Anrainergipfel in Helsinki: Die Ostsee wird gerettet
In Helsinki erklären sich Unternehmen, Politik und Institutionen bereit, die weitere Verschmutzung der Ostsee zu verhindern. Doch es kann bis zu 30 Jahre dauern, bis sich Veränderungen zeigen.
STOCKHOLM taz | Eine Hotelkette in Estland verspricht, nur noch Wasch- und Spülmittel ohne Phosphate zu verwenden. Die Passagierschiffterminals in St. Petersburg, Malmö und Kopenhagen wollen ihre Abwässer der Kreuzfahrtschiffe anders entsorgen. Die finnische Tochter eines großen deutschen Elektrokonzerns spendiert 50.000 Euro für den Ausbau der Landstromversorgung, damit Schiffe in Helsinki nicht mehr mit laufenden Motoren am Kai liegen müssen. Und Schwedens Regierung verspricht eine Verdopplung ihrer Investitionen für Abwasserreinigung auf neun Millionen Euro.
Mittwoch war der Tag der Versprechungen in Helsinki, nachdem es in den letzten Jahrzehnten an Ostseekonferenzen mit wohlfeilen Abschlussdokumenten über die Wichtigkeit, doch endlich etwas zur Rettung der Ostsee zu tun, wahrlich nicht gemangelt hatte - und die Ostsee trotzdem immer mehr erstickt.
Deshalb hatten finnische Geschäftsleute eine private Initiative gegründet, die Baltic Sea Action Group (BSAG), und zu einem Gipfel in die finnische Hauptstadt gerufen. Unternehmen, Politik und Institutionen sollten konkrete Versprechungen zur Verlangsamung oder Verhinderung einer weiteren Verschmutzung der Ostsee oder für Sanierungsarbeiten vorlegen. 138 waren bis zum Gipfel in Helsinki zusammengekommen. Und der ist erst als Beginn einer Mobilisierungswelle gedacht, die rund um die Ostsee laufen soll.
Von Russlands Premier Wladimir Putin bis zu Schwedens König Carl XVI. Gustaf waren alle Ostseeanrainer mit Staatsoberhaupt oder Regierungschef in Helsinki vertreten. Allein Deutschland begnügte sich mit CSU-Bundesagrarministerin Ilse Aigner. Es sei tragisch und unerträglich, dass es gerade die Ostseeanrainer, die zu den reichsten Staaten gehörten, geschafft hätten, die Ostsee zu einem der schmutzigsten Meeresgebiete der Welt zu machen, kritisierte Finnlands Staatspräsidentin Tarja Halonen zur Eröffnung.
Die mehr oder weniger gereinigten Abwässer von 90 Millionen Menschen, Industrieeinleitungen und noch immer viel zu viel Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft wandern in das Binnenmeer. Dazu kommen der wachsende Schiffsverkehr und die Schadstoffbelastung vom Festland, vor allem durch Verkehrsabgase. Und was erst einmal in der Ostsee gelandet ist, bleibt lange dort. 30 Jahre dauert es, bis sich das Ostseewasser einmal austauschen kann.
"Es muss etwas getan werden, und das schnell", appellierte Halonen. "Wir werden ein Auge darauf haben, dass die Versprechungen auch eingehalten werden", verspricht Saara Kankaanrinta von der Initiative BSAG.
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