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Anne Haeming Der WochenendkrimiAllein wegen der Autoverfolgungsjagden bitte unbedingt mit Beamer schauen!

Jean Reno als Vincent in „Ronin“Foto: RTL2

Hat jemand dieser Tage mal in den neuen Dreieinhalbstunden-Whopper von Martin Scorsese für Netflix reingeschaut? „The Irishman“? Wenigstens in den Trailer? Robert De Niro spielt, klar, einen Mafioso, einen Gangster alter Schule, der in den 60ern und 70ern nach allen Regeln der Kunst rumkriminellt.

Und jetzt die Offenbarung: Er sieht in dem modernen Banditenbandenklassiker „Ronin“ ­genauso aus. Und der ist von 1998.

Profigangster, mit allen Wassern gewaschen, auch hier, De Niro perfektioniert das Gangsterfach. Er und eine Handvoll anderer Auftragskrimineller machen sich von Paris aus auf, einer anderen Bande einen Koffer abzujagen, die Russen haben auch die Finger drin, muss ja. Maulwürfe, schnelle Morde, undurchsichtige Allianzen inklusive, dazwischen Abstecher nach Nizza mit Blick aufs Wasser, in „eine Stadt namens ­Arles“ und wieder Paris.

Aber von wegen „eine Handvoll anderer“, ts – die Besetzung ist allererste Sahne: Natascha McElhone (die leider jede Actionszene mit Wallehaaren spielen muss, superglaubwürdig halt, ne), Jean Reno, Stellan Skarsgård, okay, vielleicht auch Sean Bean (Boromir in „Herr der Ringe“). Und Kati Witt als russischen Lockvogel mal wieder auf dem Eis zu sehen für den Showdown ist auch eine feine Sache (Wer das super Interview mit ihr in der taz neulich nicht gelesen hat, bitte nachholen!). Ja, genau, so alt ist das Ding.

Nun könnte man sagen: Gangsterfilme, für die eine Truppe wild zusammengewürfelt wird, sind als Genre echt durch – „Ladykillers“ von 1955, „The Italian Job“ von 1969, die ganzen Ocean-Versionen, es reicht. Und natürlich ist die Story eher zu vernachlässigen. Darum hier auch nicht mehr zum Inhalt, wozu auch. Denn „Ronin“ ist aus einem anderem Grund legendär. Ja, ­Regisseur John Frankenheimer hat diese mittelalten Figuren so inszeniert, dass sie weit mehr sind als Abziehbilder, auch das macht „Ronin“ zur Extraklasse.

Aber wer den Film damals 1998 auf der großen Leinwand gesehen hat, wird sich vor allem an eine Sache erinnern: die ­irren Autoverfolgungsjagden. Durch Paris, Nizza, Arles, wieder Paris. Sie sind lang, sie sind verdammt schnell, und sie röhren, als seien sie allesamt eine Hommage an „C’était un rendez-vous“ von Claude Lelouch von 1976.

Diese minutenlange Porsche-Düserei durchs morgendliche Paris, über alle roten Ampeln weg – zong. Heißa, was ein Ritt. Für Samstagabend gilt ­daher: ein Königreich für einen Beamer.

„Ronin“. Sa., 22.50 Uhr, RTL2

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