Arbeitsmarkt: Geburtenrückgang hilft der Jobstatistik
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni weiter gesunken. "Generellen Fachkräftemangel" gibt laut BA aber noch nicht.
Es geht weiter aufwärts auf dem Arbeitsmarkt, wenngleich nicht für jeden. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni im Vergleich zum Vormonat um 125.000 gesunken und liegt jetzt bei 3,687 Millionen. Die Erwerbslosenquote beträgt 8,8 Prozent. Der Rückgang von Mai zu Juni war stärker als im Durchschnitt der letzten drei Jahre. "Durch die stabile Konjunktur wächst die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung", erklärte gestern der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise.
Die optimistisch stimmenden Arbeitslosenzahlen seien aber auch durch ein "rückläufiges Arbeitskräfteangebot" zustande gekommen, hieß es gestern im Monatsbericht der BA. Nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird das Arbeitskräfteangebot im Jahresdurchschnitt 2007 auch demografisch bedingt um 100.000 abnehmen.
BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker betonte gestern allerdings, es gebe zurzeit noch keinen "generellen Fachkräftemangel". Unternehmen hatten geklagt, besonders Maschinenbau- und Elektroingenieure würden knapp. Die Betriebe hätten zu wenig ausgebildet, zudem müssten die Unternehmen verstärkt auch Ältere zum Zuge kommen lassen, forderte Becker.
Die Ausgrenzung älterer Arbeitsloser habe sich bei den Ingenieurberufen aber "definitiv verbessert", sagte gestern auf Anfrage Sven Renkel, Sprecher des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Im Jahre 1999 hätte es noch 42.000 erwerbslose Ingenieure im Alter von 50 Jahren und älter gegeben. Dieses Zahl sei im vergangenen Jahr auf 15.000 gesunken.
Nicht jeder Erwerbslose hat aber jetzt die tollen Chancen auf dem Jobmarkt. Große Unterschiede gibt es zwischen den Empfängern von Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II. In der ersten Gruppe sank die Joblosigkeit im Vormonatsvergleich immerhin um 6 Prozent, bei den Arbeitslosengeld-II-Empfängern (Hartz IV) ging sie hingegen nur um 2 Prozent zurück.
Wo aber entstehen nun die viel besungenen neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs? Auf dem Bau und in der Industrie, wo lange Zeit Stellen abgebaut wurden, nimmt die Arbeit zu. Am stärksten steigt die Beschäftigung jedoch nach wie vor bei den sogenannten unternehmensnahen Dienstleistungen, darunter vor allem bei der Zeitarbeit. Jede dritte neu geschaffene Stelle ist ein Job in der Zeitarbeit, heißt es beim IAB. Dies bedeutet, dass sich der Jobmarkt flexibilisiert, denn im vergangenen Jahr zählte die BA im Jahresdurchschnitt in der Zeitarbeit erst 516.000 Mitarbeiter, also einen Bruchteil der 26 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) lobte sich gestern selbst: Die positiven Zahlen seien auch "Konsequenz einer zielführenden Politik" .
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