Arbeitslosigkeit steigt wieder: Jobmarkt schlafft ab, aber nicht für alle
Im Juli gibt es - saisonbedingt - wieder mehr Arbeitslose. Vor allem Altenpfleger und Sozialarbeiter haben wieder gute Chancen.
BERLIN taz Der vielbesungene "Aufschwung" auf dem Jobmarkt ist nicht mehr so kräftig wie zuvor. Im Juli stieg die Zahl der Erwerbslosen um 50.000 und damit doppelt so stark wie im Schnitt der vergangenen drei Jahre.
"Die Entwicklung ist weiterhin grundsätzlich positiv, verläuft jedoch weniger dynamisch als noch vor einem Jahr", sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Donnerstag. Der BA-Chef wies darauf hin, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli üblich sei, bedingt durch die Sommerpausen und die Tatsache, dass sich viele Lehrlinge nach ihrer Ausbildung zunächst im Sommer jobsuchend melden.
Saisonbereinigt errechnet sich ein Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Juni um 20.000 Personen, diese Abnahme ist allerdings schwächer als in den Monaten zuvor. Insgesamt waren im Juli 3,21 Millionen Menschen ohne Job, immerhin 505.000 weniger als im Juli 2007. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 7,7 Prozent. Auf der Basis der Konjunkturprognose erwartet Weise keine Verschlechterung bis zum Jahresende. 2009 könnte sogar noch etwas besser werden als dieses Jahr, gab sich der BA-Chef optimistisch.
Allerdings ergibt der genauere Blick ein zwiespältiges Bild: Nach wie vor steigt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, allerdings nicht mehr so deutlich wie zuvor. Nach den zuletzt verfügbaren Zahlen gab es im Mai 580.000 mehr dieser Jobs als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Hälfte davon entfiel auf Vollzeitstellen. Fast gleichzeitig aber ist die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Stellen gesunken, im Juli immerhin um 61.000 gegenüber dem Juli im Jahr zuvor.
Die Zahl der offenen Stellen fällt zudem je nach Branche sehr unterschiedlich aus: So wurden laut BA im Juli im Gesundheitsbereich 26 Prozent mehr Kräfte gesucht als im Vorjahresmonat. Die offenen Stellen für Altenpfleger, Sozialarbeiter und Erzieher nahmen sogar um 45 Prozent zu. Rückläufig im Vergleich zum Vorjahr war jedoch das Stellenangebot etwa für Elektriker und Schlosser und für Werbe- und Dienstleistungskaufleute. Ein Viertel der gemeldeten offenen Stellen waren Jobs in der Zeitarbeit.
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sagte, es ginge nicht nur um mehr, sondern um bessere Beschäftigung. Der Minister kündigte an, nach der Sommerpause die Möglichkeiten für Mindestlöhne auszuschöpfen.
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