Antje Lang-Lendorff über den allen Widrigkeiten trotzenden Babyboom: Von Geburten und Honigmelonen
Die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs wollte den Vorgang möglichst anschaulich beschreiben. „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf dem Klo und scheißen eine Honigmelone aus.“ So ungefähr fühle es sich an, ein Kind zu bekommen. Die werdenden Eltern erschauderten. Klar, sie freuten sich weiterhin auf den Nachwuchs. Aber der Respekt vor der Geburt, der nahm schon zu.
Auch jenseits der Schmerzen gibt es für werdende Eltern in Berlin gute Gründe, der Entbindung mit einer gewissen Skepsis entgegenzusehen. Seit Jahren steigt die Zahl der Geburten: 2006 erblickten 29.627 Berliner Kinder das Licht der Welt; 2015 waren es 38.030. Für das Jahr 2016 liegen nur Zahlen für das erste Quartal vor, heißt es in einer Antwort der Gesundheitsverwaltung auf eine Anfrage der CDU. Demnach wurden bis Ende März 10.031 Berliner Kinder geboren. Gut möglich also, dass es im gesamten Jahr 2016 mehr als 40.000 Geburten gab.
Die Stadt ist auf diesen Babyboom nicht vorbereitet. Immer wieder passiert es, dass Kliniken ihre Geburtsstation wegen Überfüllung schließen müssen und werdende Mütter trotz Wehen abgewiesen werden. Und es ist auch nicht immer einfach, eine Hebamme für die Betreuung zu finden.
Knapp 700 freiberufliche Hebammen waren 2015 in Berlin tätig, 100 mehr als 2006. Sie sollen den Eltern in diesen Ausnahmewochen zur Seite stehen. Attraktiv ist der Job allerdings nur bedingt: Zu gering ist der Verdienst, zu hoch sind die Kosten für die Versicherung. Es gibt zwar mehr Hebammen als früher, aber die Zahl steigt nicht so sehr wie die der Babys.
Lediglich 3 Prozent aller Entbindungen fanden 2015 laut der Senatsantwort in Geburtshäusern oder zu Hause statt. Klar, in Krankenhäusern kann man im Notfall schnell eingreifen – und Schmerzen besser lindern. Vielleicht hat sich das mit der Honigmelone ja langsam herumgesprochen.
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