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Archäologie im „Dritten Reich“Unverwüstliche Germanen

Eine Bremer Ausstellung nimmt es mit einem hartnäckigen Gegner auf: dem römischen Germanen-Mythos. Der verhalf der Archäologie im „Dritten Reich“ zu ungeahnten Aufschwüngen – und Trugschlüssen

Herbert Jankuhn (2. v. r.) in seinem Element: "Germanische" Ausgrabung im ukrainischen Solonje, 1943. Bild: Focke-Museum Bremen

BREMEN taz | Julius Cäsar hat Schuld. Mit seinem „De Bello Gallico“ wurden nicht nur zahllose Generationen von Lateinschülern gequält – der umfangreiche Kriegsbericht ist auch die Geburtsurkunde des Germanenmythos. Der Feldherr machte es sich einfach: Sämtliche unbesiegte Bevölkerungsgruppen östlich des Rheins nannte er „Germanen“ und beschrieb sie als äußerst tapfer, hart und sittenstreng. Das war eine gute Begründung für die missglückte Unterwerfung – und zugleich als moralischer Spiegel für die „dekadente“ römische Gesellschaft gedacht. Hätte man Tacitus’ ähnlich akzentuiertes Werk „Germania“ nicht Mitte des 15. Jahrhunderts im Kloster Hersfeld wiederentdeckt, was den Beginn einer bis heute ungebrochenen Begeisterung für die „Germanen“ markiert – sie wären geblieben, was sie im Altertum waren: eine römische Projektion.

„Es gab kein Volk, das sich selbst Germanen nannte oder seine Heimat ’Germanien‘“, sagt Karin Walter vom Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Sie ist Kuratorin der Ausstellung „Graben für Germanien“, die das Thema Archäologie im „Dritten Reich“ erstmals umfassend darstellt. Die Sonderschau greift weit zurück – und endet in der Gegenwart, bei Kinderspielzeug und rechtsextremen Plattencovern, von denen grimmige, Nazi-affine Nordmänner-Figuren starren.

Dabei ist die von der Kulturstiftung des Bundes mitfinanzierte Schau alles andere als effekthaschend aufgezogen: Es spricht für die Ausstellungsmacher, dass sie als Leitmotiv für Plakat und Katalog ein eher unspektakuläres Motiv gewählt haben – keine steinzeitliche Hakenkreuz-Keramik, auch nicht den Goldschatz von Eberswalde, den die NS-Propaganda als Beleg frühgermanischer Kulturhöhe ausschlachtete. Stattdessen: ein Schwarzweiß-Foto.

Vier Männer stehen in einer großen Grube, in der unscheinbare Mäuerchen freigelegt sind. Im Hintergrund: eine weite, grasbewachsene Steppe. Auf diesem Bild, aufgenommen 1943 in der Ukraine, sind wesentliche Aspekte und personelle Verflechtungen der NS-Archäologie auf einen Blick erfassbar.

Der bemerkenswerte Ausgrabungs-Furor der Nazis vor allem in Osteuropa sollte handfeste Beweise für die Legitimität der Expansionspolitik liefern. Demnach galten die Deutschen nicht nur als „Volk ohne Raum“, sondern auch als rechtmäßige Erben eines europaweiten frühgermanischen Reiches – dessen Spuren es schnellstmöglich zu sichern galt. Die Konkurrenz zwischen Heinrich Himmlers „SS-Ahnenerbe“ und Alfred Rosenbergs „Reichsbund für Vorgeschichte“, den beiden wichtigsten NS-Organisationen in Sachen prähistorischer Forschung, führte dabei zu einem aberwitzigen archäologischen Wettlauf: Teilweise wurde schon direkt auf dem Schlachtfeld oder unmittelbar hinter der Front gegraben, um die jeweils anderen auszustechen. Einer der schnellsten war SS-Obersturmbannführer Herbert Jankuhn, der als Haithabu-Ausgräber auch noch in der Bundesrepublik große Anerkennung genoss. Jankuhns Sonderkommando rückte regelmäßig zusammen mit Waffen-SS und Wehrmacht in die eroberten osteuropäischen Städte ein: Während die einen die jüdische Bevölkerung massakrieren, plünderten die anderen – Jankuhn – die örtlichen Museen auf der Suche nach „germanischen“ Objekten.

Die dahinter stehende Theorie war simpel: Während der Völkerwanderungen seien einige Germanen östlich der Oder zurück geblieben, was die dortigen slawischen Völker überhaupt erst zu Staatenbildungen befähigt habe. So absurd sie war – diese Annahme führte zu groß angelegten rassenbiologischen Untersuchungen der ansässigen Bevölkerung, um sie in „eindeutschungsfähig“ und „minderwertig“ zu sortieren.

Das Foto aus dem ukrainischen Solonje zeigt aber nicht nur Jankuhn, der sich, die Hand an der Uniform-Koppel, offenbar höchst zufrieden mit einem weiteren Uniformierten unterhält. Auf zwei weiteren Mäuerchen stehen Tropenhelm-Träger: klassisch weiß gewandete Archäologen – „befreundete Forscher aus germanischen Ländern“, wie Jankuhn schreibt. Es ist kein Zufall, dass es sich hier um seinerzeit bekannte niederländische Wissenschaftler handelt: Während ein Großteil der dortigen Archäologen mit den Deutschen kooperierte, war die Situation etwa in Norwegen ganz anders. Die „nordgermanischen“ Kollegen widersetzten sich in ihrer überwältigenden Mehrheit hartnäckig der Instrumentalisierung durch die Deutschen.

Widerspenstige Norweger

Die Osloer Museumsdirektoren Anton Brøgger und Sigurd Grieg ließen sich lieber verhaften, als das wegen seines hohen Alters und seiner reichen Verzierungen berühmte Snartemo-Schwert an Himmler herauszugeben. Nicht einmal Bestechung half: Vergebens sicherten die Deutschen den Einsatz von viel Geld und technischen Errungenschaften wie der mit Hochdruck entwickelten Dendrochronologie für die norwegischen Ausgrabungsstätten zu.

Und noch drei weitere Menschen auf dem klug gewählten Foto werfen Schlaglichter auf Bedeutung und Abgründe der Archäologie im „Dritten Reich“: Ein hochmodern wirkendes Kamerateam steht am Rand der Grube – Teil des riesigen Propaganda- und Dekorationsaufwands, mit dem das „Germanentum“ das Leben im NS-Staat durchwob. In der Ausstellung sind zahlreiche Exponate aus allen Bereichen des Alltags zu finden: Kein Autobahnbau ohne Verweis auf „germanische“ Bohlenwege, kein Weihnachten, respektive: Julfest, ohne runenverzierte Christbaumkugel.

Uta Halle, Bremer Landesarchäologin und Initiatorin der Ausstellung, sieht wenig Positives in der Vergangenheit ihrer Zunft: „Fast alle deutschen Archäologen beteiligten sich an der Verbreitung nationalsozialistischer Ideen und der Plünderung fremder Kulturgüter.“ Das sei bis in die 90er-Jahre hinein Tabu-Thema gewesen. Gab es gar keinen „archäologischen Widerstand“? Halles Antwort: „Null.“

Nach 1945 waren dann trotzdem alle im Widerstand gewesen. Das gängige Argumentations-Schema: Man musste der SS beitreten, damit die Archäologie nicht dem völkischen Eiferer Rosenberg anheimfiel, der zum „Reichsminister für die besetzten Ostgebiete“ avancierte. Im Februar 1945 waren es allerdings die SS-Archäologen, die den Parteiausschluss von Hans Reinerth erreichten, Rosenbergs oberstem Ausgräber. Sie warfen ihm Judenfreundlichkeit vor: Er habe es unterlassen, einen jüdischen Mann aus einem Ausgrabungsfoto zu retouchieren.

Eine wichtige Leistung der Ausstellung besteht darin, nicht nur die Nachkriegs-Karrieren der Wissenschaftler, sondern auch die Spur des Germanenmythos bis in die Gegenwart hinein zu verfolgen. Spannend ist dabei die gesellschaftliche Spreizung der Exponate: CD-Booklets und Magazine belegen die Begeisterung der Rechtsextremen für alles „Germanische“ – in den Vitrinen finden sich aber auch Titelseiten von Stern und Spiegel. Für letzteren war die Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra Anlass genug, die vermeintlichen lang unterschätzten Vorfahren endlich von den Bäumen zu holen. Der Spiegel-Originalton im Jahr 2002: „Nun treten jäh auch aus dem nordischen Hain Mathematiker und gewiefte Kosmologen. Nebra beweist: In Ur-Germanien lebten kleine Einsteins.“

Ungebrochene Präsenz

Was aber hat die Spielzeug-Figur „Gefürchteter Nordmann“ in der Museums-Vitrine zu suchen? Die brachte die Firma Schleich noch im vergangenen Jahr auf den Markt – in der Reihe „Neue Helden“. Für Kuratorin Halle ist sie in ihrem wild-furchtlosen Gestus ein Beleg für die ungebrochene Präsenz NS-geprägter Germanen-Bilder. Bekannt ist, dass sowohl bei Wikinger-Reenactments als auch bei Mittelaltermärkten unter anderen rechtsextrem orientierte Akteure vertreten sind. Aber zeugen Runen-verzierte Werkstücke nicht schlichtweg von einem unreflektierten Dekorationsbedürfnis? Oft stecke mehr dahinter, sagt Dirk Mahsarski, Historiker und Mitkurator der Ausstellung. In Gesprächen mit Handwerkern und Ausstellern sei er wiederholt mit rechtslastiger Ideologie konfrontiert worden.

Im Übrigen liefert selbst der renommierte Theiss-Verlag aus Stuttgart, der den hoch informativen Ausstellungskatalog herausbrachte, Beispiele für eine ungebrochene Germanen-Mythologisierung: Unbekümmert lässt er Magazine mit opulenten „Germanen“-Covern drucken – als habe er die eigene Forschungspublikation gar nicht zur Kenntnis genommen. Cäsar hat ganze Arbeit geleistet.

„Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“: bis 8. September, Bremen, Focke-Museum

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11 Kommentare

 / 
  • TS
    Thomas Sch.

    18.03.2013 11:26 Uhr

    von dem lentz:

    @Thomas Sch.

    "daß die Germanen-Mythologie dem Nationalsozialismus zum Aufstieg verhalf, ist logisch in etwas genauso richtig zu sagen, daß Kaffee und Kuchen Nazis gut geschmeckt haben und deshalb Kaffe und Kuchen verdächtig wären."

    was für ein vergleich

     

    Lieber "von dem lentz",

    das ist doch kein Vergleich ! Da haben Sie aber was gründlich mißverstanden, mein Lieber. Der "Kaffee-und-Kuchen-Hinweis" ist eine zuspitzende Ironisierung, um darauf hinzuweisen, daß falsche Zusammenhänge gebildet werden.

  • TS
    Thomas Sch.

    Lieber "von dem lentz"

     

    ich habe große Schwierigkeiten, Sie überhaupt sprachlich zu verstehen. Ich zitiere Sie:

     

    "... deprimierenderweise lösen sich auch die gegner so wenig wie sie von diesen lügen und benutzen sie als begründung für ablehnung der gegenstände über die gelogen wurde, wie sie für die beführwortung

    kaffee und kuchen hingegen sind realitäten

    erst wenn jemand kaffee als nach himberen schmeckende klare halbgefrorene flüssigkeit bezeichnet die einem levitationsfähigkeiten verleiht, und die leute sich über die frage ob levitation, und deswegen kaffee zu befürworten oder abzulehnen ist kommen wir langsam in den selben bereich... "

     

    Sie benutzen weder die allgemein übliche Groß- und Kleinschreibung und halten sich auch nicht an die Regeln der Kommasetzung, was die Verständlichkeit erheblich erschwert. Das erste "sie" im Zitattext beispielsweise meint sicherlich mich. Das zweite "sie" ist entweder gemeint, daß "ich" als Leser lüge, zweite Möglichkeit ist, daß gemeint sein könnte, daß sie ("die anderen") die Lüge benutzen oder, als Relativpronomen verstanden, könnte die Lüge gemeint sein. Was soll das ? Ist das Absicht ? Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen. Das ist sprachlich irgendwie eine Katastrophe. Und auch inhaltlich komme ich da überhaupt nicht mit: Wieso soll Kaffe von Leuten als nach Himbeeren schmeckende Flüssigkeit bezeichnet werden und was um Gottes Willen hat Kaffee mit Levitation zu tun ? Und was für Lügen sind überhaupt gemeint ?

    Sorry. Ich kann nur ahnen, was Sie sagen wollen und sehe mich leider außerstande, den Beitrag zu kommentieren.

  • L
    Laie

    Als Laie sind mir folgende geschichtliche Inhalte bekannt:

    Das römische Reich wurde von Konstantinopel aus in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation transformiert.

    Deswegen stand unter Todesstrafe wer die konstantinische Schenkung anzweifelte.

    Erst später wurde festgestellt das die Urkunde gefälscht war, dennoch behauptet der Vatikan das die Schenkung vollzogen wurde. Die große Sylvester Party.

    Mit der Enzyklika Quas Primas wurde eine neue Königsherrschaft Christi angekündigt und wurde seitens Papst mit einer Namensgleichheit Pius fortgesetzt. Deutsche Königsherrschaft der mit dem Schnautzbart.

     

    Suchte die SS/SA Beweise für die konstantinische Schenkung?

     

    Onkel Toms Hütte und Heinrich Heine ja, Hitler und Darwin dagegen nicht auf dem Index Librorum Prohibitorum?

     

    Die Deckungsgleichheit der monotheistische Religionen in Europa: "Die Berliner Martin-Luther-Gedächtniskirche steckt voller Relikte aus der NS-Zeit" und fast alle Soldaten hatten ein Koppelschloss mit göttlichen Symbolen und Sprüchen.

     

    Die germanische Ideologie und die Geschichte der USA!

    "Gebt dem König, was des Königs ist." Was macht unser Erdöl ausserhalb der USA?

     

    Die konstantinische Schenkung scheint aktuell ein wichtiges ideologisch, politisch religiöses Bindeglied rund um den Mittelmeerraum zu sein.

     

    Die Rolle der Archäologie innerhalb des Vatikans wäre für mich interessant.

  • C
    chauke

    @ lentz

     

    wie sie (hoffentlich) bemerkt haben, lag es mir fern, in meinen Ausführungen eine "Überhöhung" der "Germanen" zu rechtfertigen - auch keine "Blutsreinheit". Das wäre Unsinn! Aber mich stört es, wenn hier krampfhaft versucht wird, eine Verbindung der Menschen heute mit den von den Römern Germanen genannten Menschen zu negieren.

     

    Ihren Ausführungen möchte ich nun nicht im Einzelnen entgegnen - oder meine Positionen geraderücken, dafür ist mir DIESES Forum zu lästig und schwerfällig - und außerdem versuchen Sie am Ende mir etwas in den Mund zu legen, was ich nie äußerte.

     

    Jedenfalls sehe ich in Ihren Erklärungen auch nur Fakten, wie sie auf JEDES Volk der Erde anzuwenden sind. Dennoch lässt man anderen Völkern ihre Vorgeschichte und ihren Bezug darauf. Warum soll das für die Deutschen nicht gelten?

     

    Sie können nicht behaupten, dass es keine Kern-Kontinuität in der Geschichte gegeben hat - trotz aller neu hinzu gekommenen und neu entstandenen Einflüsse und Ereignisse, von all denen die Romanisierung das schwerwiegendste war!

    Mindestens die - natürlich Entwicklungen unterlegenen - Sprache - und heute Sprachen gehört zu dieser Kern-Kontinuität!

    Noch lange gab es regionale Architekturen, die sich im Kern auf traditionelle Hof- und Siedlungsformen zurückführen lassen. Das wiederhole ich gerne!

    Noch lange nach der Romanisierung hatten die Sachsen, Franken etc. "ihre" Namen, die zunehmend aber über einen langen Zeitraum hinweg, christlichen Namen Platz machten.

    Und so sehe ich die Franken nicht als Produkt einer Kulturvermischung, sondern als einen Summanden von vielen , deren Summe letztlich wiederum diversen Fortentwicklungen den Anschub gab - eine dieser Entwicklungen ist letztlich die zunehmende Herausbildung auch einer "Deutschen Identität" (ausgelöst durch den Verbleib einiger Stämme und Sammelstämme bei der "alten Sprache")- die sich fortentwickelt eben bis heute und darüber hinaus!

     

    Sicher sind wir heute anders! Sicher ist nicht jeder, der sich heute "Deutscher" nennt, Nachfahre eines "Germanen" - und es ist auch nicht schlimm, wenn es einer nicht ist! Auch war eben nicht ein "Germane" wie der andere.... aber diese Kern-Kontinuität haben wir auch bis heute erhalten: wo ist denn ein Deutscher wie der andere? Unsere regionalen Verschiedenheiten sind auch ein Teil dieser langen, langen Gleichung!

     

    Also tun wir nicht so, als hätten die "alten Germanen" nichts mit unserem Land zu tun!

  • DL
    dem lentz

    @chauke

    ich kanns nicht lassen

    die trennung in gallia und germania wurde von caesar aus rein pragmatischen gründen vorgenommen

    da er ausgiebig mit seinen diplomatischen trix prahltemit denen er die kelten stück für stück unterwarf, indem er sie "schützte" ist die erwähnung des "divide et impera" eigentlich obsolet

    als günstling der götter konnte ihm auch kein missgeschick wie schlechtes wetter passiert sein, sondern sich hinziehende kämpfe mussten auf geradezu übermenschliche fähigkeiten seiner gegner, die nur er,der einzig wahre, letzlich doch überwinden konnte,zurückzuführen sein.

    die erhebung des gegners um den eigenen sieg zu vergrößern ist genauso ein propagandatopos wie seine herrabwürdigung bis auf tierisches nivau

    franken und sachsen sind übrigens sehr späte protagonisten

    und kaum als hauptvölker auf der gesammtfläche deutschlands anzuführen

    die einen aus einem kriegerbund der sich seinen namen mit überfällen auf imperiales gebiet machte hervorgegangen dessen ruhm(dem stärkeren vors knie treten kommt immer gut an) die gemeinschaft wachsen lies bis sie schlieslich als hilfstruppen die seite wechselten; diese position lies sie schlieslich, nach einem sieg über einen unbeliebten statthalter, der lateinischen oberschicht als ideale verbündete erscheinen - sie waren ja eh schon romanisiert, und verlangten weniger steuern alsrom, das weder die macht noch den willen hatte die völlig korupten provinzen zu schützen--> die franken sind ein klassisches produkt erfolgreicher kulturvermischung

    die sachsen wuchsen erst nach dem abzug der langobarden, dem letzten volk der klassischen völkerwanderung das sich "auf den weg machte" wobei einige sich dem zug angeschlossen hatten.

    wie ihr verweis auf die angeln andeutet war der kultund name zwar verbreitet, wie der der thüringer die lange im inland diemerheit hatten, waren aber sehr divers, so war ein guter teil von ihnen ein eindeutiges mitglied der nordseekultur, wie eben die angeln,jüten dänen und die späteren wickingervölker - mit den krimgoten verband sie kulturell aber kaum mehr als mit den bald vernichteten völkerwanderungsburgundern

    letztlich waren die mittelalterlichen sachsen bald vom rheinischen kulturgemisch überformt

    wie auch die bayern stark in der reichstradition fortlebten

    man könnte jetzt noch zum osten kommen, aber da kommt man sich schon wieder mit denen ins gehege die einem mittelalterlichen slavonischen mönch glauben der schrieb das alle kultur,und v.a. die im osten ihren ursprung in genau seinem heimatdorf hatte...

     

    das problemübrigens mit der dauerhaften sesshaftigkeit und den angeblich ungebrochenen traditionen hatt etwasmit missernten,seuchen und kriegen zu tun die einfach keine region unserer welt verschonten, und dem völlig natürlichen efekt das leute dann einfach weggehen oder sterben

    ohne dieses hätte inzestverblödung vlt ungeahnte ausmaße angenommen

  • DL
    dem lentz

    @Chauke

    wo soll man anfangen

    am besten oben

    afrika europa und asien sind bezeichnungen der kontinente die das mittelmeer umgeben, gebräuchlich bei dessen anrainern und nicht auf einzelstämme bezogen wie der name germanen.

    die paralelle zu den indianern trifft besser da der versuch propaganda zu machen seitens columbus durchaus der grund für diese bezeichnung ist

    man nennt sie heute nativ americans oder ordnet sie ihren völkern zu

    die behauptung der antigermanenarchäologie ist so unsinnig das es einem die schuhe auszieht

    es ist blos nicht alles so einfach

    es giebt übrigens eine gemeinsamkeit der funde von vorromkontakt völkern die nicht der keltischen gemeinschaft angehörten beiderseits des rheins:

    keine befestigten orte

    das ist natürlich nicht,im römischen sinne mit kulturlosigkeit gleichzusetzen

    die schlüsse die man daraus ziehen kann füllen, einander wiedersprechend, mehrere buchmeter

    der kontakt mit rom änderte nat. alles

     

    die "germanengarde" konnte caligula(von dem reden sie jawohl) nicht schützen, auch wenn sie einen kopf größer waren als seine mörder; lange kerls sind halt primär was zum eindruck schinden.

    es wird zeit deutschland seine vorgeschicht zurückzugeben

    jenseits der nur kriegführenden und jagenden hörnerhelm träger die man sich am mittelmeer ausdachte um kindern(und für den krieg zu gewinnenden massen) das gruseln zu lehren

  • C
    Chauke

    Diese Ausstellung setzt nahtlos dort an, wo die Archäologie der Nazis aufgehört hat und steht in der Nazi-Propaganda in nichts nach!

     

    Natürlich haben sich die "Germanen" nicht selbst so bezeichnet. Folgt man der Logik der Ausstellung, gibt es auch keine Afrikaner! Auch diese Begrifflichkeit war eine Schöpfung des griechisch-römischen Kulturkreises.

     

    Und die "Indianer" bezeichneten sich ebenfalls nicht als "Indianer". Es dient dieser Begriff aber als eine Zusammenfassung jeweils "Ähnlicher" seitens der "Anderen" - hier: seitens der Römer - dort seitens der Spanier. Und darum ist der Begriff zulässig und richtig!

     

    Die Nationalsozialisten suchten übereifrig und oft genug unseriös Belege für die existenten Behauptungen und Legenden und für die schriftlichen Überlieferungen der Römer, die es leider nicht allzu zahlreich gibt - aber gibt!

    Oft genug versuchten die Nazis die Germanen zu überhöhen! Das war falsch und ideologisch verbrämt - völlig klar!

     

    Die Anti-Germanen-Archäologie unserer Tage aber versucht OHNE Belege, einzig gestützt auf die Tatsache, dass die Germanen sich nicht selbst Germanen nannten, jeglichen Zusammenhang heutiger Deutscher mit den alten Germanen zu negieren!

     

    Zu Unrecht! Dass die Deutschen nicht einfach vom Himmel gefallen sind ist wohl klar! Ein Teil der Deutschen (insbesondere die traditionsreiche Landbevölkerung) blickt auf eine sehr lange Sesshaftigkeit zurück - schriftlich bis ins Mittelalter belegbar.

    Da gab es zwar noch die Völkerwanderung, aber dieses Ereignis der Geschichte ist voll von Fehldeutungen und Falschmeldungen: 1. sind nicht hunderte Völker in Germanen eingewandert, 2. sind nicht hunderte Völker aus Germanien ausgewandert, 3. sind nicht alle Menschen eines Volkes oder Stammes gewandert.

    Die Hauptvölker, die Sachsen und die Franken z.B. waren ziemlich ortsfest und haben ihre angestammten Siedlungsgebiete nicht komplett verlassen, sondern haben expandiert: Ins gallische Gebiet und nach Britannien!

     

    Es zogen also nicht alle möglichen Völker durch "Deutschland" sondern es zogen germanische Stämme und Sammelstämme (Goten) durch Europa!

     

    Interessant:

    In den wenigsten Fällen haben die germanischen Stämme den Regionen in die sie zogen ihre Sprache und Kultur aufgedrückt, sondern haben meist die örtlichen Gepflogenheiten angenommen (eine Wesenseigenschaft, die vielen Deutschen heute noch zu eigen ist: Viel-Reiserei und das Parlieren in Landessprache, kann man sie auch noch so schlecht) - Selbst die Franken haben in Gallien die romanische Sprache angenommen und wurden später zu den "Franzosen". Nur die Angeln und Sachsen drückten den Inselkelten ihre Sprache auf! Alle anderen (Langobarden, Vandalen, Goten, Franken, Burgunder...) haben sich eingefügt und eingeordnet!

     

    Zum "heldenhaften" Germanen: Germanische Männer waren in Rom als Leibgarde des Caesaren und als persönliche Leibwächter reicher und wichtiger Personen beliebt! Das ist verbürgt - wieso also soll das jetzt als grundsätzlich falsch betrachtet werden?

     

    Weitere Punkte: Sprachverwandtschaft, Kultverwandschaft und die Architektur:

    Die Chauken waren ein germanischer Stamm (nicht ethnisch, sonder kultisch zu betrachten), der in der Unterweserregion ansässig war und später ein Teil der Sachsen wurde. Sie bauten lange Häuser, die auch die Stallungen beherbergten. Dieser Gebäudegrundriss hat sich bei den Nieder-Sachsen bis in das frühe 20. Jahrhundert erhalten! Kein Zusammenhang?

    Das Niedersächsische (Platt-) Deutsch ist eng verwandt mit der englischen Sprache und weist viele identische Wörter auf - Kein Zusammenhang?

    Die Christianisierung der Sachsen wurde auf Initiative der Franken vornehmlich durch bereits christianisierte Angel-Sachsen durchgeführt! Kein Zusammenhang?

     

    Nein, die Germanen nannten sich vielleicht nicht Germanen! Aber vielleicht ja doch und es hat nur keiner notiert?

    Vielleicht bezeichneten auch die Kelten die Germanen als Germanen - eine Theorie besagt, dass Germane etwas wie "Nachbar" bedeuten kann.

     

    Nein, einen Staat "Germanien" und ein Volk "Germanen" hat es nicht gegeben - damals. Aber die Germanen gab es darum trotzdem, so wie es "Afrikaner" gibt, " Indianer", "Inder" und "Amerikaner"! Und hätten sie nicht IRGENDEINE oder irgendwelche vereinende Spezifikationen aufgewiesen, dann hätten die Römer auch noch andere Bezeichnungen genutzt und die Stämme nicht zu "Germanen" zusammengefasst!

     

    Was also will diese Ausstellung? Sie will, den kulturhistorischen Anspruch der Deutschen auf Mitteleuropa verneinen und Deutschland seiner Vorgeschichte berauben!

    Das ist die den Nazis diametral entgegenstehende Position - aber keinesfalls richtiger oder zulässiger, sondern ebenso ideologisiert!

  • DL
    dem lentz

    @Thomas Sch.

    "daß die Germanen-Mythologie dem Nationalsozialismus zum Aufstieg verhalf, ist logisch in etwas genauso richtig zu sagen, daß Kaffee und Kuchen Nazis gut geschmeckt haben und deshalb Kaffe und Kuchen verdächtig wären."

    was für ein vergleich

    wenn eine algemein als warheit anerkannte lüge lügnern beim lügen half entlastet es diese lüge doch nicht das andere auch an sie glaub(t)en

    das war doch gerade die crux daran

    deprimierenderweise lösen sich auch die gegner so wenig wie sie von diesen lügen und benutzen sie als begründung für ablehnung der gegenstände über die gelogen wurde, wie sie für die beführwortung

    kaffee und kuchen hingegen sind realitäten

    erst wenn jemand kaffee als nach himberen schmeckende klare halbgefrorene flüssigkeit bezeichnet die einem levitationsfähigkeiten verleiht, und die leute sich über die frage ob levitation, und deswegen kaffee zu befürworten oder abzulehnen ist kommen wir langsam in den selben bereich

  • DL
    dem lentz

    es giebt übrigens immernoch idiologie-archäologie

    mehr als solche ohne

    da der ausgräber, mindestens bis der fund voll durchanalysiert ist und sowohl fund als auch analyse der wissenschaftlichen öffentlichkeit zur verfügung steht, die volle deutungshoheit hatt überbieten sich auf diesem gebiet die bizarren fundmeldungen

    es wird immer das älteste, nie das 2t älteste lagerfeuer gefunden

    die finanziers freuts, und da es oft die staaten auf deren gebiet gebudelt wird sind geht die erstmeldung ungefiltert in die nationalen mythen-stickereien ein

    um jenseits dieser schauen zu können helfen einem dann weder stern und spiegel(oder taz)noch populärwissenschaftliche werke

    sondern ausschlieslich fachveröffentlichungen

    da die korigierten versionen es aufgrund unspectakularität niemals aus diesen hinaus schaffen

  • DL
    dem lentz

    im anfang aufklärerisch wirds in der mitte unklar und am ende...naja

    gerade der spiegel hält ja den germanenmythos aufrech, allerdings in 180°umkehrung in seiner phobischen form

    das zitat habe ich als frage, also als ironische verneinung in erinnerung, und ansonsten ist ihr urteil über die germanen "die weder tisch noch stuhl kannten" von den "böse barbaren"topoi wie römer und nachfolgestaaten sie in ihrer propaganda abfeierten(die dann als "zeitgenössische beschreibungen" herhalten) so bekannt wie stereotyp.

    auch beim kapitel über die völkerwanderung hier ist einiges missverständlich

    das einige jahrtausende staatsgründungen selbstverständlich jedes volk zur staatengründung befähigt ist klar, aber das hätten sie dann auch so schreiben können, da eine auslegung des textes im alten völkischen sinne (das die völker,wie man früher glaubte, geschlossen abzogen) möglich währe.

    womit sie einen ethnogeneseforschungsschritt vor den nazis, in der zeit der germanen und kelten und slaven und römerverehrung im 19jh stehen blieben

    das in der regel nur ein teil abzog ist mittlerweile bekannt, so wie die tatsache das es einfach modewechsel gab - heute wende morgen sachse war etwa wie heute emo morgen hipster

    das man beim blick in die vergangenheit oft den eindruck hatt nur bekloppte vor augen zu haben ist verständlich

    aber auf die verzerrenden verehrung mit einer genauso verzerrenden verurteilung zu reagieren bringt einen einem realistischen blick nicht näher

    aber immerhin ein versuch

  • TS
    Thomas Sch.

    Interessant ist immer wieder, daß ein erstaunlich großer Anteil von Menschen den Mißbraucher mit dem Mißbrauchten verwechselt. Niemand würde auf die Idee kommen, daß ein mißbrauchtes Kind schuldig am Mißbrauch ist. Aber wenn der Mißbraucher, in diesem Fall die Nazis, das Mißbrauchte, in diesem Fall die normale Heimatliebe etc., für seine üblen Vorhaben einspannt, dann soll auf einmal das Mißbrauchte ein Anzeichen für den Mißbrauch sein. Das ist absurd ! Und überdies logisch verkehrt.

    Zweitens: "Überschneidungen" sollen Anzeichen sein, bzw. sogar als Grund dafür herhalten, daß mit einer im allgemeinen unerwünschten Gruppierung sympathisiert würde. Dabei wird allerdings oft nicht auf die Qualität dieser Überschneidungen geachtet. Auch ich habe "Überschneidungen" mit Hitler: Ich trinke Kaffee zum Frühstück und als ich bei der Bundeswehr war, habe ich eine Waffe getragen... und und und. Alles echte Überschneidungen, aber keine davon wesentlich. Aber genau darauf kommt es an.

    Heute zu sagen daß die Germanen-Mythologie dem Nationalsozialismus zum Aufstieg verhalf, ist logisch in etwas genauso richtig zu sagen, daß Kaffee und Kuchen Nazis gut geschmeckt haben und deshalb Kaffe und Kuchen verdächtig wären. Was kann das Kalberg-Stadion in Bad Segeberg dafür, daß es vom Reichsarbeitsdienst gebaut und von Goebbels eingeweiht wurde ? Soll man deshalb abreißen ? Ich möchte die Beteiligten bitten, in der Argumentation auf solche Fehler zu achten. Wir würden nämlich sonst in vielen Fällen eigentlich harmlose Aktivitäten mit einer in Wiklichkeit nicht vorhandenen Bedeutung aufladen. Und das merkt dann doch auch irgendwann der Dümmste, daß dann falsch verdächtigt wird.