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Anthologien

■ Wilhelm von Sternburg: "Für eine zivile Republik"

Bewegte Zeiten sind Hochzeiten der Anthologie, die die schnellste und adäquateste Form der Bündelung interessanter Reflexionen scheint: handlich, praktisch, preiswert als Taschenbuch, eine wahre Dienstleistung für hungrige Köpfe. In diesem Sinne erfolgreich und – dies ist nicht zynisch gemeint! – ein gelungener Readers Digest ist das in diesen Tagen von Wilhelm von Sternburg herausgegebene Für eine Zivile Republik. Die im Untertitel benannten „Ansichten über die bedrohte Demokratie in Deutschland“ entstammen zur Hälfte den Federn von AutorInnen, die den Kern der publizistischen Debatte bilden: Cohn-Bendit, Brumlik, Giordano, Duve, Diner, Schmid, Schorlemmer, Thierse. Es finden sich jedoch auch Autoren, die man nicht alle Tage liest und die nicht Gefahr laufen, zu Sprechblasen zu erstarren: vom Fernsehmoderator Ernst Elitz über die Kabarettisten Hildebrandt und Schneyder bis zum Schauspieler Hans Zischler. Von 42 Beiträgen sind ganze vier von Frauen (ich will nicht die Gebetsmühle betätigen, aber hat diese Borniertheit denn nie ein Ende???) und sehr interessant: Eva Demski, Silvia Bovenschen, Lea Rosh und Margarita von Brentano. Der für mich interessanteste Satz stammt von Schriftsteller Durs Grünbein, dessen Text sich virtuos mit der Hilflosigkeit diverser Erklärungsmuster rechter jugendlicher Gewalt auseinandersetzt: „Vielleicht muß ein neuer Kult her, der Worte, Musik, Geistesgegenwart und Zivilcourage erotisch verbindet?... Ich gebe zu, das ist alles Gestammel...“

„Für eine zivile Republik“. Hrsg. von Wilhelm von Sternburg, Fischer TB 11829, 207 Seiten, 12,80DM.

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