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Arabischer Frühling verschreckt TouristenPyramiden gucken? Lieber nicht!

Ägypten lebt vom Tourismus, doch die Branche ist dramatisch eingebrochen. Jetzt ist Ägypten Partnerland der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB).

Keine Arbeit für die Kamele: Seit die Revolution begonnen hat, wollen immer weniger Touristen nach Ägypten reisen. Bild: reuters

BERLIN taz | Der Arabische Frühling und seine Auswirkungen auf den Tourismus werden zentrales Thema der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) sein, die vom 7. bis zum 11. März in Berlin stattfindet. Das Partnerland der ITB ist Ägypten. Offiziell eröffnet wird die Messe am 6. März von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Außerdem wird der ägyptische Tourismusminister Munir Fahkri Abdel Nur erwartet.

Nach Angaben des ägyptischen Tourismusministeriums ist der Tourismus im Jahr 2011 um 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Der Einbruch des Tourismus hat zu massiven Entlassungen in Hotels, Reiseagenturen und Restaurants geführt. Da derzeit der Polizeiapparat nicht funktioniert, haben auch viele Ägypter ein Gefühl der Unsicherheit. Hinzu kommen Demonstrationen, vor allem in Kairo, die häufig von den Sicherheitskräften angegriffen werden. Auch wenn solche Auseinandersetzungen in einem überschaubaren Gebiet stattfinden, sind es doch diese Bilder, die potenzielle Urlauber von einer Reise nach Kairo abhalten.

Der Wahlsieg der Muslimbrüder, an zweiter Stelle gefolgt von den radikalen Salafisten, die einen Staat saudischer Prägung anstreben, hat weitere Verunsicherung erzeugt. Zwar hat die Führung der Muslimbrüder wiederholt zurückgewiesen, dies hätte Auswirkungen auf den Tourismus, und die Bedeutung der Branche für die ägyptische Wirtschaft herausgestellt. Doch Vertreter der Salafisten – wie auch einzelne Mitglieder der Muslimbrüder – forderten öffentlich ein Alkoholverbot, Bekleidungsregelungen für Frauen und getrennte Strände für beide Geschlechter.

Auf der ITB Berlin werden nach Messeangaben über 10.000 Unternehmen aus mehr als 180 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen ausstellen. Der elektronische Reisemarkt mit Onlineanbietern, Apps für Smartphones oder Tablet-PCs und sozialen Medien wie Facebook oder Twitter sei ebenfalls mit vielen Ständen vertreten. BS/ED

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12 Kommentare

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  • S
    Schattenfels

    Hätte man als Jude Urlaub im Deutschland oder der UdSSR der dreißiger Jahre gemacht?

    Fährt man als Christ/Jude/Atheist/Homosexueller/Frau/Europäer/Amerikaner/etc. in ein Land, das 70% Islamisten gewählt hat (taz: "Arabischer Frühling")?

    Ein Boykott dieser Länder ist gerechtfertigt.

  • H
    Höhlenbrüter

    ich würde auch sehr gerne den Iran bereisen für die kulturellen Denkmäler - aber wozu mein Leben auf´s Spiel setzen, wenn es auch noch angenehme und zivilisiertere Reiseziele fernab der islamischen Welt gibt?!

    da ziehe ich europäische Reiseziele, nicht-islamisches Asien oder Lateinamerika doch auf jeden Fall vor!

  • N
    Nassauer

    Wenn ich Urlaub mit "orientalischem Flair" machen will, reicht eine S-Bahn-Karte nach Offenbach - Dreck, Vollverschleierte und bärtige Nachthemdträger inklusive!

  • AG
    Anton Gorodezky

    Da muss ich mir nichts vorwerfen. Ich wollte in diesen Ländern schon keinen Urlaub machen, als sie noch von Diktatoren beherrscht wurden.

     

    Ich bleibe lieber in Europa.

  • SN
    Sonst noch was?

    Ich mache keine Geschaefte mit Leuten, die mich fuer unrein halten.

  • T
    titus

    @Janick

    Israel möchte ich auch einmal besuchen, vielleicht schon dieses oder nächstes Jahr. Übrigens das einzige Land im nahen Osten, in dem Araber regelmässig zur Wahl gehen, in welcher die Wahlen tatsächlich demokratisch sind und in welcher arabische Oppositionsparlamentarier ohne Furcht vor Inhaftierung und Folter ihre Arbeit ausüben können. Da ist der arabische Sommer, woanders folgt auf den Frühling gleich der Herbst.

  • EB
    Eric Blair

    Arabischer Frühling, möglicher Krieg gegen Iran, Flugzeugabstürze und dann noch einen grossen `Footprint CO2` hinterlassen, nee Danke. Ich mache Urlaub über Google-Streetview, da kann man sich ganze Stadtviertel und Strandpromenaden bei garantiert besten Wetter anschauen und spart dabei noch viel Geld. Umweltschohnend ist es darüber hinaus auch noch :-)

  • J
    Janick

    Diesen Sommer mach ich Urlaub in Haifa, wo entspannt Christen, Juden und Moslems gemeinsam leben. Am Shabbat fährt der Bus - schön säkular.

     

    So ein friedliches chilliges Zusammenleben funktioniert wohl nur im 'Terrorstaat' (sarkastisch) Israel.

     

    Mich müsste was beißen, in einem islamisch revolutioniertem Land Urlaub zu machen. Ich versteh auch nicht, warum das wichtig sein sollte, ... um die sich gerade errichtenden klerikalfaschistischen Systeme zu stabilisieren. ... Nein Danke!

     

    Jedem das Seine ... - wer unbedingt will kann ja nach Ägypten. Aber diese Pseydowerbung ist ja furchtbar. Es gibt gute Gründe nicht nach Ägypten zu fahren. Ein Volk, dass mehrheitlich extremistisch wählt, sollte die Konsequenzen davon dann auch tragen. Dann haben wir es nähmlich mit einem Volkswillen und nicht mit dem bösen Despoten zu tun, der bis jetzt ja für alles herhalten musste.

  • S
    SimYerushalaim

    Also ich war vor 3 wochen in Kairo. Nachdem wir die Straßen brennen gesehen hab, wollten wir eigentlich sofort wieder abreisen, sind dann aber stattdessen 2 tage mehr als geplant geblieben.

     

    Vielleicht ist der Unterschied, dass wir nicht typische Touristen waren. Wir waren auch auf dem Tahrir-Platz und vor dem Channelgebäude (die nach Angaben des Auswärtigen Amtes gefährlichsten Plätze) und sind durch den Sinaii gefahren. Trotz des mulmigen Gefühls und gefühlten 100 Warnungen von Familie und Freunden, war es trotzdem eine unbeschreiblich gute Reise!! Kann ich nur empfehlen.

  • N
    Nania

    @ Auf in die Sonne Genossen

     

    Solche Kommentare sind wiederlich, unhaltbar und ehrlich gesagt: entbehrlich.

     

    Das nach Ägypten, Tunesien und Co. keine Leute mehr gehen, weil dort rebelliert und umgestürzt worden ist, ist zu verstehen - aber eben für viele vom Tourismus lebende Menschen (übrigens: In diesen Ländern sind das ziemlich viele) eine wirtschaftliche Katastrophe. Das können Sie sich vermutlich gar nicht vorstellen....

  • N
    Nania

    @ Auf in die Sonne Genossen

     

    Solche Kommentare sind wiederlich, unhaltbar und ehrlich gesagt: entbehrlich.

     

    Das nach Ägypten, Tunesien und Co. keine Leute mehr gehen, weil dort rebelliert und umgestürzt worden ist, ist zu verstehen - aber eben für viele vom Tourismus lebende Menschen (übrigens: In diesen Ländern sind das ziemlich viele) eine wirtschaftliche Katastrophe. Das können Sie sich vermutlich gar nicht vorstellen....

  • AI
    Auf in die Sonne Genossen

    Nicht der "Arabische Frühling" verschreckt Menschen, die nach Ägypten fahren wollten. Es sind die 70% für die islamisten, Massenmord an Christen und die steigende Anzahl von Bombenanschlägen am Sinai. Würde man in Deutschland zu 50% NPD und zu über 20% NSU wählen, dazu immer wieder Sonntags nach der Messe nach Aufstachelung durch den Pfarrer hunderte deutsche Moslems abschlachten, dann dürften die Zahlen der Touristen aus dem Orient auch sinken. DAS würde die taz dann verstehen. Macht doch einfach ihr mal politisch korrekten Urlaub Genossen. Lieber nicht? Hmmm, ist wohl wie mit "bunten" Schulen in unserem Land. Da sollen dann auch lieber die Kinder anderer Leute hin.