Anja Krüger über das Geschäftsmodell der Autobranche: E-Autos sind nicht die Lösung
Der US-Autobauer General Motors kündigt Massenentlassungen und Werkschließungen mit Hinweis auf den Umbau zur E-Mobilität an. Auch in Deutschland fürchten viele, dass dieser Umstieg Jobs kostet. Die Branche ächzt dies- und jenseits des Atlantiks unter ihrer selbst verschuldeten Altertümlichkeit. Viel zu lange haben die Manager an umweltschädlichen Verbrennungsmotoren festgehalten. Lange wurde auch hierzulande E-Mobilität mit dem Argument abgewehrt, sie koste Arbeitsplätze. Ja, viele Stellen werden überflüssig, wie ExpertInnen schlüssig vorrechnen. Aber im digitalen Zeitalter entstehen gleichzeitig neue Jobs und Berufe, etwa für mobile Dienste. Wenn es den Beschäftigten der Autoindustrie nicht eines Tages so gehen soll wie denen im rheinischen Bergbau, müssen heute die Weichen für ein Umstellung der Produktion gestellt werden.
Denn eines wird nicht klappen: Die Fertigung von Autos mit Verbrennungsmotor einfach durch die Herstellung von E-Fahrzeugen zu ersetzen. Für die – zumeist – Herren in den Vorstandsetagen der Autobauer ist das einstige Hassobjekt E-Auto zum Rettungsring geworden. Mit E-Autos wollen sie ihr Geschäftsmodell retten. Und das ist das Fatale: Im Prinzip funktioniert das angeblich ökologische Auto genauso wie das herkömmliche. Auch Öko-Wagen verstopfen Straßen, benötigen selbst bei Stillstand viel Platz und fordern Unfallopfer. Sie verbrauchen andere Ressourcen als konventionelle Autos, aber davon ebenfalls viel zu viel.
Auch wenn die sozialen und ökologischen Herstellungskosten weit unter denen liegen, die konventionelle Fahrzeuge verursachen: Der wirkliche Preis auch für E-Autos ist hoch und wird nicht von denen bezahlt, die die Autos herstellen oder fahren. Ihn zahlen zum Beispiel die Menschen, deren Lebensgrundlage im Kongo oder im bolivianischen Hochland zerstört wird, um an die Rohstoffe wie Seltene Erden, Kobald oder Lithium für die Öko-Autos zu kommen. Die Lösung sind nicht andere Autos, sondern sehr viel weniger – und der rasanter Ausbau von Bus- und Bahnangeboten.
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