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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWarum ein einschlägiger Bekleidungsladen keine Ruhe findet Anhaltender Protest in Glinde

Das Bekleidungsgeschäft „Tonsberg“ in Glinde hat seit seiner Eröffnung mit Protesten zu kämpfen. Denn in dem Laden wird nur Thor-Steinar-Kleidung angeboten – eine Modemarke, die in der rechtsextremen Szene beliebt ist. Am kommenden Samstag ab 11.30 Uhr richtet ein Bündnis in der schleswig-holsteinischen Stadt nahe Hamburg erneut einen Aktionstag aus. „Die Betreiber sollen spüren, wie unerwünscht sie sind“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug (parteilos).

Am 16. September hatte Uwe Meusel das Geschäft auf dem Glinder Berg eröffnet. Wegen der anhaltenden Proteste stehen Wachleute vor dem Laden. Jeden Nachmittag kommen Glindener zu einer Mahnwache zusammen. Meusel gibt sich arglos: „Ich will hier bloß meine Brötchen verdienen“, sagte er unlängst der Presse.

Meusel war früher Geschäftsführer der Firma MediaTex, die Thor Steinar vertreibt. Nach den ersten Protesten soll er der Vermieterin signalisiert haben, er sei gegenüber der frühzeitigen Auflösung des eigentlich fünf Jahre laufenden Mietvertrages nicht abgeneigt – gegen Zahlung von 200.000 Euro.

„Ein unverschämtes Angebot“, sagt die Vermieterin. Keinen Cent will sie „diesen Leuten“ geben, strebt stattdessen vor dem Landgericht Lübeck eine Räumungsklage an. Denn sie fühlt sich getäuscht. Bei der Anmietung sei lediglich von Outdoor-Bekleidung gesprochen wurden, sagt ihr Rechtsbeistand.

Vor Ort in Glinde wird das Verhalten der Vermieterin begrüßt. Alle Fraktionen im Stadtrat, sagt Bürgermeister Zug, hätten sich gegen den Laden ausgesprochen und trügen die Gegenaktionen mit. Das Angebot des Betreibers, gegen Geld abzuziehen, findet Susanne Böhnert-Tank, Vizefraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, nicht hinnehmbar, „weder von der Summe, noch von der Symbolik her“. Sie hofft, dass der Laden wegen des Protests Verluste macht.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland