goldesel wird missbrauchen lassen, geht Flierl hier zum Teil den falschen Weg ins kommende Jahr. Statt kulturelles Tafelsilber wie auf dem Basar anzupreisen, muss der Kultursenator erst mal – behutsam – erklären, was Berliner und was gesamtstaatliche Kultureinrichtungen sind, was kommunale und hauptstädtische Interessen berührt – was letztendlich der rechte Weg ist, und die Institutionen dazu befragen, was auf sie zukommt.