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Arbeitgeber Contigo Fair TradeGehaltsverzicht bei Schnupfen

Mitarbeiter der Göttinger Fair-Trade-Kette Contigo verteidigen ihren Arbeitgeber: Lohnverzicht bei Krankheit sei freiwillig. Das hatten ehemalige Angestellte bestritten.

Fairer Handel - vielleicht nicht so schön und gut wie die Website. Bild: Screenshot contigo.de

BREMEN taz | Elf fest angestellte Beschäftigte der Göttinger Zentrale des Fair-Trade-Händlers Contigo, darunter die Frau des Eigentümers, haben die in der //www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/unfaire-fair-trade-kette/:taz vom 14.10. erhobenen Vorwürfe über schlechte Arbeitsbedingungen als "empörend" zurückgewiesen. "Weder die Produzenten in Übersee noch wir als Mitarbeiter haben so etwas verdient", heißt es in dem Brief. Contigos Mitarbeiterführung mit der des Discounters Lidl zu vergleichen sei "geschmacklos". Vielmehr sei "Vertrauen die wichtigste Basis der Zusammenarbeit".

Die Unterzeichner, die teils seit über zehn Jahren in führenden Positionen bei Contigo arbeiten, betonen, "gute Löhne und selbstverständlich Urlaub und Lohnfortzahlung" zu genießen. Das Team der Tübinger Filiale lobte Arbeitsklima, "Flexibiltät" und "Transparenz" bei Contigo, der Betreiber eines Weltladens nannte Contigos Informationsarbeit über die Produzenten im Süden "hervorragend".

Nach einer Arbeitsgerichtsklage von drei Verkäuferinnen aus Bremen hatte sich eine Reihe von Ex-Contigo-Angestellten an die taz gewandt, darunter auch ehemalige Filialleiterinnen. Sie erhoben schwere Vorwürfe an Contigo: Unter anderem werde das geringfügig oder als WerkstudentInnen beschäftigte Verkaufspersonal durch eine informelle Ausgleichsregelung zum Verzicht auf Urlaubs- und Lohnfortzahlungsansprüche gedrängt.

Dies wurde durch Briefe des Contigo-Managements erhärtet, in denen ein Widerspruch gegen dieses Modell als "Fall für die gelb-rote Karte" bezeichnet wurde. Mitarbeiter mit einer solch "selbstbezogenen Arbeitnehmerhaltung" würden einen "15-jährigen Konsens verlassen" und hätten "bei Contigo keinen Platz", so das Schreiben, das der taz vorliegt.

Carmen Haas aus Aachen sagt, das Verhältnis zur Geschäftsführung sei in jeder Situation entspannt, kollegial und vertrauensvoll gewesen. Sie hat ein halbes Jahr für Contigo als Filialleiterin gearbeitet und eröffnet nun im November als Franchisenehmerin ihre eigene Filiale. Die kritisierte Krankheitsregelung beruhe auf "einer Freiwilligkeit".

Fälle wie beispielsweise "kleine Schnupfen" würden so nicht weiterbezahlt, sondern über Zeitkonten ausgeglichen. Dafür gebe es einen pauschalen Lohnaufschlag. Den Mitarbeitern stünde es aber auch frei "zu sagen, wir wollen weniger verdienen", dann könnten sie die Regelung selbstverständlich ablehnen. Ebendiese Freiwilligkeit hatten Contigo-Beschäftigte bestritten.

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19 Kommentare

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    an Dresden

    Ja das ist sehr schön, dass ihr Team in Dresden zusammenhält. Unseres hat auch 8 Jahre zusammengehalten und so ziehmlich alles dafür gemacht dass der Laden Läuft. Leider wurden wir nur immer schlechter behandelt von der Zentrale Göttingen...Beleidigungen, Mobbing, Auch einer Schwangeren Kollegin Unterstellungen (die überhaupt nicht stimmten) üble Nachrede...Beleidigende E Mails an alle. Und das alles übrigens seit Contigo "expandieren" will. Und sich ein neuer Typ von REWE eingekauft hat in den kuscheligen Fair Trade Laden....Damit wir alle noch enger Kuscheln und bald abends die Glocken Leuten und die Fahne gehisst wird um den Contigo Spirit zu zelebrieren :-) Individualität: nich erwünscht. fragen auch nicht Wo sind wir denn gelandet?? Sekte oder Geschäft?

    nochmal und schlußendlich: Bremen ist nicht Dresden

  • FI
    Franbk Ibold Contigo Dresden

    Ich möchte mich in der Sache der Krankenversicherung für Studenten berichtigen, da ich es nicht besser wusste und dies aus dem einfachen Grund, da es bisher nicht bei uns vorkam. Es gab einfach noch keine Aushilfe, die länger als 3-4 Tage krank war in den letzten Jahren. Und trotzdem bleibe ich bei dem Standpunkt - es ist für einen kleinen Laden wie uns nicht anders machbar, als dass alle mehr oder weniger Zusammenhalten und sich bei einer Unpässlichkeit von 1,2 oder auch 3 Tagen (und darum ging es mir immer - der Sachverhalt ändert sich natürlich bei ernsten Krankheiten oder Schwnagerschaft) gegenseitig vertreten und die fehlende Zeit später ausgeglichen wird. Wir sind ja auch flexibel und nehmen Rücksicht auf Prüfungen, lange Urlaube, Praktika u.s.w. Und wenn Prüfungszeiten sind, einer krank ist und alles an einer Aushilfe hängen bleiben würde, ja dann würde es ohne das Mitziehen schwierig bei uns - das ist nicht aus dem Finger gezogen.

    Und damit möchte ich garantiert keine Ausbeutung rechtfertigen, wie wir sie bei unseren Produzenten vermieden wissen wollen. Nur erleichtert es einiges, wenn alle im Konsens hier und da kleine Abstriche machen. Ohne Konsens gibt es natürlich Probleme - und ich glaube nach wie vor, dass da das eigentliche Problem liegt - nicht in "menschenunwürdigen" Arbetisverhältnissen.

     

    Ich kann nur von Glück reden, dass wir bisher immer ein Team hatten, welches gern mit daran gearbeitet hat, dass der Laden läuft.

  • CM
    Contigo Mitarbeiterin

    PS

     

    Und da kann ich meinen Laden noch so lieben und den Contigo Sprit trinken, in so einem Fall hätte ich einfach keine Wahl, da ich als Studentin auch kein Harz 4 bekommen würde..und der Vermieter und die Krankenkasse wollen trotzdem ihr Geld haben.

    Ist also sehr gemein so eine Arbeitnehmer feindliche Haltung.

  • CM
    Contigo Mitarbeiterin

    Hallo,

     

    Ich bin Studentin und finanziere mich selbst. Dies machen unzählige andere Studenten auch so. Wenn ich das nicht müsste wäre das ntürlich super! Wenn ich nun arbeite, und das 20 Stunden in der Woche, dann ist es für mich unmöglich auf mein Gehalt im Krakheitsfall zu verzichten. Jedenfalls dann, wenn ich im Krakenhaus liegen würde und beispielsweise eine langwierige Sache hätte...Ich wäre dann gezwungen das Geld einzuforden das mir rechtlich zusteht, weil ich sonst in eine unglaubliche finanzielle Notlage geraten würde! Leider müssen viele Studenten in so einem Fall den Job wechseln, weil sie ihren Arbeitgeber rechtlich dazu zwingen müssen zu zahlen, um ihre Miete und Krankenversicherung weiter zahlen zu können, und sich anschließend dann einen neuen Job suchen. Dies alles nur, weil ich sonst, gelinde gesagt, auf der Straße sitzen würde. Also mein Apell an alle Arbeitgeber die Werkstudenten anstellen: Gerne! Aber bitte mit Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall...sonst gibt es immer nur unnötigen Ärger für beide Seiten.

    Und noch an Dresden: Wann bitte sind alle Mitarbeiter auf einmal Krank, wenn sie überhaupt mal krank sind? Das finde ich eine sehr übertriebene Darstellung, auch, weil die Kosten für die Lohnfortzahlung einfach einkalkuliert werden MÜSSEN! Ansonsten machen sie ihren Laden mal lieber zu.

  • B
    bremerin

    im übrigen zahlen werkstudentInnen 8% rentenversicherung und müssen sich selbst versichern!!! demnach stünden ja zumindest denen die sozialleistungen zu...

  • B
    Bremerin

    diese diskussion ist so lächerlich!!!

    herr ibold, für ALLE betroffenen bremer mitarbeiterinnen war der job bei contigo existenzsichernd, ob werkstudentin oder gleitzeitkraft. das war der zentrale bekannt!!!

     

    in welcher welt leben sie dass sie glauben, es gebe bafög und unterstützung der eltern für jedermann/frau??? auch waren nicht mehr alle familiär versichert. nochmal: wenn ein halbes gehalt fehlt, kann gerade noch die miete gezahlt werden, danach bliebe nichts mehr übrig.

     

    zwei klassen von arbeitnehmerinnen zu konstruieren auf so einer basis ist eine frechheit!!! es macht mich so wahnsinnig wütend, diesen dummen eintrag zu lesen von jemandem, der sich genau wie ingo herbst einfach seine realität zurechtschustert und dem egal ist, wenn es (viele) menschen gibt, die dort nicht hineinpassen. vielleicht machen sie in zukunft den bezug von bafög und die unterstützung durch die eltern zum einstellungskriterium um sich die lästigen selbstfinanzierenden studentinnen und noch lästigeren gleitzeitkräfte vom typ hausfrau oder alleinerziehende mutter vom hals zu halten!

  • B
    Beliebig

    Eine Nachfrage

     

    Wenn man der Debatte wegen einmal davon ausgeht, daß es Verbesserungsbedarf beim Personalmanagement einiger alternativer Handelsunternehmen gibt ...

     

    was könnte denn verändert werden, um den Widerspruch zwischen den realen Arbeitsbedingungen und den Kundenforderungen zu verkleinern?

     

    Was könnten/müßten Unternehmen anbieten?

     

    Wenn jemand Ideen hat, bin ich darauf gespannt, sie kennenzulernen.

  • FI
    Frank Ibold Contigo Dresden

    Ich möchte nochmals für unseren Laden etwas klarstellen: Es gibt für uns eine klare Trennung zwischen Studentenjobs und unserer Festangestellten. Niemals würden wir auf die Idee kommen, jemanden der von seinem Job bei uns leben muss irgendwelche sozialen Absicherungen zu verweigern. Und Studenten auf 400€ Basis empfinde ich nicht als Ausbeutung.

  • B
    Beliebig

    In meiner Rolle als Konsumentin reizt mich die Diskussion um das Thema ethischer Standards beim Fairtrade-Handel zur Einmischung.

     

    Frau Lück hat die Diskussion um Argumente bereichert, die kritisch betrachtet werden müssen.

     

    Die "Versorgung mit Arbeitsplätzen" - Arbeitgeberpathos, niemand muß sich unternehmerisch betätigen. Vor allem nicht dann, wenn der erwirtschaftete Gewinn nicht reicht, um die Kosten zu decken.

     

    Daß gerade die laut Frau Lück gebeutelte Fairtrade-Branche in nennenswerter Weise zur Unterhaltung von Kranken, Behinderten und

    Arbeitslosen beizutragen vermag, ist stark zu bezweifeln. Die Annahme scheint mir grotesk - wenig Umsatz - wenig Gewinn - wenig oder keine Abgaben. Arbeitgeberpathos oder eher Wunschdenken?

     

    Ein Armutslohn ist nicht das gleiche wie ein Hungerlohn. Letzteres ist ein Kampfbegriff, das erste ist eine Bezahlung, die in relative Armut führt - 60% des durchschnittlichen Einkommens (die mitlesenden Makroökonomen mögen mich bitte korrigieren).

     

    Die Aussagefähigkeit von Fairtrade-Siegeln steht gar nicht zur Debatte - hier geht es nicht um die Arbeitsbedingungen der Produzenten, sondern um die der Mitarbeiter. Eines mit dem anderen zu vermengen, ist unrichtig: die Mitarbeiter leben in einem hochentwickelten Industrieland, teilen ihre Lebensbedingungen mit der übrigen Bevölkerung und vergleichen sich entsprechend mit den Menschen ihrer Umgebung. Das zu verschleiern wäre unethisch.

     

    Was bedeutet das jetzt für mich als strategische Konsumentin?

     

    1. Ich schätze die Fairtrade-Idee und bin bereit, einen Obulus für bessere Sozialstandards bei den Produzenten zu leisten.

     

    2. Ebenso schätze ich das Engagement derjenigen, die sich unter persönlichen Mühen für Fairtrade einsetzen und bin grundsätzlich bereit, dieses Engagement zu honorieren.

     

    3. Ich bin keinesfalls bereit, Menschen zu unterstützen, die andere ausbeuten und ihr Verhalten mit TINA-Argumenten zu bemänteln: es gibt keine Entschuldigung für unethisches Verhalten, die ich akzeptieren werde.

  • FI
    Frank Ibold Contigo Dresden

    Hallo Bremerin.

     

    Diese Forderung ist nur legitim, wenn Sie einen normalen Arbeitsvertrag besitzen, mit welchem Sie Sozialversichert, d.h. Renten- und Krankenversichert sind. Wenn Sie diesen nicht haben, sind Sie wahrscheinlich wie fast alle Studenten familiär krankenversichert. Des weiteren sind Studenten über Bafög Zahlungen oder Unterstützung der Eltern in soweit abgesichert, dass sie 2 Wochen ohne zusätzlichen Verdienst klarkommen können und müssen.

     

    Wie schon gesagt: wenn mal alle 400 € Studenten mit normalen Arbeitsverträgen anstellen sollte, könnten wir unser Geschäft schließen.

     

    Als Verdeutlichung: sollten unsere 3 StudentInnen gleichzeitig krank werden und ich sollte sie aber dafür bezahlen, könnte ich mir aussuchen meinen Laden zu schließen, da ich den Betreib nicht aufrecht erhalten kann oder ob ich aufeinmal 1/3 mehr Umsatz machen sollte...wie das gehen soll wüßte ich allerdings nicht.

  • B
    Bremerin

    Niemand hat sich je wegen eines lapidaren Schnupfens angestellt! Die MitarbeiterInnen waren immer kooperationsbereit und selbstverständlich nicht gagegen, ein, zwei Fehltage durch Tauschen aufzufangen. Wenn jemand aber zwei Wochen krank geschrieben ist, ist die Forderung der Lohnfortzahlung doch legitim!!! Das ist ein halbes Monatsgehalt und für StudentInnen so schnell kaum aufzufangen!!!

  • UL
    Ute-Barbara Lück

    Der Faire Handel ist hier wohl eher Auslöser, da in dieser Sparte "erst recht nicht sein darf", was woanders „nur“ unmoralisch ist.

     

    Ich höre eher heraus, dass sich Unternehmer und Angestellte generell austauschen sollten, um ihre Positionen anzunähern - ... nicht ohne auf die konkreten Vorwurfs-Punkte einzugehen!

     

    Ca. 90% aller Unternehmen in Deutschland sind kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), zum größten Teil ohne Betriebsräte.

    Sie versorgen dieses Land mit Arbeitsplätzen und Steuergeldern, ernähren indirekt den größten Teil der Arbeitslosen, Rentner, Kranken und Behinderten.

    Sie erzielen jedoch jeweils nur geringe Umsätze im Verhältnis zu Großunternehmen und werden daher nicht im „DAX“ oder anderen „Charts“ genannt.

    Auch Contigo gehört dazu.

     

    Somit kann man Herrn Herbst und seinen klagenden Angestellten eigentlich nur dankbar für diesen kleinen Auslöser sein.

     

    Dieser sehr emotionalen Diskussion möchte ich Fakten hinzufügen, die zum Verständnis der beiden Seiten beitragen sollen:

     

    1. Kleinere und mittlere Unternehmen können am ehesten mit viel Sonder-Einsatz bestehen.

    Sie müssen jeden Monat auf ein Neues die Kosten des Betriebes und ihre Gehälter erwirtschaften.

    In 40-Stunden-Wochen ist dies i.d.R. nicht machbar, schon gar nicht, wenn eine Messe am Wochenende stattfindet oder das Weihnachtsgeschäft längere Öffnungszeiten verlangt.

     

    2. Dieser Mehr-Einsatz kann z.B. alleine vom Inhaber geleistet werden und wird in dem Fall mit kurzfristigen Burnouts belohnt.

     

    3. Bei Verteilung des Einsatzes auf ein Team stehen die Chancen besser, dass der Spaß bei der Sache für alle Beteiligten erhalten bleibt.

     

    4. Lohn- und Gehaltskosten machen in Deutschland einen erheblichen, wenn nicht größten Teil der Geschäftsausgaben aus. Daher haben die meisten KMU weit weniger feste Angestellte, als sie zur Bewältigung ihres Arbeitsaufkommens benötigen. Also versorgen sie sich auf allen möglichen Umwegen mit günstigeren Arbeitskräften, während Ihnen kompetente Festangestellte lieber wären.

     

    5. Im Einzelhandel sind 7,06 € Stundenlohn (netto) in Norddeutschland kein Hungerlohn.

    Auf den Monat gerechnet kommt dies bei einer theoretischen 40-Stunden-Woche (die bei Studenten oder Aushilfskräften so nicht legal möglich wäre) auf….. 7,06 € x 40 h x 13 Quartalswochen : 3 Monate = 1.223 Euro netto.

    Kosten für den Arbeitgeber: ca. 1600 Euro/Monat.

    30% Aufschlag führen zu ca. 1600 Euro netto /Arbeitgeber: ca. 2000).

    Ein Fest-Angestellter mit dem selben Netto-Gehalt kostet den Arbeitgeber „schlappe“ 800-1200 Euro mehr im Monat. Dafür kann er auch zwei bis drei Aushilfskräfte einstellen, …. die sich selbst versichern müssen.

     

    6. Es gibt ein starkes Süd-Nord- und West-Ostgefälle der Gehälter in Deutschland. 1200 Euro netto sind für eine Verkäuferin in Rostock oder Berlin erfreulich, eine Verkäuferin in München oder Stuttgart könnte davon nicht leben.

     

    7. Bei 5 Angestellen eines Betriebes müssen die Aufgaben des einen, der krank geworden ist, auf die verbliebenen 4 Leute verteilt werden.

    Von 8 Fehlstunden hat jeder der 4 anwesenden Mitarbeiter einen Arbeits"gewinn" von 1-2 Stunden täglich, ... der Rest bleibt halt liegen.

     

    8. Aufgrund der starken Angst vor Arbeitsplatzverlust sinken die Krankheitsraten in Deutschland seit Jahren. Damit steigen die Chancen, sich in einem Betrieb mit Grippe anzustecken erheblich. Die Möglichkeit, die Kollegen damit oder mit dem Jammern über Kopfschmerzen zu verschonen, indem man die Arbeitstage mit ihnen tauscht, halte ich für gesünder und produktiver!

    - Geltendes Recht soll hier nicht angefochten werden!

     

    9. (Fairtrade-)Unternehmen in Deutschland, die nicht als Vereine firmieren, können i.d.R. weder ehrenamtliche noch "1-Euro-Kräfte" in Anspruch nehmen (Weltläden eher, daher können sie günstiger kalkulieren).

     

    10. a) Die Unternehmen sind für die Einnahme und Verwaltung von Staatsgeldern (Mehrwertsteuer, Sozialabgaben usw.) zuständig.

    Dies verursacht erheblichen Verwaltungsaufwand und damit Kosten.

    10. b) Filialunternehmen zahlen Beiträge an die Kammern (z.B. IHK) in JEDEM EINZELNEN Bundesland, in dem eine Filiale unterhalten wird (also bei 10 Filialen in 10 Bundesländern ist der zehnfache IHK-Beitrag gegenüber 10 Filialen in einem Bundesland fällig. Keine Ermäßigung, Berechnung nach Umsatz%).

    Dies sagt nichts über die Qualität der Beratung dieser Kammern aus….

    Diese politischen Modelle halte ich für überholungsbedürftig, was jedoch durch zunehmende Papierfluten von Behörden, die sich der modernen Kommunikationsmethoden enthalten, ins Gegenteil gekehrt wird.

    Für die Verwaltung des behördlichen Aufwandes ist je 5-10 Angestellte ca. 1 Angestellter nötig, der von den Unternehmen bezahlt werden muss.

    Manche Unternehmen sprechen von 25-40 % staatlich verursachtem Verwaltungsaufwand.

    Dieser geht zulasten von Gehältern und Sonderzahlungen an die Angestellten und Unternehmer. Adieu, Urlaubsgeld.

     

    11. Fairtrade-Unternehmen handeln in der Regel mit Dingen, "die die Welt nicht braucht", die aber durchaus die gute Laune fördern, wenn der Mensch sie erstanden hat.

     

    12. In schlechten finanziellen Zeiten (Rezession, Finanzkrise) haben auch Fairtrade-Unternehmen Umsatzeinbrüche, die sie auffangen müssen. Dies geschieht am besten durch neue Ideen und Motivation der Mitarbeiter. Nicht jeder Unternehmer ist gelernter Mitarbeiterführer.

    Im Gegenteil machen die meisten mittelständischen Unternehmer in dieser Wissenschaft grobe Fehler. Denn sie sind gelernte Kaufleute, Elektriker usw. und keine geschulten Personalführer.

     

    13. Fairtrade- und andere KMUnternehmen werden von Banken bezüglich Kreditvergaben keinesfalls bevorzugt oder von der Bundesregierung mit besonderen Zuschüssen (Konjunkturpaketen) versorgt. In der Regel müssen sie sich ausschließlich selbst mit Liquidität versorgen.

     

    14. Liebe Angestellte, wir würden Euch gerne das Doppelte bezahlen. …. Nur… wenn Ihr vom Wochenendurlaub zurück kommt, hatten wir meist weiter gearbeitet und konnten soooo viel dann auch nicht ohne Euch erwirtschaften….

     

    15. Der ATO-TÜV ist, wie die Taz sehr richtig darstellt, keine Instrument zur Zertifizierung von Fair-Trade-Unternehmen, sondern lediglich ein subjektives Instrument zur Beurteilung deutscher Fairtrade-Importeure, - eine Idee des Weltladen-Dachverbandes, mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens nach den „Kriterien des Fairen Handels“ des Dachverbandes, der, nach den darin gestellten Fragen, auch zum Aufkauf eines Unternehmens dienen könnte.

     

    Mit der Beurteilung durch die sog. „unabhängige Jury“ des Dachverbandes wird zur Stärkung der mittleren und großen Importeure beigetragen. Denn nur diese können mit größeren Unternehmensstrukturen die geforderten Bedingungen erfüllen. So wird ein Teil der selbst gestellten Aufgaben der Weltläden auf die Importeure abgewälzt (sog. „Informations- und Bildungsarbeit), obwohl diese sich wohl besser um die vielfältigen Aufgaben rund um ihre Produzenten kümmern sollten?

    Die Aussagekraft des ATO-TÜVs ist somit unwesentlich.

    Es fehlt an Realitätsnähe, an Rücksichtnahme auf die Verpflichtungen und zeitliche Auslastung der Importeure und der Jury an Auslandserfahrung.

    Daher kann diese Jury nicht aussagen, ob Contigo oder ein anderer selbst- oder fremdernannter Fair-Trade-Importeur fair oder unfair handelt.

    Sie kann nur ihre Meinung äußern.

     

    Es gibt mittlerweile Dutzende von Organisationen, die für sich in Anspruch nehmen, den Fairen Handel beurteilen zu wollen.

    Diese lassen sich (einschließlich ATO-TÜV) auch gerne mehr oder weniger üppig dafür bezahlen.

    Denn der „Faire Handel“ hat sich zu einer gewinnbringenden Geschäftssparte entwickelt.

     

    Nun.

     

    Was ist fair?

    Was ist moralisch einwandfrei?

    Wer bestimmt oder beurteilt dies?

     

    Wer ohne Fehl ist werfe den ersten Stein!

     

    Ute-Barbara Lück - Fa. A la Siesta e.K.

  • FK
    Friederike Künstner

    Als ehemalige Mitarbeiterin des Contigo Geschäfts in Dresden kann ich nur noch einmal untermauern, dass ich mich als Arbeitnehmerin (von 2006-2009) zu keinem Zeitpunkt unsozial behandelt gefühlt habe, sondern dass ich - ganz im Gegenteil - ein sehr angenehmes und freundschaftliches Arbeitsklima genossen habe, dass nur in wenigen Unternehmen so offen und transparent war wie eben im Contigo Dresden.

    Dass mit den Anschuldigungen (ob im Einzelfall! Bremen berechtigt oder nicht, kann ich nicht beurteilen) nun der Glaube an fairen Handel und faire Arbeitsbedingungen in dieser Branche verloren geht, finde ich traurig. Und genau dieses Gefühl ist es auch, was mich bewogen hat, mich an dieser Stelle zu Wort zu melden - kein Drängen oder Bitten meines Ex-Arbeitgebers!

  • PT
    Peter Tilg, Landeck, Tirol

    Zum Beitrag von Uwe Rost.

    Sie liegen bei den Rechten für AN vollkommen richtig.

    Diese Rechte sind unteilbar und man kann sie nicht

    nach Gutdünken auslegen.

    Ich arbeite schon ca. 30 Jahre für den Fairen Handel in Österreich (ehrenhalber), hauptberuflich jedoch im Lebensmittelgroßhandel.

    Ich weiß wovon ich rede, wenn ich behaupte:

    "Auch im FAIREN HANDEL gelten die gleichen Regeln,

    wie anderswo auch," damit alle Beteiligten davon leben können.

  • FI
    Frank Ibold Contigo Dresden

    Hallo Allerseits.

     

    Als Mitglied der Contigo Gruppe müssen wir uns natürlich sofort outen:

     

    - 1 Festangestellte bekommt natürlich Urlaubs- und Krankengeld

    - 3-4 Aushilfen meist Studenten ( 400 € Basis)

    - freiwillige Regelung mit Lohnerhöhung gibt es bei uns nicht

     

    aber nun zum Thema:

    Alle Nicht- Unternehmer sollten sich bitte folgendes vergegenwärtigen. Immer vorausgesetzt es geht um wirkliche Freiwilligkeit (und daran zweifel ich keinen Augenblick nach vielen Jahren des Kennens und Zusammenarbeiten von Fam Herbst + vielen Angestellten): wenn alle unsere Mitarbeiter beim Anzeichen einer Krankheit oder einer anderen Unpässlichkeit zu Hause bleiben würden, könnten wir keinen Laden führen. Wir sind darauf angewiesen, dass sie sich gegeseitig vertreten und auch mal einen Tag nacharbeiten, wenn sie wegen Kopfschmerzen ect. zu Hause bleiben. Wir haben das große Glück ein gut funktionierendes Team zu haben, welches das von sich aus macht. Wenn ich das System in Bremen richtig verstanden habe, wird diese Freiwilligkeit sogar noch honoriert. Dies ist bei uns nicht der Fall. Ohne diese Bereitschaft zum Mitwirken (man kann es auch Spirit nennen) haben meiner Meinung nach kleine Geschäfte und Unternehmen keine Chance. Deswegen Contigo mit Lidl oder dem Friseur von Nebenan zu vergelichen, bei dem 3-4 € plus solche nebenvertraglichen "Gefallen" absolute Voraussetzung für eine Anstellung sind, finde ich völlig unangebracht.

  • FD
    Francis Drake

    Wieder mal ein Beispiel für die Chefansage "wir sind doch ein tolles Team und ziehen alle an einem Strang". Da verzichten wir gern mal auf unsere Rechte. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist ein solches. Wer legt denn fest, was ein "kleiner Schnupfen" und was eine wirkliche Krankheit? Im Zweifelsfall der Arzt mit einer Krankschreibung - doch das verabschiedet den Angestellten dort wahrscheinlich aus dem "Konsensmodell"...

    Kleiner Tip: Betriebsrat gründen, solange es noch geht.

  • UR
    Uwe Rost

    Ich finde das "Entschuldigungsschreiben" der (zum Teil als leitende Anggestellte fungierenden) anderen Beschäftigten gelinde gesagt bedenklich.

     

    Es gibt gesetzlich verankerte Rechte für Arbeitnehmer_innen. Diese gelten unabhängig davon, ob sie von einem (wenn auch großen) Teil der Beschäftigten in Anspruch genommen werden oder nicht. Diese Rechte wurden zum großen Teil (wenn nicht sogar ausschließlich) ERKÄMPFT. Jedwede Diskussion über die Notwendigkeit der Existenz dieser Rechte obliegt also letztinstanzlich dem Gesetzgeber.

     

    Ich verstehe, dass ein Unternehmen wie Contigo schnell an (wirtschaftliche) Grenzen stößt, wenn es vesucht, ethische Grundsätze zu wahren/anzuwenden. Was ich "daneben" finde ist, dass die Nichteinhaltung gesamtgesellschaftlich vereinbarter Prinzipien (Bundesurlaubsgesetz/Krankenversicherungsgesetz) hier per individueller Verträglichkeitsbescheinigung versucht wird zu legitimeren.

     

    Warum sagt Contigo nicht: "Wir finden´s auch nicht gut - aber Kapitalismus zwingt uns zu unsozialem Handeln, wenn wir Gewinn erwirtschaften wollen!"?

    Sie würden ihre avisierte Zielgruppe verprellen...

     

    Wenn ich mir die positiven UND negativen Wirkungen der Marktteilnahme von Firmen wie GEPA, Contigo & Co. anschaue, vermag ich keine Beurteilung zu erstellen, was nun überwiegt.

    Im Kapitalismus zu versuchen, menschen- und nicht profitzentriert zu agieren mag feigenblattartig befreiend wirken, Erfolg wird allerdings nicht wirklich zu erwarten sein.-

  • E
    Ex-Kunde

    Soviel zum Thema "Fair Trade". Schade.

  • S
    Skeptiker154

    Dieser "Streit" könnte doch durch folgende Frage ganz einfach aufgelöst werden:

    Wohin fließt das durch "Lohnverzicht bei Krankheit" gesparte Geld ? An die Produzenten im Süden oder in die Firmenkasse ?