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Arbeiterprotest in FrankreichSony-Manager als Geisel genommen

In Frankreich haben aufgebrachte Sony-Mitarbeiter den Frankreich-Chef des Unternehmens gegen seinen Willen festgehalten - sie fordern höhere Abfindungen. Bei Conti flogen Eier.

Ärger bei Sony: Mitarbeiter in einem Werk bei Bordeaux protestieren mit rabiaten Mitteln. Bild: ap

PONTONX-SUR-L'ADOUR ap/afp Wütende Arbeiter einer Sony-Fabrik bei Bordeaux haben den Frankreich-Chef des Konzerns als Geisel genommen. Aus Protest gegen aus ihrer Sicht zu niedrige Abfindungen hielten sie Serge Foucher und den Personalchef seit Donnerstagabend am Standort in Pontox-sur-l'Adour fest. Das Werk soll Mitte April geschlossen werden, 311 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Am Freitag erklärten sich die Arbeiter zu Verhandlungen mit der Geschäftsführung bereit und ließen Foucher vormittags schließlich frei.

Nach Gewerkschaftsangaben war Sony-France-Chef Foucher zu einer letzten Versammlung in das Video- und Tonbandwerk in Südfrankreich gekommen. Sony wollte in der Fabrik zunächst statt Magnet-Bauteilen Sonnenkollektoren herstellen lassen, ließ den Plan dann aber fallen - zum Ärger der Belegschaft, die auf einen Erhalt ihrer Arbeitsplätze gehofft hatte.

Allen Verhandlungsversuchen der Behörden waren die Zufahrtsstraßen zur Fabrik am Freitagmorgen weiter mit Baumstämmen und Fässern blockiert. "Wir wollen mit Würde behandelt werden", sagte Patrick Achaguer von der Gewerkschaft CGT. Neben höheren Abfindungen fordern die Arbeiter Fortbildungen sowie Hilfe bei der Suche neuer Jobs.

Erst am Vortag hatten Angestellte des deutschen Reifenherstellers Conti in Clairoix Reifen angezündet und Manager mit Eiern beworfen. Ihr Protest richtet sich gegen den am Mittwoch angekündigten Plan, die Fabrik mit 1.120 Mitarbeitern im März kommenden Jahres dichtzumachen.

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4 Kommentare

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  • L
    Lazy

    Diese Nachricht gibt doch mal Hoffnung. Ich hoffe das weltweit noch viel mehr Arbeitnehmer ihre Macht erkennen und sich nicht wie in der Vergangenheit niederbügeln lassen.

  • O
    onkelklaus

    Da gibt es nur noch ein Lied, das können wir alle zusammen singen:

    Völker hört die Signale,

    auf zum letzten Gefecht!

    Die Internationale ....

  • H
    HeinerM

    Und warum kriechen die deutschen Arbeiter immer und lassen sich alles gefallen? Aber das war schon immer so:

    Paris brennt und Berlin pennt

  • F
    Fair

    Wer Wind säet, der wird Sturm ernten. So heißt es doch, oder?

    Allerdings braucht die Saat des Windes sehr, sehr, sehr lange, bis sie erblüht. Doch wenn sie blüht...

     

    Die Idee ist nicht mal schlecht. Auch wenn man wenig Hoffnung hegen kann. Denn wenn ein Manager 1.000 Menschen in die Armut schickt, erhält er eine dicke Abfindung.

    Doch wenn 1.000 Mitarbeiter einen Manager für nur einen Tag festhalten, droht ihnen Gefägnis.

     

    Es lebe die Scheingerechtigkeit...