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Archiv-Artikel

Lüsterne Roboter, Sex-Chips und Penisse, die aussehen wie riesige Bohrmaschinen: Sreaming Sreen – Sex und Cyberpunk aus Japan im 3001 Apparate des Begehrens

Es passiert etwas mit den Körpern. Ein Rumoren, das von tief drinnen kommt, das ein Erschrecken in den Gesichtern hinterlässt, eine Mischung aus Angst und Lust. Wenn die Filme der Reihe „Screaming Screen – Sex und Cyberpunk aus Japan“, die heute im Kino 3001 beginnt, ein großes gemeinsames Thema haben, dann ist es dieses Erschrecken.

In Shinja Tsukamotos A Snake of June, dem ersten Film der Reihe und zugleich der einzige, der auch regulär in die Kinos kommt (siehe die Kritik im Kulturteil weiter vorne), ist es der Blick eines Spanners, unter dem sich der Körper der Hauptdarstellerin zu verändern beginnt. Sie wird gezwungen, ohne Unterwäsche, nur mit einem viel zu kurzen Minirock bekleidet, durch die Innenstadt zu gehen und sich den Blicken der Passanten auszusetzen.

Doch was als Erpressung beginnt, stellt sich als eine Infektion mit der eigenen Lust heraus, die ihre ganze Existenz zu sprengen droht. Um diesen Prozess zu zeigen, nimmt der Film selbst die Perspektive des Voyeurs ein, der mit seiner Kamera Schnappschüsse macht. Das Klicken der Kamera, ihre Blitze, und die Erregung der Hauptdarstellerin hängen wie eine übersinnliche Apparatur zusammen, durch die geheimnisvolle Energieströme fließen.

Noch radikaler wird der Zusammenhang von Lust und Manipulation in Tsukamotos früherem Film Tetsuo – The Iron Man verfolgt. Die Maschine bricht hier tatsächlich aus dem Körper des Protagonisten selbst hervor. Zuerst in Form von Metallklötzen, die unter der Haut wuchern wie Beulen. Dann in Gestalt eines Penisses, bei dem es sich um nichts anderes als eine gigantische Bohrmaschine handelt.

Sukzessive erleben wir die Transformation eines Fleischkörpers in einen Metallkörper, samt der damit verbundenen Schmerzen. Aber auch samt der damit verbundenen Lust, denn The Iron Man zeigt auch die irren, futuristischen Möglichkeiten, die ein Maschinenkörper hat. Einmal rast er zum Beispiel mit Düsenantrieb durch die Straßen und Fabrikhallen Tokyos, und die Kamera rast mit. Man merkt, in ihrer Entgrenzung ist auch die Beschleunigung Lust.

Am weitesten in Richtung Maschinisierung geht allerdings der zweite Film der Reihe. In I.K.U. sind Menschen und Maschinen kaum mehr zu unterscheiden, denn die Hauptpersonen des Films sind Replikanten, die zu Sexrobotern weiterentwickelt wurden. Die krude Story um Sex-Chips, für die die Roboter sexuelle Erlebnisse speichern, erweckt zunächst den Eindruck, nur ein Vorwand für den Porno zu sein, der dieser Film zweifellos auch ist.

Irgendwann aber hat man das Gefühl, dass es sich genau umgekehrt verhält. Als ob der Porno ist nur der Vorwand wäre, um von der Unmöglichkeit der Liebe im Zeitalter des maschinellen Sex zu erzählen. Im Grunde ist I.K.U. der traurigste Film der Reihe. Die lustigen Comics und Grafiken, die pornoroten Bilder verbergen nur die innere Leere, um die die Figuren, Menschen wie Roboter, kreisen. Daniel Wiese

A Snake of June, 11.-14., 18.-21., 25.-28. März; I.K.U., 15.-17. März; Tetsuo – The Iron Man, 22.-24. März; die Filme laufen jeweils um 23 Uhr im 3001