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Anschlag auf CDUler

■ Bombe gegen Köhlers Privathaus / Bekennerschreiben zu Westsahara

Hannover (taz) – Am Haus des Vorsitzenden der deutsch-marokkanischen Freundschaftsgesellschaft, Volkmar Köhler, ist in Wolfsburg in der Nacht zum Sonntag ein Sprengkörper detoniert. Dabei entstand im Eingangsbereich des Hauses Sachschaden in Höhen von mehreren tausend Mark. Die Bundesanwaltschaft ordnete den Sprengstoffanschlag gestern der „Antiimperialistischen Zelle“ zu. Die Diktion eines Bekennerschreibens, das am Tatort gefunden worden sei, lasse auf die „Antiimperialistische Zelle“ als Urheber des Anschlages schließen, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft gestern.

In den anonymen Bekennerschreiben werde dem CDU-Politker Köhler vorgeworfen, jahrelang die Besatzungspolitik des marokkanischen Regimes in der Westsahara unterstützt zu haben. Volkmar Köhler war von 1982 bis 1989 Parlamentarischer Staatssekretär im Bonner Entwicklungshilfeministerium und bis 1994 CDU-Bundestagsabgeordneter.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wurden im Eingansbereich von Köhlers Haus in Wolfsburg insgesamt zwei Sprengsätze deponiert, von denen jedoch nur einer am Sonntag früh gegen ein Uhr detonierte. Zu dieser Zeit sei niemand in dem Haus gewesen. Der Anschlag richte sich eindeutig gegen Köhlers Tätigkeit als Vorsitzender der deutsch-marokkanischen Freundschaftsgesellschaft. Das anonyme Bekennerschreiben beschäftige sich ausführlich mit der Situation in Marokko und in der besetzten Westsahara. Die Antiimperialistische Zelle, gegen die die Bundesanwaltschaft seit längerem nach Paragraph 129a wegen Bildungs einer terroristischen Vereinigung ermittelt, soll auch für den Anschlag auf ein CDU-Büro in Bremen und für die Schüsse auf das Haus der Arbeitgeberverbände in Düsseldorf verantwortlich sein. Entstanden sei die Zelle als eine Gruppierung, die mit der 1992 von der RAF verkündeten Kampfpause nicht einverstanden war. ü.o.

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