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Ansturm auf Kupons

■ Investitionsfonds spekulieren bei Privatisierung mit

Prag (taz) — Die Aussicht auf schnelle Gewinne hat in der CSFR einen Ansturm auf die Privatisierungsbüros ausgelöst. Wenige Wochen bevor Tschechen und Slowaken die Aktien der bisherigen Staatsbetriebe für nahezu kostenlos verteilte Kupons erwerben können, müssen sie stundenlang auf die dafür notwendige Registrierung Schlange stehen. Am vergangenen Wochenende waren die Kuponbücher an allen Postämtern ausverkauft. Hatten sich bis Anfang Januar nur rund 447.000 Bürger des 15 Millionen Einwohner zählenden Staates registrieren lassen, so sind es inzwischen mehr als 2,5 Millionen. Allein in der letzten Woche hat sich die Zahl verdoppelt.

Das sprunghaft gewachsene Interesse hat seinen Grund vor allem in der großangelegten Publicitykampagne der Investitionsfonds. Die Diskussion in Kneipen und Wohnzimmern wird von den Angeboten der „Harvard Capital und Consulting“ bestimmt. Dieser Fonds, der den Namen der amerikanischen Universität ohne Berechtigung geschickt für seine Zwecke nutzt, bietet seinen Kunden eine minimale Verzehnfachung ihrer Einlagen innerhalb eines Jahres an. Während viele Bürger bisher keine Vorstellungen über die Höhe der zu erwartenden Dividenden hatten, macht Harvard ihnen auf einfache Art und Weise deutlich: für 1.035 Kronen, die sie für eine Aktie zahlen müssen, erhalten sie beim Verkauf im nächsten Jahr 10.350 Kronen.

Die geistigen Väter der Kuponprivatisierung, allen voran Finanzminister Václav Klaus, können bei diesem Angebot nur ungläubig mit den Köpfen schütteln. Wer in der Hoffnung auf schnelle Gewinne seine Aktien dem Fonds verkaufe, sei kurzsichtig. Grund: Nach bisherigen Berechnungen wird der Wert der Anteilscheine, die jeder CSFR-Bürger für seine 1.035 Kronen erhält, bei rund 130.000 Kronen liegen. Da alle acht Millionen Kuponbücher bereits ausverkauft sind, wird vermutet, daß die Fonds damit spekulieren. Die tschechische Regierung, die neue Monopole befürchtet, möchte nun den Anteil der Fonds an einem Betrieb auf 20 Prozent begrenzen. Zudem wurde eine Unterbrechung der Registrierung erwogen, um die fehlenden Kuponbücher nachzudrucken. Um den Privatisierungsprozeß jedoch nicht noch weiter zu verzögern, entschied man sich für eine Ersatzlösung, die an die Mangelwirtschaft realsozialistischer Zeiten erinnert: Die Postämter kaufen ungebrauchte Kuponbücher zurück und stellen Ersatzregistrierkarten her. Für die langen Warteschlangen will Klaus jedoch keine Verantwortung übernehmen: Schließlich hätten sich die Bürger bereits im letzten Jahr registrieren lassen können. Sabine Herre

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