Arbeitskampf in Norwegen: Wie einst J.R. Ewing
Der Vorstandschef des staatlichen norwegischen Ölkonzerns Statoil ist im Tarifkonflikt nicht zimperlich. Die Außenministerin ordnete jetzt eine Zwangsschlichtung an.
BERLIN taz/rtr | Die Financial Times nannte ihn einmal den „Bobby Ewing des Nordens“. Allerdings klingt es mehr nach dessen Bruder J. R., wie Helge Lund, Vorstandschef des staatlichen norwegischen Ölkonzerns Statoil, die Energiegewerkschaften seines Landes aushebelte. Am Dienstag stoppte Norwegens Arbeitsministerin Hanne Bjurstrøm einen Arbeitskampf der Energiegewerkschaften auf den Offshore-Anlagen der Ölindustrie: Sie ordnete eine Zwangsschlichtung an.
Während Vertreter der Gewerkschaften zwischen Enttäuschung und Wut schwankten, zeigte sich der Branchenverband OLF ausgesprochen zufrieden. Statoil hielt sich auf seiner Internetseite vornehm zurück und vermeldet lediglich, dass die Produktion umgehend wiederaufgenommen werde.
Vor drei Wochen hatten die Gewerkschaften mit Streiks begonnen, nachdem Gespräche über höhere Löhne und und ein Frühverrentungssystem für die rund 7.000 Beschäftigten gescheitert waren. Jeder zehnte Arbeiter legte die Arbeit nieder, was zur Folge hatte, dass rund 13 Prozent weniger Öl und 4 Prozent weniger Gas produziert wurde.
Ärgerlich für den Chef des Branchenführers, der 2004 mit dem Ziel angetreten war, das durch einen Bestechungsskandal ramponierte Image von Statoil aufzubessern: Die Lieferausfälle unterminierten das Vertrauen der Ölmärkte in die Norweger, der Ölpreis stieg. Lund und Co gingen in die Gegenoffensive.
Interessen Norwegens
Letzte Woche kündigten sie an, ab Montag 24 Uhr alle Gewerkschaftsmitglieder auf den 70 Offshoreplattformen auszusperren. Das Kalkül: Die Regierung in Oslo würde das nie zulassen. Denn eine Aussperrung hätte einen totalen Lieferausfall bedeutet. Und das norwegische Öl deckt beispielsweise rund 27 Prozent des deutschen Bedarfs.
Der Plan ging auf. Ministerin Bjurstrøms Begründung für die Zwangsschlichtung hätte von Lund geschrieben sein können: „Das hier hätte zu äußerst ernsten Konsequenzen für das Vertrauen in Norwegen als zuverlässigen Lieferanten von Öl und Gas führen können“, sagte sie. „Ich musste die Interessen Norwegens schützen.“ Die Gewerkschaften wollen nun „auf anderer Ebene“ weiter für eine Vorruhestandsregelung kämpfen.
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