Gemälde und Fotos von Mark Matthes und Seok Lee bei KX : Architektonische Randzonen
Orange und gelb leuchtet die Unwirtlichkeit der Architektur der siebziger Jahre, die ästhetisch-urbane Hintergrundfolie, vor dem die Künstlerinitiative KX vor einigen Monaten ihr neues Lager aufgeschlagen hat. Was in den siebziger Jahren als städtebauliches Pilotprojekt für Furore sorgte – der Versuch, Großkonzerne citynah anzusiedeln –, hat sich inzwischen zum Problemfall für die Stadt entwickelt.
Dass es hier an vielen Ecken genauso tot aussieht wie auf den derzeit gezeigten Fotografien und Malereien der Hamburger Künstler Mark Matthes und Seok Lee, fällt auf: Schön ist es hier nicht, viele Galeriebesucher und Kunstflaneure sind in dieser Ecke der Stadt auch kaum zu erwarten, aber so sah die alte Bundesrepublik eben aus.
Lyric vs. Style in der Grauzone zwischen Malerei und Fotografie ist der etwas gespreizte Titel der sehenswerten Ausstellung im KX-Glaskasten in der Passage des Mexikoring 9a. Zu sehen sind – in Malerei und Fotografie – die architektonischen Randzonen unserer Städte, die ungepflegten Ecken des Urbanen: Hinterhöfe mit Mülltonnen, eine verlotterte Straßenecke, das Skelett eines Autos, dokumentiert von Mark Matthes. Seine Fotografien setzen vor allem die Einsamkeit des Lebens in Szene: Niemand spielt auf dem Spielplatz, und auch der Hinterhof ist menschenleer.
Deutlich reduzierter wirkt dagegen die Malerei von Seok Lee. Oft sind es nur Bildstreifen, die einen Ausschnitt freilegen. Eine große Bodenarbeit in einer Raumecke deutet das Interesse an, den vorhandenen Galerieraum zu gestalten. Wolken sind zu erkennen, Pfeile und Grundrissstrukturen – ein chaotisches Miteinander visueller Zeichen.
Die Grenzen zwischen Architektur und Kunst sind in den vergangenen Jahren noch durchlässiger geworden. Fotografierte Baustellen und Architekturmodelle – Matthes hat für die Ausstellung den alten KX-Raum en miniature nachgebaut – lassen auf das Interesse junger Künstler an den drängenden Fragen des Lebens und Wohnens schließen. Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Oder noch persönlicher: Wie möchte ich auf keinen Fall leben? MARC PESCHKE
Do+Fr 12–16 Uhr, Sa+So 14–18 Uhr. KX, Mexikoring 9a; bis 4.12.