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Arbeiter besetzen sächsische Stahlwerke

Dresden (taz) — Die Stahlwerker in Freital und in Gröditz halten seit Mittwoch ihre Betriebe besetzt. Mit diesen Aktionen wollen sie die Treuhand zu Entscheidungen für den Erhalt der traditionellen Standorte zwingen. Belegschaft und Geschäftsführung der Edelstahlwerke Freital weisen darauf hin, daß mit einer Schließung des Werkes die ganze Region verfallen würde. Von einst 4.700 Arbeitsplätzen bestehen noch 2.300, in Freital ist jede/r Fünfte arbeitslos. Betriebsrat Harald Kraut erkärte der taz, daß bis Ende März eine Entscheidung der Treuhand zugesagt war. Jetzt will sie sich damit weitere drei Monate Zeit lassen. „Aber wir lassen uns nicht an der Nase herumführen und wollen an den Gesprächen beteiligt werden.“ Gemeinsam mit der Geschäftsleitung habe die Belegschaft ein Sanierungskonzept erarbeitet, das einen weiteren Personalabbau auf 1.600 Stellen und Investitionen von 250 Millionen DM vorsieht. Marktchancen für ihren Edelstahl sehen die Freitaler in der sächsischen Automobilindustrie und im Waggonbau sowie in Osteuropa. Auch auf dem EG-Markt und in Indien kennen sie sich aus. „Wir wären ein harter Konkurrent für den westdeutschen Stahl“, ist sich der Betriebsrat sicher.

Als „Notwehr“ bezeichnet auch das Gröditzer Stahlwerk seine Aktion. Die Treuhand soll das Gesamtfinanzierungsangebot eines Bankenkonsortiums annehmen. Darin, so der Betriebsrat, würden die Banken ihr Vertrauen in die Zukunft der Stahlregion beweisen. Die Betriebsbesetzungen sind vorläufiger Höhepunkt einer von der IG Metall initiierten Aktionswoche. Bisher gingen mehr als 40.000 Gewerkschafter in Chemnitz, Riesa, Freital, Bautzen, Schwarzenberg und anderen einstigen Industrieregionen Sachsens auf die Straße. Sie fordern, daß sich Landesregierung und Treuhand an den von der IG Metall bereitgestellten runden Tisch „Strukturpolitik“ setzen. Bisher hat Wirtschaftsminister Schommer (CDU) lediglich angedeutet, über Landesbürgschaften nachzudenken. dek

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