: Arabische Liga findet Kompromiß zur Beilegung des Libanon-Konflikts
Casablanca (ap) - Nach erbittertem Streit und einer Verlängerung der Gipfelkonferenz in Casablanca um einen Tag, haben sich die Staats- und Regierungschefs der Arabischen Liga am Freitag auf einen Kompromiß zur Beilegung des libanesischen Bürgerkriegs geeinigt. Zunächst wurde lediglich bekannt, ein von König Hassan von Marokko geleiteter Ausschuß solle den Abzug der syrischen Truppen aus Beirut sowie eine Reform der libanesischen Verfassung überwachen. Die reguläre libanesische Armee soll den Schutz einer „Regierung der nationalen Einheit“ übernehmen. Eine Abschlußsitzung zwecks formeller Verabschiedung aller Beschlüsse war für den Abend geplant.
Syrien unterhält im Libanon 40.000 Soldaten, die 1976 von der Liga als Friedenstruppe eingesetzt wurden, jetzt aber als Bürgerkriegspartei zusammen mit Moslemmilizen gegen die christlichen Teile der libanesischen Armee kämpfen. Der jetzt erzielte Kompromiß sieht vor, daß die 15.000 im moslemischen Westteil Beiruts stationierten Syrer abziehen. Der Einsatz einer neuen Friedens- oder Beobachtertruppe ist in dem Kompromiß, im Gegensatz zu ursprünglichen Plänen, nicht vorgesehen. Die syrische Führung hatte während des ganzen Tauziehens erkennen lassen, daß sie nicht geneigt ist, den Kampf ihrer Truppen um den Sturz Aouns einzustellen. Aoun wird hauptsächlich von Irak, Syriens Erzfeind, unterstützt. Während einer der Sitzungen war der irakische Außenminister Tarik Asis aufgestanden und hatte gesagt: „Jeder von uns weiß, daß sie die Syrer aus dem Libanon weghaben wollen, aber sie wagen es nicht, das hier zu sagen.“
Aus einer syrischen Informationsquelle war verlautet, Damaskus betrachte die Präsenz im Libanon - dessen südliches Grenzgebiet von Israel kontrolliert wird - als unerläßlich für die syrische Sicherheit; deshalb habe die Liga kein Recht, sich „einzumischen“. Weiter erklärte der syrische Beamte, schließlich gehe die syrische Präsenz auf einen Beschluß der Liga zurück, der nicht widerrufen werden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen