Arbeitsmarkt: Ganz Berlin will Eis hacken
25.000 Berliner wollten für die BSR Schnee räumen, 650 haben nun für ein paar Tage Arbeit, um rutschige Flächen sicherer zu machen.
Die Telefone der Arbeitsagentur stehen nicht mehr still: Alle wollen das Eis bekämpfen. Allein bis zum Montag hatten sich mehr als 25.000 Berliner gemeldet, um an eine der 650 begehrten Stellen bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) zu gelangen, erzählt Jürgen Bielert von der Bundesagentur für Arbeit. Mit vor Frost tränenden Augen steht er vor dem Levis-Laden am Tauentzien, um eine Eisräumaktion auf der Einkaufsstraße zu erklären.
Am vergangenen Freitag hatte die BSR zusätzliche Arbeitskräfte bei der Arbeitsagentur angefordert, um an Fahrradwegen, Bushaltestellen und Gehwegen gegen das Eis vorzugehen. Dafür sind eigentlich die jeweiligen Hausbesitzer beziehungsweise die BVG zuständig. Weil das aber nicht funktioniert habe, nehme man das jetzt in die Hand, sagt Vera Gäde-Butzlaff, Vorstandsvorsitzende der BSR. Die neuen Mitarbeiter würden nun in ganz Berlin eingesetzt und von langjährigen BSR-Angestellten in die Arbeit eingewiesen.
Binnen zwei Tagen habe die Arbeitsagentur aus all den Bewerbern für diese Arbeit geeignete Menschen ausgesucht, sagt Bielert. "Voraussetzung ist, dass die Bewerber in einem Jobcenter gemeldet sind und sich in der Lage fühlen, draußen in der Kälte diese körperlich anstrengende Arbeit zu verrichten." Alter und Geschlecht spielten dabei keine Rolle. So seien von den 25.000 Bewerbern 1.350 potenzielle Schneeschipper übrig geblieben, von denen die BSR 650 übernommen habe.
Diese sollen in den kommenden Tagen zusätzlich zu den 1.000 Kräften arbeiten, die die BSR ohnehin für den Winterdienst eingestellt hat. Der Einsatz der neuen 650 Aushilfen soll jedoch nur so lange dauern, bis das Eis bekämpft ist. Jeder arbeitet von Tag zu Tag und geht am Abend laut Arbeitsagentur mit 50 Euro nach Hause.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten 15 der neuen Aushilfskräfte gleich am Mittwoch bei der Eisräumaktion auf dem Kudamm. Die AG City Berlin, eine Initiative der ansässigen Geschäftsleute, hatte die Anlieger aufgerufen, die Gehwege freizuräumen. Die BSR stellte Werkzeuge zur Verfügung und wollte den Abtransport der Eisberge organisieren.
Allerdings waren am Morgen weder viele Helfer noch nennenswerte Eisflächen auf dem Kudamm zu sehen. Dafür schwangen die Anzugträger der AG City werbewirksam für die Fotografen den Eispickel. "Ein bisschen spät", kommentierte eine Passantin. "Aber besser als gar nicht."
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