Angebot für Tempelhof : Strategisches Störfeuer
Es mag einem nicht passen, was sich da gerade zum Flughafen Tempelhof abspielt. Aber man muss den Fluggesellschaften einfach zugestehen, dass sie keine Möglichkeit unversucht lassen. Erst die Klage gegen die Schließung, nun das Übernahmeangebot von Germania und Windrose Air. Die Absicht ist klar: die Senatspolitik zu stören, den Laden am 31. Oktober tatsächlich dichtzumachen.
KOMMENTARVON STEFAN ALBERTI
Dass die Schließung aus Sicherheits- und aus Umweltgründen nicht nur für die unmittelbaren Anwohner, sondern für die ganze Stadt das Beste wäre, steht außer Frage. Schon eher fraglich ist, ob das wirtschaftlich tatsächlich das Beste ist. Denn beiden Seiten, Senat und Fluggesellschaften, kann man unterstellen, dass sie ihre Berechnungen zumindest nicht zu ihren Ungunsten anlegen. Dem Senat kann es nur passen, wenn er über ein Tempelhof-Defizit noch einen Grund mehr zur Schließung hat. Bei den Airlines ist die Frage, ob sie nicht ihr angebliches Plus über Verluste für den derzeit größten Flughafen Tegel errechnen.
Diese Sachlage zu prüfen ist Job der Luftfahrtbehörde. Das ist nominell eine unabhängige Einrichtung, die aber letztlich auch nicht in einem eigenen Universum bar jeglicher politischer Einflussnahme existiert. Es ist daher kaum anzunehmen, dass sie sich auf die Seite der Fluggesellschaften stellt.
Größere Gefahr droht dem Tempelhof-Aus von anderer Seite. Das Oberverwaltungsgericht und nicht die Politik muss nun über die Schließung entscheiden, gegen die sich die Airlines mit Eilantrag und Klage wehren. Das jetzt vorgelegte Übernahmeangebot wird mit Sicherheit ein Baustein in der Argumentation vor Gericht sein.
Fraglich ist generell, wieso wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für die Schließung sein sollen. Umweltschutz und Sicherheit reichen dafür eigentlich allein schon aus.