Angriff auf Server von rechter Agentur: Hacker outen NPD-Spender

Eine "No Name Crew" stellt 400 Namen von angeblichen Spendern der rechtsextremen NPD ins Netz. Weitere Daten sollen folgen, kündigen die Hacker an.

Wahlplakate von gestern. Der Feind der Neonazis lauert nicht im Wald, sondern im virtuellen Raum. Bild: reuters

HAMBURG taz | Neues Datenleck bei der NPD: Ominöse Hacker einer "No Name Crew" haben Daten von mehr als 20 Websites der neonazistischen Partei abgeschöpft - von Seiten von NPD-Größen bis zu Parteiuntergliederungen. Was die NPD besonders hart treffen dürfte: Im Internet haben die Hacker die Namen von über 400 angeblichen Parteispendern veröffentlicht.

Insgesamt steht eine mehrere Tausend Seiten umfassende Datenbank zum Download bereit. Weitere 5 Gigabyte sollen folgen, kündigte der Kopf der Hacker an, der sich Darkhammer nennt.

Die betreffenden Internetseiten reichen von der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik bis zum NPD-nahen Theorieorgan Hier & Jetzt und lagen allesamt auf dem Server der Firma "naweko - Agentur für Neue Medien". Ihr Inhaber ist Frank Franz, NPD-Vorsitzender im Saarland.

Auf der nach der Hackerattacke nur noch rudimentär vorhandenen Firmenwebsite wird erklärt, dass "bislang unbekannte Täter einen unserer Server angegriffen" haben. Bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken und beim Landeskriminalamt des Saarlandes sei Anzeige erstattet worden. Auch die NPD bestätigte den Hack, beschwichtigt aber hinsichtlich des erneuten Datenverlustes: Angeblich seien keine sensiblen Daten kopiert worden.

Manche derer, die jetzt mit Namen und Adresse bekannt wurden, dürften das aber anders sehen. Denn es finden sich auf der Liste mit den angeblichen NPD-Spendern nicht nur offen auftretende Kader der Partei. Summen über die Höhe der angeblichen Spenden fehlen aber.

Datenhack nichts Neues

Durch das Datenleck könnten der klammen Partei nun womöglich Unterstützer verloren gehen. Der ehemalige NPD-Bundesschatzmeister Erwin Kemna hatte immer betont, dass viele Spender sehr großen Wert darauf legten, anonym zu bleiben. Die Finanzprobleme der Partei sind groß, zumal Ende Mai das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die NPD zu einer Strafzahlung von rund 2,5 Millionen Euro wegen eines falschen Rechenschaftsberichts verurteilte - doppelt so viel wie in erster Instanz entschieden worden war.

Vor gut drei Monaten verlor die NPD schon einmal sensible Daten. Über 60.000 interne Mails der Partei waren der taz und anderen Redaktionen zugespielt worden. Kurz darauf wurden weitere Daten aus einem nichtöffentlichen Forum bekannt. Die Lecks verhagelten der NPD den Wahlkampf in Sachsen-Anhalt, wo die rechtsextreme Partei im März knapp an der Fünfprozenthürde scheiterte.

Aufruf zur Verschlüsselung

Seitdem wird auf rechtsextremen Szeneseiten immer wieder dazu aufgerufen, vorsichtiger im Umgang mit Daten zu sein und E-Mails zu verschlüsseln.

Nach dem jüngsten Hack warnt die Kameradschaftsszene in Norddeutschland vor "falschen Freunden in falschen Netzwerken". Sie beklagen den "naiven Irrglauben" an Anonymität und Datensicherheit im Internet und warnen vor sozialen Netzwerken wie Facebook: "Das 'Internet 2.0' ist wahrscheinlich das Beste, was staatlichen Verfolgungsbehörden je passieren konnte."

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