■ Appell des internationalen Parlaments der Schriftsteller: Retten wir Mumia Abu-Jamal!
Das Verbrechen, das Abu-Jamal in die Todeszelle brachte, geschah am 9. Dezember 1981. Der schwarze Journalist, schon damals wegen seiner kritischen Reportagen bekannt, versuchte bei einer Straßenkontrolle in Philadelphia zu vermitteln. Es entwickelte sich eine Auseinandersetzung, bei der Abu-Jamal durch einen Bauchschuß lebensgefährlich verletzt, ein Polizist getötet wurde. Obwohl die Tatwaffe nie gefunden wurde, entschieden Richter und Geschworene auf schuldig. Trotz Protesten von Bürgerrechtsorganisationen wurde eine Berufung im Mai 1989 vom Obersten Gerichtshof in Pennsylvania abgewiesen. Seit Anfang Juni 1995 ist die Vollstreckung angeordnet. Seither sind die Proteste aus aller Welt nicht abgerissen. Jetzt haben auch mehr als 500 AutorInnen einen Appell des internationalen Schriftstellerparlaments in Straßburg unterzeichnet, den wir im folgenden dokumentieren:
Am 17. August 1995 um 22 Uhr Ortszeit wird Mumia Abu-Jamal, amerikanischer Journalist und ehemaliger Aktivist der Black Panther Party, im Staatsgefängnis von Pennsylvania durch Gift exekutiert werden.
Mumia Abu-Jamal, der bei einem Radio arbeitete, das von seinen Hörern die „Stimme der Stimmlosen“ genannt wurde, ist schuldig gesprochen worden, einen weißen Polizisten ermordet zu haben, und wurde am 3. Juli 1982 zum Tode verurteilt. Der Prozeß war nachlässig und unfair gegenüber dem Angeklagten geführt worden. Das Urteil basierte auf Zeugenaussagen, die unter Polizeidruck abgegeben worden waren.
Mehr als 500 Schriftsteller haben einen Appell unterschrieben, um Mumia Abu-Jamal zu retten. Sie haben an den Gouverneur des Staates von Pennsylvania T.Ridge einen Brief geschrieben, in dem sie ihn auffordern, das Hinrichtungsdatum aufzuheben und eine Wiederaufnahme des Prozesses zu betreiben.
Unter anderen haben unterschrieben: Adonis, Libanon; Jorge Amado, Brasilien; Pierre Bourdieu, Frankreich; Breyten Breytenbach, Südafrika; Bo Carpelan, Finnland; Jacques Derrida, Frankreich; Edouard Glissant, Antillen; Juan Goytisolo, Spanien; Jürgen Habermas, Deutschland; Peter Handke, Österreich; Mohamed Harbi, Algerien; Elfriede Jelinek, Österreich; Abdellatif Laabi, Marokko; Jean-François Lyotard, Frankreich; Javier Marias, Spanien; Pierre Mertens, Belgien; Toni Morrison, USA; Harold Pinter, Großbritannien; Salman Rushdie, Großbritannien; Juan Jose Saer, Argentinien; Jose Saramago, Portugal; Henrik Stangerup, Dänemark; William Styron, USA; Günter Wallraff, Deutschland
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